Zwei Geschlechter + Gas-Umlage / Fracking-Gas / Haus-Kontrolle / AKW + 16 Grad – Kältefrei + Drogen-Drama + Vergewaltigung – help-Zeichen + GNTM: War gesund, wurde krank + Männer in Frauengefängnissen + Celebrating Dissent + Scholz posiert vor Panzer

Zwei Geschlechter

Dass es zwei Geschlechter gibt, ist kein religiöser Unfug, dass ist Biologie: https://www.emma.de/artikel/viele-geschlechter-das-ist-unfug-339689

Gas-Umlage / Fracking-Gas / Hauskontrolle

Es ist spannend: Wem dient letztlich die Gasumlage, wer muss unter politischen Ideen leiden? Denn müssen die Unternehmen beweisen, dass sie ohne diese Umlage insolvent wären bzw. am Rande des Zusammenbruchs stehen? Den Sinn bzw. Unsinn der Umlage werden wir erst nachträglich herausfinden, wenn es denn noch sachlich herausgearbeitet werden darf. Wer kann zur Rechenschaft gezogen werden? Hinterher geht das so wie mit der Covid-Aufarbeitung. Es sei angemerkt, dass es seit gestern so aussieht, als würde die Gas-Umlage noch einmal überprüft werden.

Diese Frage der Rechenschaft stellt sich auch: Was ist, wenn durch die Grüne Verdunkelung der Städte, die Kriminalität steigt – das heißt Menschen vermehrt unter Kriminellen leiden müssen? Ist der Gedanke ganz abwegig? Warum schon so früh am Abend – da fängt für manche das Leben erst an? Was ist dann noch ein Urlaub in der Stadt? Wer finanziert die Verluste? Alles egal. Behörden können anordnen, dass das eine oder andere Licht anbleibt, wenn die Sicherheit es erfordert. Was wiederum einen massiven Aufwand an Arbeitskräften erfordert. Viele Beamten scheinen – so denkt es zumindest die Regierung – unterbeschäftigt zu sein, dass sie mit solchen Lappalien beschäftigt werden müssen. Wie schon vor geraumer Zeit geschrieben: Verdunkelungen sind Kriegszeichen. Unsere Verdunkelungen der Städte sind ein Zugeständnis an Putin. Er versetzt unser Land in Kriegszustand. Die Leute sind verängstigt, sie kuschen. Und wie bei Corona gelernt: Sie bleiben dann doch eher zu Hause. Frauen trauen sich sowieso schon nicht so oft weg. Haben also auch keine kriminellen Handlungen an sich zu befürchten.

Ich bewundere diejenigen, die eine solche sonderbare Politik noch verteidigen können. Ehrlich.

Frackinggas

Nun denn: Hier wollen sie im Land kein Frackinggas „ernten“ – wegen der Umwelt. Aber aus Kanada – diese Umwelt ist weit weg. Wieder mal typisch: Was wir aus Umweltgründen nicht wollen – holen wir uns bei anderen. Aber auch andere sind nicht sehr begeistert, so kanadische Umweltschützer. Mit denen muss sich jedoch unsere Regierung nicht herumschlagen – das ist Aufgabe der kanadischen Regierung. Also: So what? Geschäft ist Geschäft. https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/fracking-kanada-li.258356

Hauskontrolle

Echt? Der CDU-Günther aus Schleswig Holstein soll gefordert haben, dass die „Begrenzung der Raumtemperatur auch in Privatwohnungen möglich sein muss“ (https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/habeck-will-verdunkelungsplaene-schnellstmoeglich-umsetzen/ ) Sonderbare Politik scheint ansteckend zu sein. Vielleicht muss dann die 80jährige vom Rathaus eine Erlaubnis abholen, die sie nach intensiver Prüfung durch die dafür angestellten Beamten bekommt, es wärmer haben zu dürfen, weil sie im Alter mehr Wärme benötigt. Aber das lässt sich auch verhindern: Bekommt sie halt ein paar Decken aus dem Sozialfonds zugewiesen – allerdings erst, wenn der Erhalt mit zahlreichen Formularen bestätigt wurde. Ärzte, die Alten und Kranken und Familien mit Neugeborenen zu viele Befreiungen von Kälte ausstellen, müssen sich dann, denunziert, vor Gerichten verantworten.

Ach so, ich vergaß, man wollte die Alten ja in Turnhallen zum Wärmen unterbringen. Apropos Turnhallen: Bis die richtig warm sind! Aber dann will man wohl gaaaanz viele Alte und Kranke in den Turnhallen haben, damit sie sich gegenseitig wärmen – aber nur 4x geimpft, mit Test und FFP2 Maske.

AKW

Ich denke, die Grünen täuschen sich selbst. Oder ist das Taktik um ihrer Gesinnungsgenossen Willen? https://www.cicero.de/innenpolitik/robert-habeck-und-die-laufzeitverlangerung-die-grunen-sind-genies-darin-das-volk-uber-die-atomkraft-zu-tauschen Das beste aller Argumente – schon von Corona her bekannt: Möchtest Du verantworten, wenn etwas passiert?

Corona

Nun sollen alle wieder im öffentlichen Verkehr FFP2 Masken tragen? Die Politik raubt einem den Atem. Schon wieder. Benebelte Leute sind braver.

16 Grad – Kältefrei

Kann sich noch jemand daran erinnern, dass es im Jahr 2006 an Schulen Kältefrei gab, weil es in den Klassen nur 16 Grad warm war? https://www.welt.de/print-welt/article190369/Kaeltefrei-wegen-eisiger-Klassenzimmer.html GrünHabeck denkt sich: Seit Corona sind alle abgehärtet: https://www.news4teachers.de/2020/12/ist-das-zumutbar-schueler-und-lehrer-bekommen-den-wintereinbruch-zu-spueren-unterricht-bei-offenen-fenstern-und-24-grad-raumtemperatur/ Wenn man damals die Leute frieren lassen konnte, dann natürlich auch, wenn es um Energiesparen geht. Übrigens gelten die 16 Grad nur für die, die eine mittelschwere Tätigkeit überwiegend im Stehen oder Gehen ausüben. Und diejenigen, die schwer zu schuften haben, müssen sich mit 12 Grad zufrieden geben. Hat was Positives, das muss man der Regierung zugestehen: Dann schwitzen sie nicht so stark. Aber wehe, sie schwitzen, dann ist 12 Grad gefährlich – für die Gesundheit. Aber macht nichts. Hauptsache, man hat Energie gespart, weil die Regierung unfähig ist, vernünftige Politik zu machen.

Gibt es eigentlich unabhängige Kontrolleure, die in den Ministerien und Redaktionen die Temperatur unangekündigt kontrollieren? Wäre ein neuer Berufszweig für Unbestechliche.

Ich hätte noch einen Tipp zum Energiesparen: Sämtliche Gefriertruhen müssen aus den Geschäften und den Privathäusern! Kontrolliert von der Gefriertruhen-Polizei. Dann haben wir mehr Energie gespart, als wir überhaupt an Energie zur Verfügung hatten. Denn das wundert mich immer bei all den Energiesparvorschlägen, die man so zu lesen bekommt: Wenn X gemacht wird, spart man 30% der Energiekosten, wenn man Y macht 50%, wenn man dann noch die Gefriertruhen abschaltet, müsste man noch 80% mehr Energie einsparen. 😉 Besonders krass fand ich den Vorschlag: WLAN abzuschalten. Was man da alles sparen kann! Das wurde einem vor Augen gerechnet. Dann allerdings am Ende die Warnung: Wenn man das macht, ist das Telefon stillgelegt, kann die Telefongesellschaft denken, dass eine Störung vorliegt und entsprechend reagiert usw. Was für ein Unfug überall propagiert wird, statt zu sagen: Hallo, Regierung, ihr übertreibt! Ändert eure Politik und es ist genug Energie vorhanden.

Drogen-Drama

Nachdem ein junger Mann aufgrund von Drogen auf einer so genannten Drogenparty gestorben ist und andere vergiftet sind, wird in dem Beitrag nicht vor Drogen gewarnt, sondern es wird darauf hingewiesen, dass das Schweizer Modell angewendet werden könne: https://www.focus.de/panorama/welt/rekonstruktion-der-nacht-toedliches-drogen-drama-in-hamburg-was-geschah-in-zimmer-716_id_137086854.html

Welches Modell auch immer: Drogen zerstören Dich!

Vergewaltigung – Help-Zeichen

Ein sonderbarer Artikel: Ein Mädchen wandte das Help-Zeichen an, damit Menschen sie aus den Klauen eines Mannes befreien: https://www.focus.de/panorama/welt/maedchen-nutzte-das-signal-for-help-14-jaehrige-auf-spielplatz-vergewaltigt-verdaechtiger-war-polizeibekannt_id_137076089.html Und dann finden wir im Artikel den Hinweis, dass der junge Mann polizeibekannt gewesen sei, dass er Mädchen mit Nacktfotos erpresst habe, dass ein weiteres Verfahren wegen Vergewaltigung anhängig sei, aber keine einschlägigen Verurteilungen aufzuweisen sind.

Was lief also hier wieder übel?

GNTM: War gesund, wurde krank

Das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe – wenn ich mich richtig erinnere – einmal die GNTM gesehen. Ich fand das, was da mit den Mädels gemacht wurde, katastrophal unmenschlich. Und das wird gezeigt, immer noch. Dass da manche einen seelischen Schaden bekommen haben, kann ich mir gut vorstellen. Zudem: was sind das für Knebelverträge! Alle wissen das – und machen dennoch mit. Kennen wir doch irgendwoher. War das nicht bei Weinstein? (der auch wieder medial präsent ist.) Wo bleiben die #MeToo Aktivistinnen? https://www.stylebook.de/life/interviews/simone-kowalski-gntm-machte-mich-krank

Männer in Frauengefängnissen

In Hamburg sollen Männer auch in Frauengefängnissen untergebracht werden, wenn sie sich als divers ansehen und es wünschen. Die Frage ist – die auch im Beitrag gestellt wird: Wer schützt die Frauen?

Frauen geraten immer stärker unter Druck – und das in einer Zeit, in der wir dachten, dass Frauenrechte gestärkt werden. Unter der Hand werden sie wieder genommen. Frauenrechte werden unterlaufen, indem die Rechte anderer über die der Frauen gestellt werden.

Vielleicht sollten Gefängnisse eingerichtet werden für Menschen, die sich als divers ansehen, statt sie bei Frauen oder Männern unterzubringen: https://fairplayfuerfrauen.org/hamburg-neuregelung-strafvollzug-maenner-auch-in-frauengefaengnissen/ In Kalifornien gibt es das schon (habe ich mal gelesen), dass divers-Männer in Frauengefängnisse dürfen – die sind so liberal, dass sie es zulassen, dass Frauen durch Frauen schwanger werden. Natürlich sind Transfrauen für Frauen keine Bedrohung. Nur wer entscheidet, ob eine Transfrau eine Transfrau ist oder nicht ein divers Mann, der sich seine Zukunft in Frauengefängnissen besser vorstellen mag.

Celebrating Dissent

Menschen haben den Islam verlassen. In den kurzen Interview-Statements wird deutlich, dass sie Angst hatten, es wird deutlich, dass diese Religion sie vertrieben hat. Sie wandten sich vom Grund ihrer Angst ab, versuchen frei zu sein: https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/celebrating-dissent-2022-ex-muslime-berichten-darum-haben-sie-den-islam-verlasse-81080780.bild.html

Scholz posiert vor Panzer

Was hätte Bundeskanzler Scholz wohl gesagt, wenn man ihm vor einem Jahr gesagt hätte: Im nächsten Jahr posieren sie vor einem Panzer! (Siehe Tagesschau vom 25.8.2022)

Es ist schon verrückt: In Finnland wird eine Regierungschefin öffentlich diskutiert, weil Videos veröffentlicht wurden, die sie ausgelassen auf einer Party zeigen (Vertrauensbruch) – hätte wohl eher vor einem Panzer posieren sollen – noch besser, vor einer abgeschossenen russischen Maschine. Wie die ukrainische Frau des Regierungschefs, die als Modell auftrat: https://www.vogue.de/lifestyle/artikel/olena-selenska-first-lady-ukraine-portrait-des-mutes-interview.

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Wissen ist nicht lieben

War es C.S. Lewis, der sagte, dass Satan weiß, dass es Gott gibt. Aber er liebt ihn nicht? Was auch in den Evangelien deutlich wird. Der vom Bösen Ergriffene weiß, dass es Gott gibt, er liebt Gott nicht nur nicht, er bekämpft ihn auch.

Von Gott Wissen heißt nicht,
ihn zu lieben,
an ihn zu glauben, das heißt: ihm vertrauen,
sich um Gottes Erkenntnis zu bemühen,
ihm zu folgen. 

Das Ziel:
Wissen mit Liebe verbinden.

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Waschlappen – ein Grünen Logo + Lovescamming + Pflegekräfte erzwingen + Callcenter: Moderne Sklaverei / Saudi Arabien: 34 Jahre Haft / Katar: Ausweisung von Arbeitern + Rassistischer Winnetou + Reichelt stört die Tagesschau / Demonstrierende Arme + Wärmepumpe und Energetisch sanieren + Fleischhauer + RBB – ÖRR und Schlesinger + Mali

Ich gebe meine politische Abstinenz auf und beginne wieder, ein paar Themen anzusprechen, die mir aufgefallen sind:

Waschlappen – ein Grünen Logo

Der Vorschlag vom Grünen Kretschmann, dass die Deutschen mehr Waschlappen benutzen sollen, finde ich klasse. Gibt im Grunde das Ziel der Grünen seit Jahren wieder. Es könnte zum Symbol für Grüne Politik werden: Der Waschlappen. Meinetwegen mit Sonnenblume. (Ein Foto hoffe ich in den nächsten Tagen beibringen zu können. Habe keinen grünen Waschlappen zur Hand – auch keine Sonnenblume in angemessener Größe. Und das digital herzustellen, ist mir ein wenig mühsam.)

Aspekte verheerender Politik sind auch die Verdunkelungen in den Städten. Und alle machen mit. Unterstützen damit das politische Versagen. Vielleicht werden die dunklen Städte Symbol für die Ampelkoalition: Es wird dunkel im Land. Oder: Zwangsstählisierung des Volkes – oder 16-Grad-Kranke-Menschen. Biologistisch gesagt: Alles eine Frage der natürlichen Auslese.

Habeck- und Scholz-Sprech

Habeck soll in einfacher Sprache sprechen und die Welt entsprechend erklären – nicht so Scholz. Das meint zumindest dieser Beitrag: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/scholz-habeck-105.html Und das empfinde ich als eine sehr sonderbare Beobachtung – dass Habeck verständlich spricht. Kann aber auch an mir liegen, dass ich einem solchen Sprech intellektuell nicht gewachsen bin. Schön also, dass mir die Tagesschau erklärt, dass die habecksche Kommunikation anders als die von Scholz verständlich ist.

Vor allem sprechen die Bilder: ohne Maske im Flugzeug. Aber das haben andere schon mit Verwunderung festgestellt. Regierung ist nun mal was anderes als das Volk – ein Begriff, den Habeck übrigens bekanntlich nicht gerne verwendet. https://www.tagesspiegel.de/politik/ohne-masken-im-regierungsflieger-wenn-fuer-die-da-oben-andere-regeln-gelten/28620212.html bzw. https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/infektionsschutzgesetz-bitte-keine-allgemeine-maskenpflicht-ld.1699254

Und so gibt es natürlich die nötigen Regierungsapologeten – und die nötigen Regierungskritiker. Und das macht das Thema spannend: Wer verteidigt wie und warum… Wer angreift ist klar. Das sind immer dieselben. Opposition ist in einer Demokratie wichtig. Aber wer die Regierung ständig bei noch so sonderbaren Dingen verteidigt, sind auch immer dieselben – wird das allen so deutlich? Wäre gut. Zur besseren Einordnung.

Lovescamming

Lovescamming betrifft nicht nur Frauen – auch das Mitleid von Männern wird ausgenutzt: https://www.echo-online.de/lokales/darmstadt/hilfsbereitschaft-trieb-einen-darmstadter-fast-in-den-ruin_25665655

Pflegekräfte erzwingen

Das ist typisch für die moderne ideologische Politik: Sie will die Leute zu was zwingen, aber vollkommen losgelöst von der Realität. Zum Beispiel sollen Stationen mit genügend Pflegekräfte ausgestattet sein. Doch was ist, wenn es sie nicht gibt? Genauso wie mit den E-Autos und vielem anderen: Es sollen möglichst alle E-Autos und Wärme-Pumpen haben – aber das funktioniert alles schon jetzt hinten und vorne nicht. Die Politik – samt ihrer Medien – hysterisiert die Bevölkerung und hetzt sie hierhin und dahin. Sie kommt gar nicht mehr zur Ruhe. Hat diese Ideen und jene – und ein hysterisierter Teil der Bevölkerung samt der medialen Menge rennt diesem und jenem nach. Menschen in Stress versetzen – dann hat der Stresser bekanntlich gute Karten, die Menschen zu beherrschen.

Callcenter: Moderne Sklaverei / Saudi Arabien: 34 Jahre Haft / Katar und Zwangsarbeiter

In Südostasien sollen zahlreiche Menschen wie Sklaven behandelt worden sein, sie wurden gezwungen, Menschen online und am Telefon zu betrügen: https://www.spiegel.de/ausland/suedostasien-hunderte-menschen-muessen-in-betrugs-callcentern-arbeiten-a-de7b5ae0-a6ea-4c37-82d3-41e71e48aed7

Eine Frauenrechtlerin pocht auf das Recht der Frauen – und der islamistische (oder sonstwas) Saudische Staat gibt ihr dafür 34 Jahre Haft: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/saudi-arabien-twitter-haft-101.html

Der andere islamistische oder sonstwas-Staat, Katar, hat Arbeiter, die für ihr Recht kämpften, festgenommen und ausgewiesen: https://www.rnd.de/panorama/katar-protestierende-arbeiter-festgenommen-und-ausgewiesen-OZO7BOIY5OAXD6UBQTINEQOCUE.html Angeblich will nun der Staat die nicht bezahlten Löhne ausbezahlen. Hoffentlich bleiben Journalisten und Menschenrechtler dem auf der Spur.

Rassistischer Winnetou

Auch das Thema wird seit Tagen heiß diskutiert: Verlag nimmt Winnetou Kinderbuch aus dem Programm. Die Vorwürfe sind bekannt: kolonialistisch, rassistisch usw. usw. usw. https://www.tagesschau.de/kultur/winnetou-buecher-ravensburger-101.html Gut, dass unsere Kultur etwas sensibler wird. Nicht gut, dass das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Also, liebe Kinder, lest die Original Karl May-Bücher. Dann könnt ihr selbst entscheiden, ob sie rassistisch usw. sind. Denn ihr sollt doch zu Menschen heranwachsen, die selbständig werden und selbständig Entscheidungen treffen könnt und nicht von irgendwelchen Erwachsenen gesagt bekommt, was ihr lesen sollt und was nicht. Fachwort dafür: mediale Kompetenz entwickeln. Das könnt ihr aber nicht, wenn ihr nur das lest, was euch ein paar Leute vorgeben und sagen, wie ihr es zu beurteilen habt.

Reichelt stört die Tagesschau / Demonstrierende Arme

Es sieht ganz so aus, als würde der Journalisten-Kollege Reichelt den ÖRR-Journalisten der Tagesschau ein Dorn im Auge sein. Darum muss flugs das Schimpfwort „Rechtspopulistisch“ her: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/reichelt-youtube-101.html Man muss möglichen Konkurrenten – und sind sie auch noch so klein – schon recht früh das Wasser abgraben. Denn das darf doch nicht sein, dass da jemand seine eigene Meinung vertritt! Ach so – das kommt vom „Faktenfinder“ – also schaut euch bloß nicht mehr den Reichelt an. Also, so was darf man sich nicht anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=vNw4S1d6MHk

Demokraten müssen nicht mit allem einverstanden sein, was ein anderer sagt, sie müssen auch nicht damit einverstanden sein, wie er etwas interpretiert, wie er etwas in Zusammenhänge einbettet. Aber die Auseinandersetzung ist argumentativ zu führen und nicht mit Totschlagbegriffen.

Medial ist übrigens auch spannend zu sehen, dass die möglichen Demonstrierenden gegen die sonderbare Politik schon jetzt rechts bzw. links zugeordnet werden. Wahrscheinlich auch als Putin-Unterstützer. Denn, so die voraussichtliche Argumentation, wer die sonderbare Politik kritisiert, treibt einen Keil in die Gesellschaft und unterstützt damit Putin, der das Land spalten will. Dann wissen diejenigen, die medial unkritisch sind, wenigstens, wie sie die bösen Demonstrierenden einzuschätzen haben. Zudem werden rechtzeitig Umfragen gestartet werden, die wiedergeben, was einflussreiche Medien seit Monaten vorgekaut haben. Und die Menschen, die in Armut rutschen? Sie haben medial nur noch wenig Stimmen, denn wenn sie demonstrieren, sind sie schon unter dem Stigma: rechts/links /Putin-Handlanger einzuordnen – damit nicht ernst zu nehmen.

Allerdings sind Arme dann ein allerliebstes Thema für manche Sendung, wenn an einem braven nicht demonstrierendem Beispiel gezeigt werden kann, wie traurig das Leben eines armen Menschen ist. Lieber wäre zumindest mir, sie würden den armen Menschen unterstützen, sich mit anderen zusammenzutun, um gegen eine verkorkste Politik zu demonstrieren.

*

Es sei angemerkt: Wir wissen alle, dass es Idioten gibt, Menschen, die sich nicht im Griff haben. Denen dann die Sicherung durchbrennt und die dann andere angreifen. Es darf aber in einer Demokratie nicht sein, dass solche einzelne enthemmte Idioten verwendet werden, um gegen eine ganze Gruppe zu agitieren.

Wärmepumpe

Was ich in Hinblick auf die Wärmepumpe interessant finde: Es begann auf einmal ein WärmepumpenHype. Kaum einer wusste von Wärmepumpen bis auf ein paar Experten und Menschen, die mit Briten zu tun haben. Aber dann: Regierung wollte Wärmepumpen – viele Medien sprangen auf – nach dem Motto: Wärmepumpen, die Rettung! Und dann? Dann haben ganz viele Leute solche für viel geliehenes Geld angeschafft. Dann kommen jedoch immer mehr kritische Stimmen, weil die Regierung auch ein wenig Abstand vom Wärmepumpenzwang genommen hat: Wärmepumpen machen Nacht-Geräusche, Wärmepumpen benötigen Strom, viel Strom, Wärmepumpen sind nicht für alle Gebäude geeignet usw. usw. usw. Und dann müssen sich die armen Leute, die sich vom medialen Hype anstecken ließen, sagen lassen: Leute, (manche sind so doof, die ) kaufen doch tatsächlich Wärmepumpen, obgleich sie für sie, ihr Haus, ihre Ausgangssituation nicht relevant sind.

Energetisch sanieren

Wir sind in letzter Zeit durch manche Dörfer und Städte gekommen. Dabei haben wir uns Gebäude von außen betrachtet. Wie viel heruntergekommene Mehrfamilienhäuser es gibt! Ich frage mich: Die sollen alle energetisch saniert werden? Die Besitzer hatten schon jetzt kaum Geld, um sie instand zu halten. Wie denkt sich eine ideologische Politik die Sanierungen ganz konkret? Und dann: Wie sieht es aus mit Krediten bei über 60 jährigen, die ja vielfach zumindest Besitzer von nicht energetisch sanierten Einfamilienhäuser sind? Klar, sie können die Kredite nicht mehr abbezahlen. Aber daran wird die Verkorkstheit der politischen Ambitionen deutlich. Vielleicht ein Tipp: Enteignen! Enteignen klingt so negativ. Das darf nicht so genannt werden, könnte böses Blut machen. Irgendeiner TOP-Werbefirma wird sicher für viel Geld – gesponsert vom Bauministerium, auf Deutsch: letztlich von den Steuerzahlern, die dann übers Ohr gehauen werden sollen – ein guter Begriff einfallen. Vielleicht: „Lebenserleichterung“? Kurz: Menschen bezahlen ihre eigene Erniedrigung.

Fleischhauer

Mal wieder was von Fleischhauer in meinem Blog: https://www.focus.de/politik/deutschland/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-die-absage_id_134441900.html Auch bei der CDU: Einfach ein paar Leute in einen Topf stecken, der igitt ist – und dann ein gutes Gewissen haben. Wer möchte eine solche Politik? Die haben wir schon zur Genüge. Die brauchen wir nicht auch noch von einer CDU, die sich neu angepasst positionieren will.

RBB – ÖRR und Schlesinger

Meine Frage ist: Da werden nun der RBB und Schlesinger natürlich abgecancelt. Und der gesamte andere Teil des ÖRR muss sich keine Vorhaltungen machen lassen? Geht da wirklich alles transparent zu und geht man finanziell verantwortungsvoll mit den Geldern um, die man der Bevölkerung abnimmt? Ist das, was Schlesinger gemacht hat, wirklich nur auf sie zurückzuführen – und keiner hat davon gewusst? Wieweit muss die Politik endlich eingreifen, die ja dem ÖRR den Gefallen tut, ständig die Beiträge – ich nenne sie Steuern – zu erhöhen?

Ich bin vor allem gespannt, ob Frau Schlesinger gegen die fristlose Kündigung Klage erheben wird. Denn was hat sie letztlich getan, das juristisch relevant wäre? https://www.sueddeutsche.de/medien/rbb-schlesinger-1.5643395 Ich bin in diesen Fragen Laie – aber gerade darum stellen sich wohl so naive Fragen.

Apropos Unschuldsvermutung: Gilt nicht mehr, wenn die Öffentlichkeit schon verurteilt hat. (Ich setze absichtlich kein Fragezeichen. Das wäre Augenwischerei.)

Nachtrag: Forderung von Strukturreform https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/ard-und-zdf-runter-vom-hohen-ross-ld.1699431

Mali

Eine Verlängerung des Mandats war schon lange fragwürdig. Werden jetzt die Soldatinnen und Soldaten allein gelassen? Von daher ist das wichtig: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehreinsatz-in-mali-union-beantragt-sondersitzungen-im-bundestag-a-d4c2ea16-b48c-4c64-a2dc-32872ff8ba37 – aber warum jetzt erst? Im Beitrag ist von Fürsorgepflicht die Rede – und die muss auch die Psyche im Blick haben! Und was will Baerbock denn noch in Mali – das heißt nicht sie, sondern unsere Soldaten, die Baerbock da haben will, obgleich sie dort nicht willkommen und gefährdet sind? Was hat das mit der Selbstbestimmung eines Landes – in diesem Fall Mali zu tun?

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Deutsche Kriegslieder 3

In wenigen Tagen werde ich meine politische Abstinenz beenden.

*

Der kommende Held

Spannend ist das Lied, das der Journalist und Schriftsteller Ernst Leibl (1895-1982) 1917 gedichtet hat (übernommen aus: https://www.volksliederarchiv.de/wir-heben-unsre-haende-aus-tiefster-bittrer-not/ ). Er stand dann später den Nationalsozialisten nahe, trat 1939 in die NSDAP ein und hat nach dem Krieg Einfluss in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Das Gedicht sei ganz zitiert, weil an ihm etwas verdeutlicht werden soll:

Wir heben unsre Hände
aus tiefster bittrer Not.
Herr Gott, den Führer sende
der unsern Kummer wende
mit mächtigem Gebot
mit mächtigem Gebot

Erwecke uns den Helden
den seines Volks erbarm
des Volks, das nachtbeladen
verkauft ist und verraten
in unsrer Feinde Arm

Erwecke uns den Helden
der stark in aller Not
sein Deutschland mächtig rühret
dein Deutschland gläubig führet
ins junge Morgenrot

Wir weihen Wehr und Waffen
und Herz und Mund und Hand
Laß nicht zu Schanden werden
dein liebstes Volk auf Erden
und meiner Mutter Land

Die Erwartung, dass ein Führer kommen möge, war da. Und weil sie da war, konnte sie blind machen für Realitäten – für Menschen, die sich als Führer ansahen, ausgaben, verehrt wurden. Hitler kam. Schon wenige Jahre später, nachdem das Lied veröffentlicht worden war, begann er sich zu rühren, bis er 16 Jahre später Menschen vernichtete, das Volk ins Unglück führte, Länder verheerte, zum Symbol für Menschenverachtung und Brutalität wurde. Nicht nur, weil er es selbst war, sondern weil er das Schlechte, Bösartige im Menschen weckte, sodass viele seine willfährigen Vollstrecker wurden.

*

Ich finde das Gedicht spannend, weil es im Alten Testament einen Bericht darüber gibt, dass das Volk Israel sich einen König wünschte. Gott wollte ihm keinen König geben. Das Volk forderte weiter. Gott erfüllte die Forderung des Volkes, nicht aber, ohne dass sein Diener Samuel dem Volk sagt, was es alles zu erleiden hat, wenn sie einen König haben: die Söhne müssen für ihn arbeiten, im Krieg kämpfen, den Krieg finanzieren. Die Töchter werden weggenommen werden, der Besitz wird weggenommen und seinen Hofleuten übergeben, er wird Steuern eintreiben, um seine Leute bezahlen zu können, usw. „Ihr werdet seine Sklaven sein!“ Dann wird das Volk zu Gott rufen, wegen dieser brutalen Könige, aber Gott wird seine Ohren verschließen. Trotz dieser Warnung wollte das Volk einen König: Dann werden wir auch so sein wie alle anderen Völker (1. Samuel 8). Dann wird über die Könige berichtet, die sich an Gottes Willen orientierten, und die Könige, unter denen das Volk besonders zu leiden hatte. Es kam dann nicht mehr auf Gott an, obgleich er sein Volk begleitete, – sondern auf den jeweiligen Menschen: Hat er Gottes Willen getan oder nicht? Der König war also nicht mehr automatisch „der Wille Gottes auf der Erde“. (Dass die Darlegungen Probleme beinhalten, sei hier nicht weiter vertieft – dazu s. : https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/mensch/frieden-krieg-1/ )

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Von Ina Seidel gibt es in ihrem Gedichtband: Neben der Trommel her, Gedichte von 1915 auf Seite 13 ein „Deutsches Winterlied“. In diesem besingt sie den Winter und dass die Deutschen anders als die anderen dem Winter standhalten, weil sie so heiß, heldenhaft und stark sind. Die letzte Zeile lautet: „Deutscher Winter, komm über die Welt!“ – und der deutsche Winter kam, aber anders als gedacht. Von daher hat das Gedicht wohl keinen Eingang in die Gesammelten Gedichte aus dem Jahr 1937 gefunden (es sei denn, es hat einen anderen Titel bekommen).

Aber nicht nur der Deutsche Winter wird erfleht, sondern es wird der Einzige erwartet, der „aus der Tiefe“ kommt, emporschwillt „auf dem Odem des Todes“. Es schließt: „Völker müssen im Blut vergehen, / Um uns den einen Helden zu reifen.“ In den Gesammelten Gedichten von 1937 wird „einen“ gesperrt gedruckt: „Um uns den e i n e n Helden zu reifen.“ Sie als Hitler-Prophetin?

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Was schließen wir daraus? Mensch, pass auf deine Sehnsüchte auf? Welche Erwartungen einer Gesellschaft greifen wir auf, verstärken sie – die dann auf politische Abwege führen – müssen/können? Wir kennen die Zukunft nicht, müssen darum sehr vorsichtig sein mit dem, was wir sagen und tun? Die Folgen können wir oft nicht abschätzen. Sind wir dennoch verantwortlich?

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Deutsche Kriegslieder 2

Im Augenblick bin ich noch zeitpolitisch abstinent. Allerdings juckt es in den Fingern, wieder dies und das zum Zeitgeschehen zu kommentieren, wenn man liest, dass den Deutschen wieder Waschlappen empfohlen werden – von einem angesehenen Ministerpräsidenten.

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Eine Nachbemerkung zu Deutsche Kriegslieder 1: Deutsche Kriegslieder (1914) – Gedichte (wolfgangfenske.de)

Glaubende seit Alters bitten Gott um Beistand gegen die Feinde: Teufel, Welt, Sünde, Tod. Glaubende bitten Gott, dass er ihnen, wenn sie seinen sozialen Willen umgesetzt haben, nach ihrem Sterben annehmen werden. Glaubende bitten um Gottes Führung zur Bewältigung des Alltags. Was wir in den Kriegsliedern finden, das ist eine Umdeutung. Es geht nicht mehr für… – sondern gegen. Wenn Glaubende den menschlichen Feind nach Gottes Willen vernichtet haben, dann möge Gott sie annehmen, wenn sie bei dem, gerechten Kampf sterben sollten, wird Gott sie aufnehmen, da sie ja Gottes Willen getan haben. Was wir hier finden ist eine vollkommene Umkehrung dessen, was im Neuen Testament gelehrt wird. Nicht der Friede, die Gemeinschaft, nach der getrachtet werden soll steht im Blick: Im Blick steht Friede durch Vernichtung, Friede durch Besiegung. Was für eine Verkehrung!

Und diese Verkehrung wird sehr gut ausgesprochen in dem Text von Will Vesper (1882-1962). Er soll vollständig zitiert werden, weil daran erkannt werden kann, wie eine Umdeutung funktioniert. Will (Wilhelm) Vesper war Schriftsteller, Journalist, Literaturkritiker, Landwirt. Er studierte nach dem Abitur Germanistik – ohne Abschluss. Er leistete von 1915-1917 Kriegsdienst. War Mitarbeiter in zahlreichen Zeitungen und Verlagen und Herausgeber zahlreicher Anthologien. Vesper hat 1931 in dem Roman „Das harte Geschlecht“ christianisierte Isländer zu mordenden Rassisten-Christen gemacht. 1931 trat er in die nationalsozialistische Partei ein, vertrat vielfach und heftig die Ideologie, war in Sachsen der Leiter der Reichsschrifttumkammer und hielt im Zusammenhang der Bücherverbrennung in Dresden eine Rede. Er diffamierte mit seiner Zeitung Juden und Verleger wie Schriftsteller, die nicht stramm nationalsozialistisch eingestellt waren. https://www.deutsche-biographie.de/sfz136016.html Nach dem Krieg hatte er weitere Einflussmöglichkeiten. Sein Gedicht, das in dem oben genannten Buch „Deutsche Kriegs-Psalmen“ genannt wird:

Liebe oder Haß?
Ich sah am Kreuze Jesu Christ,
der aller Liebe Vater ist.

und noch in Kreuz- und Todesnot
den Feinden seine Liebe bot.

Es sprach zu mir sein mild Gesicht:
Nun singe Liebe! hasse nicht!

Ich aber hab´ mich abgewandt,
nahm hier die Feder in die Hand

und schreibe her: Ich hasse, Herr!
Aus tiefster Seele hass´ ich, Herr!

Und blick´ dir doch klar in´s Gesicht:
Mein Haß weicht deiner Liebe nicht!

Weil dieser Haß, Herr Jesu Christ,
die Frucht der höchsten Liebe ist.

Mein Vaterland in tiefer Not:
Haß allen Feinden bis in den Tod!

Hieran wird deutlich: Jesus lehrt Liebe – Liebe bedeutet, so der Autor, den Feind zu hassen. Damit wird Liebe umgedeutet. Die Verwendung des Wortes „Herr“ wird hier als Spott verwendet. Wenn ein Mensch Jesus Christus als Herrn anerkennt, dann ordnet er sich ihm unter und schaut ihm nicht frech ins Gesicht mit einer Sichtweise, die Jesus Christus fremd ist.

Laut Otto Herpel: Die Frömmigkeit der deutschen Kriegslyrik, Töpelmann, Gießen 1917,143 stellt Vesper mit seinem Gedicht: Vision in der Schlacht (das mir noch nicht zugänglich ist) vor. Vesper hat eine Vision, in der er Christus sieht, der seine Hand auf das blutende Herz presst und die Heere, die vor ihm knien, segnen möchte. Bevor er das machen konnte, traf ihn eine verirrte Granate. Christus zerfloss ins Leere, sagt aber vorher noch: „Friede auf Erden. Friede sei mit allen“. Herpel interpretiert das so, dass „der Herr der Liebe, durch den Krieg geradezu getötet worden“ sei.

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Zu Otto Herpel

Herpel sieht, dass im ersten Kriegsjahr Gott in Gedichten vielfach genannt wird, Christus aber kaum. Der alttestamentliche eifernde Gott ja, aber: „Haben doch heute noch nicht die zünftigsten Theologen den Krieg mit dem Christentum in eins gebracht“ (womit er ein Zitat aus der Monatsschrift für Pastoraltheologie 1915 anführt) – aber, so Herpel, das habe sich bis 1917 geändert. Zwar wird Christus nicht häufig genannt, aber manche setzen sich doch auch mit ihm auseinander – vor allem unter Berücksichtigung des Opfers. Weiterhin hilft der Glaube an Christus das Leben in der Gefahr des Krieges zu bewältigen. Herpel selbst ist Kind seiner Zeit. Er fragt nicht danach, ob ein Krieg Gottes Wille sein kann – und unterscheidet auch nicht zwischen propagandistischen Gedichten und Gedichten aus individuellem Glauben heraus. Hier und da klingt es an – es wird aber nicht versucht, beides zu trennen.

Laut dieser Seite https://www.lissberg.de/j.-otto-herpel.html wurde Herpel 1917 als Garnisonspfarrer nach Metz geschickt und wurde Pazifist – wurde sogar „wegen defaitistischer Äußerungen“ 1918 nach Posen versetzt. In seinem oben genannten Buch führt er unter dem Thema Pazifismus den Pazifismus des Gefühls an. Als Beispiele nennt er Ina Seidel, so das Gedicht „Der Bruder Tod“, das er allerdings leider nicht zitiert, denn in ihren Gesammelten Gedichten (1937) (**) ist das Gedicht nicht aufgenommen worden. Ihren Pazifismus lobt er. Aber die reflektierten Pazifisten gehen zu ungerecht mit denen um, „die doch den Krieg führen müssen, ohne daß sie ihn wollen“. Die christlichen Pazifisten „setzen die Liebe gleich Gott und den Krieg als dessen unversöhnliche Gegenseite.“ Er zitiert unter anderem ein Gedicht von Olga von Adelung (1864-1952), zu der ich leider keine wesentlichen Angaben gefunden habe: „Im Krieg… da haßt man den Feind / und möchte ihm nehmen Geld und Land – / und Jesus sagt doch: Vergib deinem Feind / und reich ihm in Liebe die Bruderhand.“ Und die Pfingsthymne von Walter Nithack-Stahn (1866- 1942) führt er lobend an. (*) Das heißt, das hier schon der Samenkorn des Pazifismus gelegt wurde, der dann durch die Erfahrungen im Krieg weiter gewachsen ist.

(*) Nithack-Stahn war Pfarrer und Schriftsteller, seit 1908 in der Deutschen Friedensgesellschaft Mitglied und wirksam. 1913 formulierte er mit Otto Umfried einen Friedensappell, den 400 Pfarrer unterschrieben haben – was aber von keiner Tageszeitung aufgenommen wurde. 1917 hat er mit vier anderen Pfarrern eine Erklärung zum Frieden formuliert, die von 160 Berliner Pfarrer abgelehnt wurden: Sieg oder Untergang war die Devise der 160. file:///D:/Downloads2/lebensdaten_walther_nithack_nithack-stuben.pdf

(**) Die Gedichte Ina Seidels aus der Zeit – soweit sie datiert sind – zeigen eher eine melancholische Einordnung des Krieges. Es ist kein Hurra-Patriotismus erkennbar.

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Siehe auch: https://gedichte.wolfgangfenske.de/volkslieder/

Isolde Kurz

Zurzeit lebe ich politisch abstinent. Abstand gewinnen ist auch nötig. Aber das hier kommt nun: Isolde Kurz.

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Isolde Kurz wurde in Stuttgart geboren, wurde von der Mutter Marie Kurz, geborene von Brunnow, unterrichtet. Mutter wie Vater waren freigeistig demokratisch orientiert. Der Vater hatte Theologie studiert, wurde dann aber freier Schriftsteller, Übersetzer und Bibliothekar. Beide waren evangelisch – die Mutter war verwandtschaftlich mit dem berühmten Pietisten Friedrich Christoph Oettinger verbunden – aber Isolde wurde deutsch-katholisch (*) getauft. Nach dem Tod ihres Vaters 1873 zog sie zu ihrem Bruder nach München, kam in Kontakt mit Künstlerkreisen. Mit Mutter und Bruder zog sie zu einem weiteren Bruder nach Florenz. 1888 erschien ihr erster Gedichtband und es folgten bis zu ihrem Tod zahlreiche weitere Werke. Bekannt wurde sie vor allem auch aufgrund ihrer Novellen. 1905-1911 lebte sie mit ihrer Mutter und pflegte sie. 1911 kam ein „Jugendfreund“, der ihr als Mädchen Sprachen beigebracht hatte, der Altphilologe Ernst Friedrich von Mohl, aus Russland zurück und wurde in den kommenden Jahren ihr Lebensgefährte. Mit ihm reiste sie auch nach Griechenland. Vor 1933 hat sie ein Manifest gegen Auswüchse des Nationalismus unterschrieben, wie auch Aufrufe gegen Antisemitismus und für die „Ächtung der Kriegsmittel“ https://de.wikipedia.org/wiki/Isolde_Kurz In der Zeit des Nationalsozialismus war sie geachtet. Theodor Heuss hatte 1933 zu ihrem 80sten Geburtstag eine offizielle Ehrung angeregt, die sie dann 1943 erhalten hat. Immer wieder beklagte sie auch – vor allem im Roman Vanadis -, dass Frauen im 19. Jahrhundert so niedrig gestanden haben, wie nie zuvor. (Eine interessante Feststellung, die die Beobachtungen bestätigt, dass die Sicht ins Mittelalter durch das 19. Jahrhundert verstellt wird: Das Mittelalter wird vielfach mit dem repressiven Frauenbild des 19. Jahrhunderts in Verbindung gebracht.)

Schwert aus der Scheide. Gedichte, Eugen Salzer Verlag, Heilbronn 1916 – in dem Gedichtbändchen kommt Gott so gut wie nicht vor. Dafür aber die alten Ahnen, die wieder aufleben und den Soldaten als Geistmächte im Krieg vorangehen. Der alte Wodan kommt vor – insgesamt beinhalten sie viel unchristlich Mystisches. Mutter Deutschland ist nicht selten die Angeredete, z.B. (Erntefrieden) Sie spricht ein Mystisches Heilmittel an „Panazee“, das selbst Priester anerkennen würden, wenn sie die Kraft dieses Namens kennen würden – statt des „Amen“. Sie war von der nationalen Kriegsbegeisterung im Zusammenhang des 1. Weltkrieges angesteckt. In dem Gedicht „Schwert aus der Scheide“ kommt Gott vor – alle missgönnen Deutschland den Platz am Licht, alle Feinde umzingeln Deutschland und werden treulos. „Wer bleibt uns treu? – Unser Gott allein.“ Vielleicht aufgrund der Enttäuschung, politisch so falsch gelegen zu haben (Spekulation meinerseits), hat sie sich in der Weimarer Zeit (bis zu Beginn der 30er) angeblich nicht mehr politisch eingesetzt.

In ihrem Gedicht Nachtgebet , wird die Natur angesprochen, sie wird vergöttlicht: „Du bist so groß, ich bin so klein, / So lehre mich, dein frommes Kind zu sein.“ Die Natur soll sie Weiteres lehren, und: „Lass mich vertrauend bei dir sein“. Auch in weiteren Gedichten finden wir christliche – neutestamentliche Anklänge, aber heidnisch rezipiert (Gesang der Seligen ). Und so stellt sich die Frage, wenn in Gedichten von „Gott“ gesprochen wird, ob sie ihn christlich oder sonst wie konnotiert (siehe unten). Im Grunde beweint sie die toten Götter – aber der Ort, an dem sie einst waren, ist geweiht Tote Götter Wie sie schreibt: „Denn wir schnitzen und verkünden / Unsre eignen Götzen.“ suum cuique . Gott hat als Gott in den Gedichten keine Bedeutung.

Es sind zum Teil brutale Gedichte, so das „Alrunenlied an der Wiege eines Neugebornen“: Es besingt schon an der Wiege den späteren Kampf des Säuglings: „Sei ein Streiter, sei ein Held! Kämpf´ im Frieden, kämpf´ im Feld“ – und am Ende wird auf die Norne hingewiesen, deren Spruch lautet: „Göttergab´ ist Götterfluch“: „Geh bis wo dein Ziel gesteckt, / Und bis dich die Erde deckt, / Leide, kämpfe, schweige.“

Auch die beiden Nazarener-Gedichte sind eher eine Art Jesus-Satire. Und locker flockig leicht kommt das „Weltgericht“ daher. Eine Geschichte der Welt – von der Schöpfung bis zum von Gott gewollten Ende. Aber das Ende kommt nicht, denn der Geist – ich vermute nicht der Geist Gottes, denn er will auch das Weltgericht, eher der Weltengeist? (siehe unten) – belehrt den dreieinigen Gott, dass er das Böse nicht durch ein Gericht bekämpfen solle, alles ist, wie es ist, die Schlange beißt sich in den Schwanz, gut und böse – ein ungereimtes Weltgedicht – das Gott nicht bekritteln solle. Mit dem Nichts müsse er sich auch plagen.

Munter ist auch die Erschaffung des Menschen bedichtet worden. Die paradiesische Frau heißt „Lilith“. (***) Nach dem Sündenfall heißt Adams Frau Eva. Aber vor dem Sündenfall: Adam benimmt sich wie ekstatisch, als er die erste Frau, die Lilith-Frau, sah: „Doch Adam sieht den Schöpfer nicht, / Er sieht nur Liliths Angesicht.“ (Das ist, das sei angemerkt, eine spannende Formulierung. Denn so mancher Mann wandte sich gegen Gott bzw. von Gott ab, weil der christliche Glaube Regeln für den sexuellen Umgang mit sich bringt.) Mit Lilith hatte Adam ein Kind (wohl Anspielung auf Jesus) gezeugt, das weiterhin im Paradies lebt und zu seiner Zeit auf die Erde kommt: „Sein Fußtritt wird der Schlange Haupt zerbrechen, / Sie aber wird ihn in die Ferse stechen, / Denn Evas Kinder, die ins Joch gebeugten, / Hassen von Mutterleib den Lichtgezeugten“. Und er wird weiter als der dreimal Große auf der Erde „unergründet“ wirken. Er wirkt in Menschen, die arglos, forschend, tapfer, dichtend sind. Doch die Masse der Eva-Kinder wenden sich gegen ihn: „Gegen ihn gerüstet / Stehen wir alle vereint, / Ihn wegzuziehen von seinem Ziele. / Tröste dich Mutter, Er ist einer, und wir sind viele.“ Damit endet das endlos lange Gedicht („Die Kinder der Lilith“, Gesammelte Werke Band 1, 1925).

Die Gedichte aus Italien (das gold´ne Land) thematisieren auch nicht Glauben, sind aber offener, freier, luftiger (in dem Roman Vanadis lässt sie das von einer Protagonistin schreiben: starre nordische Natur contra: bewegliches, südliches Wesen [439]). Statt Natur wird die Mutter Sonne angesprochen („Sonnendienst“). Rassismus scheint nicht ihre Weltanschauung zu beherrschen, zumindest lässt das Gedicht  „Des Apostels Heimkehr“ das deutlich werden: „Blickt auf den Schwarzen, der uns Bruder ist, / Seht seiner Leiden Maß, das überläuft, / Gesegnet jeder, Heide oder Christ, / Der in die grause Wunde Balsam träuft.“ (Nur [!] die letzte Zeile ist der Grabschrift Livingstones in der Westminsterabbey entnommen.)

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Der Vater von Isolde Kurz wollte keinen Geistlichen an seinem Grab sprechen lassen. Das erfahren wir als Hinweis vor der Trauerrede für Isolde Kurz. Anders jedoch Isolde Kurz: Trauergottesdienst . Die sehr interessante Traueransprache hat Pfarrer Heinrich Mohr de Sylva zur Feuerbestattung  am 8.4.1944 gehalten. In der Traueransprache heißt es, dass sie eine „begeisterte Griechin“ und „altgermanische Seherin“ gewesen sei, die schon „als Kind vom germanischen Heldenfeuertod“ geschwärmt habe. Aber sie habe sich nicht dazu bringen lassen, sich gegen das Christentum zu wenden. Und noch tiefer gehend soll sie gesagt haben – und das ist 1944 überraschend:

„So viele (wörtlich „der Goebbels und seine Leute…“) wollen das Christentum abschaffen! Was für eine andere Religion wollen sie uns denn geben? Etwa die Entwicklung zum Materialismus des grösstmöglichsten irdischen Glücks? Oder vielleicht den Buddhismus und die Lebensverneinung? Oder nur eine Erneuerung des alten vergangenen Germanenglaubens und Griechenglaubens, der zur Götterdämmerung führt und zum Weltenbrand und nicht hinausführt aus dem Wahn der Welt? Was haben wir den Besseres als das Christentum? Und darum will ich christlich bestattet werden.“

Im weiteren Verlauf wird unter anderem überlegt, wie es zu diesen Aussagen kam. Es wird erklärt, dass es unter anderem an „der Verbundenheit der tausendjährigen letzten Geschichte und dem Lebensgefühl und Lebensstil der frommen Ahnen“ liege. „Man fühlt sich auch im Tiefsten, in der Anbetung Gottes, als Glied der Kette, die von den Ahnen zu den Enkeln führt, und als Glied der gegenwärtigen Gemeinschaft der Gläubigen, das heisst der Kirche, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleich verantwortlich.“ Zudem hatte sie kurz nach Kriegsbeginn einen Traum (**), in dem sie an das Leiden dachte und eine Stimme hörte: Gott denkt! Sie wollte wissen, was das bedeute. Und ihr wurde diese Aussage gedeutet: Gott gibt der Weltgeschichte einen Sinn, Gott regiert und schaut, hält den Atem an: er will wissen, was die Menschen können: „Alles still, Gott denkt! Es gibt eine Geborgenheit trotz allem Nichtwissen“. In ihrem Roman Vanadis, von 1931, darauf weist die Trauerrede hin, reflektiert sie intensiv das Verhältnis einer Protagonistin zu Gott.

Laut der Trauerrede hat sie für ihren Grabstein das Wort ausgesucht:

Fern überm Wasserpfade
Flimmert zur Nacht ein Schein.
Lichter vom anderen Gestade:
Was mag sein?

Dieses zeigt eben diese Lebens-Ambivalenz an.

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Und das wird auch im Roman Vanadis (der Name bedeutet: Göttin der Wanen – und ist ein Name für die germanische Gottheit Freya – 7) deutlich, der 1931 veröffentlicht wurde, mir aber nur in der Auflage von 1955 vorliegt. Da es in meinen Darlegungen um Gedichte geht, in denen von Gott die Rede ist, und nicht um Romane, sei er nur kurz mit Blick theologische Fragen angesprochen. Der Roman ist ohne Tiefgang. Freilich beinhaltet er manche Abschnitte, in denen sie ein paar theologische Erwähnungen einflicht. Zunächst ist des Mädchen Vanadis Begeisterung für Balder (****) zu spüren, der germanische Christus (auf den Seiten 32-37 wird begeistert von ihm erzählt, von den Balder Riten, den Opferungen dessen, was den Menschen am liebsten ist…): Balder „war die frühe nordische Spiegelung dessen, der zu Bethlehem in der Krippe lag und der der Menschheit die Mahnung zurückließ: `Seid vollkommen!´ Auch Balder war vollkommen, er konnte kein Böses tun.“ Dann ist von Balders Tod die Rede. Der Vater von Vanadi ist auch ein Balder-Anhänger, je sonderbarer und verwirrter er im Alter wird, desto mehr macht er sich über den christlichen Glauben Gedanken. Über das Julfest – Lichtfest – gelangt er langsam zu Jesus Christus. An Jesus kommt niemand heran, auch die Evangelien nicht. Denn Jesus Christus „erkennt sich in jedem anderem Namen auch, wenn nur wahre Frömmigkeit ihn ruft. Und einmal wird eine Zeit kommen, wo auch unser Abendland ihn mit anderem Namen nennen wird, denn jedes Weltalter sieht eine neue Menschwerdung des Lichtes.“ (111) Ob sie 1931 schon wusste, wie das ausgelegt werden könnte? Wie dem auch sei, es wird religiös hin- und her geredet: Krischna, griechische Philosophen usw. Der Vater kam letztlich dazu, Jesus zu bewundern: „Dieses Feuer wärmt uns, auch wenn wir es gar nicht wissen… alle unsere Frühlinge sprossen aus seinem Licht… (232f.) Eine echte Jesus-Anhängerin war jedoch Vanadis Schwester Esther. Sie liebte Jesus, versuchte ihr Leben an Jesus auszurichten (83; 103f.; 235) – und ganz besonders sieht sie 237, dass es etwas anderes ist, alle irgendwie in Jesus Christus zu erkennen – statt seine Nähe zu spüren. Sie starb sehr früh. Im zweiten Teil spielt Balder keine Rolle mehr. Der väterliche Freund/Ehemann hatte sich im Leben asiatischen Religionen gegenüber offen gezeigt, ist dann aber wieder in den katholischen Glauben zurückgefallen, von dem sie ehrend redet, weil Glauben Menschen eine Stütze gibt, den sie allerdings nicht annehmen kann. Als sie selbst sterbenskrank war, wollte sie entsprechend vom frommen, traditionellen protestantischen Glauben nichts wissen. Die Sehnsucht nach Gott ist dem Menschen eingeboren – aber der Mensch kann Gott nicht begreifen, er ist zu groß. Im Grunde ist er so unerreichbar groß, dass er für den Menschen das Nichts ist. „Die Gottheit verhüllt ihr Gesicht, damit wir sie an immer höherer und höherer Stelle suchen.“ (503) Das letzte Gedicht, das sie in ihrer Krankheit dichtet, endet: „Du hoher Geist, vor den ich hoffend trete, / Du weißt von mir, was niemals ich gewusst. / Verlornes Kind, entatmend im Gebet, / Leg´ ich mein Haupt an deine Gottesbrust.“ (509)

Es wird deutlich, dass der christliche Glaube von philosophischen und polytheistischen Aspekten beherrscht wird. Sie, wie die Protagonistin kommt allerdings nicht vom christlichen Glauben ganz los. Die mir vorliegenden Gedichte sprechen jedoch eine zum Teil andere Sprache.

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(*) Deutsch-katholisch / christ-katholisch war eine Bewegung, die sich von den Konfessionen löste und sozialem Liberalismus anhing, der einen deutschen Nationalstaat im Blick hatte. Es handelte sich um eine rationalistische, aufgeklärte Form christlichen Glaubens, die viel vom Protestantismus übernommen hatte, aber dem protestantischen Konfessionalismus entrinnen wollte. Unter anderem entstand aus ihr die freireligiöse Gemeinschaft. Sie wurde vom Staat verboten.

(**) Schon Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigte sie sich viel mit den Mächten des Unterbewussten und den Träumen. https://www.deutsche-biographie.de/sfz47185.html

(***) Das paradiesische Wesen Lilith zu nennen, ist heikel. Lilith ist in alttestamentlicher Tradition ein Dämon, hat auch in der älteren babylonischen Tradition negative Konnotationen. Von Rabbinen wird sie in Genesis Rabbah 18 mit der ersten Frau Adams verbunden – was später ausgemalt wurde https://www.learnreligions.com/lilith-in-the-torah-talmud-midrash-2076654 . Sie wird mit dem plötzlichen Kindstot in Verbindung gebracht, sie nimmt die Seelen der Kinder, um mit ihnen ihre Dämonenkinder zu gebären. Lilith hat allerdings auch – wie der Geist Gottes vom Begriff her Verbindung zu Luft, Atem, Wind. In moderner jüdisch-feministischer Exegese spielt Lilith wie in dem Gedicht von Kurz eine positive Rolle.

(****) Balder wurde als Lichtgott angesehen, spielt in Sonnenwendfeiern eine große Rolle. Er stirbt, er steht wieder auf. Baldur wird schon in der Lieder-Edda (13. Jh) mit Christus verbunden. Es stellt sich die Frage, ob sich in der Lieder-Edda heidnische und christliche Tradition sich mal mehr mal weniger beeinflusst haben. In Island war der christliche Glaube seit 1000 verbreitet.

Hannah Vogt

Ich lebe zurzeit politisch abstinent. Von daher gibt es nur eingeschränkte Blogbeiträge.

Hannah Vogt (1910-1994)

Der Glaube kann nicht schweigen. Christliche Lyrik der Gegenwart, hg. v. Anna Paulsen, Heliand Verlag Lüneburg 1948 schreibt über die Gedichte von Hannah Vogt, die in „Der zweite Reiter“ und „Der Regenbogen“ erschienen sind, dass „die Gedichte dieser damals unbekannten Studentin in geheimen Studentengruppen wegen ihres tapferen Bekennermutes und ihrer großen nüchternen Erkenntnis mit leidenschaftlicher Anteilnahme gelesen“ worden seien. Leider ist mir nur das erstgenannte Gedichtbändchen zugänglich. Aber manche Gedichte finden sich auch zerstreut in dem genannten Band und in den unten genannten Bänden.

Hannah Vogt 1910 in einer finanziell unabhängigen Familie geboren, studierte nach dem Abitur Naturwissenschaften, wechselte zu Volkswirtschaft. Trat 1930 in die KPD ein, verteilte Flyer und organisierte Parteiveranstaltungen. Gleich nach der Reichstagswahl wurde die 23 jährige wegen Verdachts des Hochverrats inhaftiert, wurde unter anderem ins KZ Moringen eingewiesen. In den Briefen vertritt sie eine martialische kommunistische Weltanschauung („Lehre des Schwertes“), in der sie auch Gandhi massiv kritisiert, weil er nicht mit Waffen gegen die Unterdrücker kämpfen will. Weihnachten 1933 wurde sie begnadigt (Briefe aus der Zeit wurden veröffentlicht: Hans Hesse [Hg.]: Hoffnung ist ein ewiges Begräbnis. Briefe von Dr. Hannah Vogt aus dem Gerichtsgefängnis Osterrode und dem KZ Moringen, Bremen 1998; zu Gandhi 21.4.1933). (*) 1937/8 ließ sie sich zur Schwesternhelferin ausbilden und trat in die Kirche ein.

Hesse schreibt dazu (148f.): „Möglicherweise sah sie gerade in der Hinwendung zum Christentum eine Möglichkeit, ihrem Protest Ausdruck zu verleihen“ – so besaß sie Predigten von Martin Niemöller, dem wichtigen Vertreter der Bekennenden Kirche, der 1938 bis 1945 im KZ Sachsenhausen inhaftiert war. Mit dieser Kommentierung wird eine Distanz zum Glauben zum Ausdruck gebracht, dem ihre Gedichte (siehe unten) widersprechen. In ihrem Buch „Schuld oder Verhängnis“ (1961) wendet sie sich auch dem kirchlichen Widerstand zu: „Es war daher kein Zufall, daß der Widerstand zuerst dort unverkennbar zu Tage trat, wo die Befehle des Staates mit einem höheren Auftrag in Widerspruch traten, wo man sich die Frage stellte, ob man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen.“ (194f.) Dann wendet sie sich dem kommunistischen Widerstand zu (196).

Zurück in die Zeit von 1933: Im 67. Brief vom 5.8.1933 weist sie auf Maleachi 3,2 hin. Zeigt diese Nennung einer sonst doch eher nicht so bekannten Stelle nicht ihre Beschäftigung mit der Bibel auf? Am 12.6. allerdings weist sie noch auf ein ehemaliges KPD-Mitglied hin, das Christ geworden sei. Sie schreibt dazu, dass er „ein Renegat (sei), der uns hier trösten und bekehren soll. Nur minderwertige und nie überzeugte Subjekte können hier ihre Gesinnung wechseln.“ Es geht allerdings im Folgenden nicht darum, dass sie ausschließt, sich dem Glauben zuzuwenden, sondern, wie auch in anderem Brief deutlich, dass sie nie unter Zwang, sondern nur in Freiheit solche Entscheidungen treffen wolle. Dass der Nationalsozialismus den christlichen Glauben nicht gefördert hatte – im Gegenteil – , hat sie in ihren jungen Jahren wohl noch nicht mitbekommen. Und ihre spätere Beschäftigung für die Promotion mit dem liberalen Christen Naumann und Winnig, der Gewerkschafter war, sich zunächst für den Nationalsozialismus engagierte, sich dann aber als konservativer Christ dem Widerstand zuwandte, dürfte ebenso nicht von ungefähr kommen. In ihrem Brief vom 28.5.1933 zitiert sie ein älteres Gedicht (von „vor 5 Jahren!“) von sich selbst. Leider schreibt sie nicht, wer mit dem „du“ gemeint ist. Es klingt sehr religiös. Ihre Mutter, so geht aus einem der Briefe hervor, würde gerne glauben, kann es aber nicht. Der Vater spricht das Thema in den Briefen nicht an.

Sie führte 1942 ihr Studium fort und schloss es 1944 ab und wurde 1945 zur Dr. phil. promoviert. Sie war unter anderem Journalistin und Autorin, engagierte sich in der Göttinger Nothilfe, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (z.B. Schuld oder Verhängnis) wie die christlich-jüdische Zusammenarbeit (z.B. Die Juden und wir. Zur Woche der Brüderlichkeit 8.-15. März 1958) und das Leben in der Demokratie (z.B. Demokratie gleich Mitdenken und Mitentscheiden) beschäftigten sie. Sie trat aufgrund ihrer Beschäftigung mit dem evangelischen Theologen und liberalen Politiker Friedrich Naumann in die FDP ein, dann später, weil die FDP einen ehemaligen Nationalsozialisten zum Oberstadtdirektor wählen wollte, in die SPD. Sie war Ratsherrin. Die Wahl zur Oberbürgermeisterin von Göttingen wurde durch die FDP verhindert. Sie bekam das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und wurde Ehrenbürgerin der Stadt Göttingen.

In dem Gedicht „Berufung“ geht es um das Beten. Glaubende sind berufen, Gott zu rühmen. Aber sie stürmt auf die Festung Gott ein. Und sie fragt sich, ob Gott sich bezwingen lässt. Sie endet das Gedicht: „lehre mich das rechte `Nimm und gib!´/ Zu Deiner Ehre / Beten mich lehre!“ (35f.) In „So war es denn vor Anbeginn der Welt“ sieht sie den Menschen der Gegenwart als der „im Schlamm geborne Lurch der Grotten / in allen Sinnen gleich verkrüppelt… / und aus der Finsternis das Licht verspotten.“ (37) Denn wir kennen die Namen der großen Beter des Alten Testaments nicht mehr. Die Alten haben geseufzt: Wo ist Gott? Aber sie haben auf ihn ehrfürchtig gewartet, während die Frommen der Gegenwart ihn in die Hand bekommen wollen. Diese Spannung, in der der Mensch des Glaubens steht, wird auch in dem Gedicht: „Du rufst mich, Herr“ ausgesprochen. Sie weiß, dass Gott sie beruft, weil sie gleichzeitig „beseligt und verzagt“ ist. Sie ist ein königlicher Adler und ein ängstliches Reh. Sie weiß sich von Gott umfangen – aber gleichzeitig hat sie Angst, dass er von ihr zu tun verlangt, wozu sie zu schwach ist. Gott möchte ihr in Fülle geben, das weiß sie – aber sie begrenzt Gottes Willen. Und diese Spannung löst sich in der Bitte, vergleichbar zum ersten Gedicht: „Tu Du das Wunder, welches Glauben schafft.“ (42)

Aber sie schreibt auch Gedichte, die ein anderes Thema haben. So lässt sie in „Klage um einen Vermißten“ einen Vermissten/Toten zu seiner Mutter sprechen, dass er nicht arm, sondern reich sei, er hat überwunden, er hat die Krone, dass er ihr alles Schöne der Natur schenkt, aber auch „alle Verse, die uns die Propheten / und Dichter zugebracht, durch die volle Kraft / der Gottheit hohe Atemzüge wehten.“ (2. Reiter 18Auch der Regenbogen ist Trost – die Tränen der Erde beginnen durch die Sonne in Farben zu funkeln. Und so solle Gott die Tränen durchfunkeln, „durchdringe mit heilendem Leuchten“ die Trübsal. (72)

In der Zeit, in der alles durch die Bomben zerstört wurde, ermutigt sie die Menschen, dass sie nicht an den zu Staub zerfallenen Domen und Kathedralen hängen sollen. Dass sie zerstört werden, ist Gottes Tat. Darum sollen die Glaubenden nicht klagen. Und weil Gott es ist, können sie sich aus dem Staub erheben, denn die Glaubenden haben „das Wort, den Geist. Euch blieb: der Glaube.“ Und sie haben noch etwas; sie haben seinen Wein – womit sie auf das Leiden, das Blutvergießen Jesu hinweist. Damit wendet sie den Blick der Glaubenden wieder zurück in die neutestamentliche Zeit, in der der Apostel Paulus sagte: Ihr seid Tempel des Geistes Gottes, ihr leidet mit Christus. Aber es kann auch politisch intensiv unter Berücksichtigung der deutschen Schuld gesprochen werden, so in „Das Urteil“„Die Sieger sind nur Schwert in Gottes Hand“ und die Deutschen sollen das Urteil annehmen. Menschen gelüstet es nach Rache, doch Gott gebietet „die Herzen abzurüsten“. Die Gier, die Erde mit Gewalt zu knechten, hat das Volk zerfressen. Die Knechtschaft, die man anderen antat, muss das Volk nun selbst erleiden. Aber: Das Volk soll auch nicht mit Gott rechten, denn er erbarmt sich der leeren, unbewaffneten Händen. Er gibt Nahrung, er gibt Trank „wirst du nur endlich Ihn zum Herrn begehren.“ Indem sie Gott als Blitzableiter einbaut, versucht sie sozusagen die Herzen, die Menschen schaden wollen, zu befrieden. (in: Lob aus der Tiefe. Junge geistliche Dichtung, Hg.v. Friedrich Samuel Rothenberg, Göttingen 1946). In Giottos Fresko: „Der Judaskuss“ erkennt sie den Menschen und sich selbst wieder. Sie sieht darin den Menschen, der sich seit Ewigkeit gegen Gött empört, „Dies ist der Mensch, der auch in mir und Dir / ausbrechen kann, wenn ihn der Wahn betöret, / Gott gleich zu sein mit seiner armen Gier.“ (Licht der Welt. Eine Gedichtsammlung, hg.v. Otto Freiherr von Taube, Christian Kaiser Verlag München 1946, 254) Und ganz konkret: „Wir“ hatten kein Mitleid, als Deutschland Not gebracht hat, als Städte in Schutt und Asche gelegt wurden, Menschen geschändet wurden – doch nun trifft es „uns“ selber: „Jetzt gib uns Tränen, Herr, die fremde Not / mit unserer eignen liebend zu beweinen.“ Die Schuld des Menschen spielt dann auch in weiteren Werken  – wie etwa in Schuld oder Verhängnis? Zwölf Fragen an Deutschlands jüngste Vergangenheit, Diesterweg Frankfurt 1961 (Staat und Gesellschaft 11) – eine Rolle, aber außerhalb von Gedichten. Diese Untaten der Menschen bekämpft Gott – sichtbar in der Niederlage des Volkes. Und so bittet sie Gott darum, damit komme ich wieder auf den Anfang zurück, dass er helfe, die Herzen zu verwandeln, dass sie wie das Weizenkorn, das gestorben ist, wieder aufgehen und dem Willen Gottes entsprechend handeln. Dass auch die, die das Leben verhöhnten, das Glück des Seins (Sälde), des Lebens ahnen können (2. Reiter 9). Menschen opfern andere: „Vom Dämon Besessne, / tief in die Hölle Verdammte wüten wir fort. / Wann vernimmt unser Ohr das lange vergessne, / kettenaufsprengende heilsame göttliche Wort?“ (2. Reiter 12) Im Sterben führt Gott den Menschen „von dem schwanken Grund / des Werdens in das Sein“ und vollendet des Menschen Stückwerk (20).

Angeblich habe sie sich von den religiösen Gedichten später distanziert, so heißt es hier (8) – leider ohne Quellenangabe: https://publicus.info/userfiles/Recherche/Hannah_Vogt.pdf (**) Wie dem auch sei, wie die Distanzierung auch ausgesehen haben mag, die eingangs genannte Aussage zeigt, dass sie Menschen in einer ganz bestimmten Situation mit ihren Glaubens-Gedichten geholfen hat.

(*) Sie arbeitete nach der Entlassung in der „Einwandererzentrale des Reichssicherheitshauptamtes“ (zur Aufgabe des Amtes: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichssicherheitshauptamt ) / hier heißt es, sie sei Laborantin gewesen (https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Bildung/Bibliotheken-Archive/Stadtbibliothek-Hannover/Wir-%C3%BCber-uns/Provenienzforschung-in-der-Stadtbibliothek-Hannover/Restitutionen/Dr.-Hannah-Vogt ), an anderer Stelle heißt es nur, ihr sei nicht erlaubt worden zu studieren, erst ab 1942, hier heißt es, sie sei Laborantin und im Kriegseinsatz als Schwesternhelferin tätig gewesen https://spd-goettingen.de/2014/10/29/historischesgoettinger-lebenslaeufehannah-vogt/ Dass sie unter anderem in den Osram-Werken gearbeitet hat, erfahren wir hier: https://gedenkstaette-moringen.de/website/fileadmin/gedenktstaette/Dokumente/Briefe_aus_dem_Nachlass_von_Hannah_Vogt_Dokumente_2006.pdf Hier heißt es, dass sie Angst hatte und in innerer Emigration lebte und eine Ausbildung als Krankenschwester begann und 1942 nach einem Gnadengesuch wieder studieren konnte https://www.demokratie-goettingen.de/blog/ein-ruheloses-leben Sie sei Laborantin bei den Osram-Werken gewesen und ließ sich parallel beim Roten Kreuz zur Schwesternhelferin ausbilden, dann wurde sie bei Kriegsbeginn in Polen bei der „Einwanderungsstelle der SS“, dann im Lazarett eingesetzt. Danach pflegte sie 1941/42 ihre Mutter heißt es hier: https://publicus.info/userfiles/Recherche/Hannah_Vogt.pdf In dem eingangs genannten Band von Hesse wird gesagt, dass sie sechs Monate nach der Haftentlassung bei Osram gearbeitet habe,; 1937/38 sei sie in die Kirche eingetreten und habe sich als DRK-Schwesternhelferin ausbilden lassen. Sie habe sich dann in der Einwandererzentrale der SS gemeldet. wobei sie wohl nicht gewusst habe, „woran sie sich da beteiligte“ (149) 1942 durfte sie das Studium fortsetzen.

(**) In ihrem Brief vom 19.4.1933 distanziert sie sich von aller Kunst (Zeichnen, Verse, Singen), weil sie sich lieber als Rädchen des Kommunismus für etwas Großes einsetzen möchte, statt ein „selbstzufriedenes Ich“ zu sein. Sie beginnt aber wieder Gedichte zu schreiben (25.5.1933), zu zeichnen und zu singen. So zeichnet sie im KZ Mitinhaftierte, die ihre Portraits nach Hause schicken wollten, sie sang, was allgemein erfreute, wie wir den Briefen entnehmen. In dem Konfirmationsbrief – noch ziemlich am Anfang der Haft – vom 7.4.1933 geht sie von Jesu Wort aus, das sie „besonders lieb gewonnen“ habe: „Wer da sucht, seine Seele zu halten, der wird sie verlieren, aber wer sie verliert, der wird ihr zum Leben verhelfen“. Sie möchte die Seele im Dienst an den leidenden Menschen verlieren. Die religiöse Intention lässt sie dabei allerdings weg und schreibt, dass sie nicht an das tröstende himmlische Paradies glaube, sondern es um das Paradies auf Erden gehe.

Weitere Darlegungen: https://gedichte.wolfgangfenske.de/hannah-vogt-1910-1994/

Sarah Flower Adams (1805-1848)

Der Blog wird in den nächsten Wochen nur auf Sparflamme weiter geführt.

Sarah Flower Adams ist am 14.08.1848 gestorben. Und weil ich mich gerade mit ihr beschäftigt habe, stelle ich das in Erinnerung an ihren Todestag in den Blog.

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Sarah Flower Adams hat nur ganz wenige Gedichte und ein lyrisches Drama in fünf Akten „Vivia Perpetua“ geschrieben – zumindest sind nur wenige Gedichte bekannt geworden. Aber dennoch ist sie eine Berühmtheit. Aus ihrer Feder stammt nämlich: Nearer My God to Thee.

Sie wurde im Februar 1805 in Großbritannien (Essex) geboren und starb am 14.8.1848. Ihre Mutter starb, als Sarah 5 Jahre alt war. Von ihrem Vater, der vor ihrer Geburt eine liberale Zeitung herausgegeben hatte (er saß wegen eines Beitrages im Gefängnis) und für andere Publikationen Beiträge schrieb, wurden sie und ihre Schwester streng aber liberal religiös aufgezogen. Er nahm sie als Geschäftsreisender mit auf Reisen und Bildung für sie stand hoch im Kurs. Sie selbst empfand Spannungen in ihrem Glauben. Das wird durch eine Korrespondenz mit dem Geistlichen William Johnson Fox deutlich, der einem rationalistischen christlichen Glauben anhing und der es ihm sozusagen auch erlaubte, seine Frau und Kinder zu verlassen. Sarah brach, als ihr Vater 1829 starb, zusammen, sodass sie einige Jahre kaum mehr etwas schrieb. Fox, der ein Freund des Vaters war,  wurde ihr und ihrer Schwester Vormund. Der Vater und Fox waren Unitarier, das heißt, sie wollten den ursprünglichen christlichen Glauben erneuern, so wie sie ihn sahen, und das bedeutete, dass Jesus ein guter Mensch war, aber er war nicht Gott. Sarah fand nach ein paar Jahren nach dem Tod des Vaters zum Schreiben zurück – und auch der Glaube bekam starke Bedeutung: Gott ist kein Gott der Ferne, sondern der Nähe – das erkannte sie im Zusammenhang eines Beitrages über Luxemburger Galerien und Gärten, den sie schreiben sollte. Ihre ältere Schwester Eliza Flower komponierte Melodien sowohl zu politischen als auch zu christlichen Liedern – so auch zu Texten ihrer Schwester. Sie trugen damit zum Gottesdienst der von Fox gegründeten Gemeinde bei. 1834 heiratete Sarah den Ingenieur und Publizisten William Bridges Adams, spielte durch seinen Einfluss kurz im Theater – was nicht fortgeführt wurde, weil sie danach durch eine jahrelange Depression geplagt wurde. 1840/41 schrieb sie Vivia Perpetua (in diesem Werk greift sie die frühchristliche Auseinandersetzung auf, in der die christliche Frau – Perpetua – unabhängig vom heidnischen Mann ein selbständiges Leben führen möchte). Ihre Schwester trug Lieder für ein Gesangbuch zusammen, mit 13 Liedern von Sarah – darunter auch: Nearer My God to Thee (1841). 1845 veröffentlichte sie einen Katechismus für Kinder. 1846 starb die kranke Schwester, die von Sarah gepflegt wurde und 1848 starb Sarah selbst. Zu ihrer Beerdigung wurde ihr Lied: „He Sendeth Sun“ gesungen. Gott sendet Sonne, er sendet Regen, beides benötigt die Blume (Flower), um zu leben. Gott sendet also helle und dunkle Tage, immer will sie singen – das besingt sie in drei Strophen, alle enden mit: Vater, dein Wille, nicht meiner möge geschehen – in Aufnahme des Gethsemanegebetes Jesu. Das Lied „Nearer My God to Thee“ – deren fünf ersten Strophen von Sarah stammen – war das Lieblingslied von Königin Victoria. Es wurde von dem US-Menschenrechtsaktivisten und Theologen James Freeman Clarke in seinem Liederbuch aufgenommen und wurde so auch zu einem Lieblingslied des US-Präsidenten William McKinley. Später wurde es mit der veränderten Melodie von Schiffbrüchigen der SS Valencia (1906) gesungen und zur Ermutigung der Menschen gespielt, die 1912 die Titanic-Katastrophe erleiden mussten. Der Prediger John Harper bat die Band auf dem Schiff, das Lied zu spielen. Seine Tochter wurde gerettet, er starb. Bei der Beerdigung von Harper wurde es dann ebenfalls gespielt. Das Lied greift die alttestamentliche Geschichte auf, in der Jakob von der Himmelsleiter träumt. Engel steigen auf ihr hinauf und herab – was Jakob erkennen ließ, dass er auf einem heiligen Platz schläft. Das Lied betont die Kraft, die der Mensch trotz aller Traurigkeit durch die Nähe Gottes erlebt.

Biographische Infos aus: https://www.encyclopedia.com/women/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/adams-sarah-flower-1805-1848 und https://de.wikipedia.org/wiki/Sarah_Flower_Adams und https://en.wikipedia.org/wiki/Sarah_Fuller_Flower_Adams und: https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A4her,_mein_Gott,_zu_dir und einige Texte: „The Poetry Of Sarah Fuller Flower Adams, Portable Poetry 2014 weitere Texte: https://hymnary.org/person/Adams_Sarah

Im Gedicht „O Liebe! du machst alle Dinge gleich“ wird gesagt, dass Gott den Menschen aus Staub geschaffen hat – und wenn der Mensch in das Grab schaut, den zerfallenen Menschen schaut, sieht er die Unsterblichkeit! – also den durch Gott neu geschaffenen Menschen. Oder ist es Gott, der in das Grab schaut und dann Unsterblichkeit sieht? Auch in dem Text: „Die Trauernden kamen bei Tagesanbruch“ geht es um das Trauern, um den Tod. Trauernde kamen, um den toten Jesus zu beweinen, aber ein Engel sitzt neben dem (leeren) Grab. Die Erde trauert im Winter – es kommt der Frühling – ein Engel sitzt neben dem Grab. Die dritte Strophe zieht das Resümee: Selbst wenn wir trauernd kommen, sollen wir nicht klagen, denn der glückliche Geist hat den Menschen zu einem endlosem Tag (bei Gott) verlassen – denn: Ein Engel sitzt neben dem Grab. Das Schema finden wir auch in dem Lied: „O Hallowed Memories of the Past„. Die geheiligten Erinnerungen, die alten biblischen Texte, werfen Licht auf uns und sind Melodien. Wir Menschen verleugnen deren Macht, aber auch die Sterne verkünden Liebe, Hoffnung, Frieden. (Hier wird die Tradition aufgegriffen, dass wir zwei „Bibeln“ haben: einmal die Texte der Bibel, dann die Natur.) Und die Herzen, die das Schöne fühlen, lassen ein neues Lied zu Gott erklingen – das seit die Welt erschaffen wurde erklingt. Und kein Wunder auf der Erde übertrifft das liebende Herz eines Menschen. In der dritten Strophe wendet sie sich wieder dem Thema Tod zu und dem Glauben, dass durch die Dunkelheit hindurch Liebe und Hoffnung glänzen. Die Natur und der Glaube werden eng miteinander verflochten. Blumen (Flower), die sich der Sonne öffnen, wie die Sterne bringen die Sängerin dazu, Gott zu preisen: „O I Would Sing a Song of Praise„. Das Herz des Menschen hat ein ewiges Lied in sich, das, was auch immer der Mensch auf der Erde erlebt, erklingt – und zwar immer dann, wenn die goldene Kette der Liebe das Herz mit dem Himmel verbindet: „O Menschenherz! Du hast ein Lied.“ Auch Christus kommt in den Liedern vor. Zwei Gedichte lässt sie mit „Part in peace“ beginnen. In dem einen ist Christus der Friede, so lasst uns das Leben in ihm leben, in ihm sterben. Das andere „Part in peace“-Lied besingt das Singen wegen der Fürsorge Gottes, das Singen in der Gegenwart Gottes. Singen erhebt menschliche Herzen zur himmlischen Ruhe. Dass die himmlische Ruhe kein Gaukelspiel ist, sagt sie in „The world may change from old to new“ – die alte Welt kann sich in eine neue Welt verwandeln, kann sich aber auch vom Neuen zum Alten verändern – wie auch immer: die himmlische Hoffnung ist im Herzen. Die Hoffnung auf ein besseres Leben ist kein Köder, auch keine Phantasie, sie ist begründet in dem Versprechen Gottes, die im Innern des Menschen spricht. Gesegnete Tränen bringen uns dem Himmel näher: „Gently Fall the Dews of Eve„.

Es wird deutlich: Die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod prägten ihre Texte – wohl auch begründet in der frühen Erfahrung des Sterbens ihrer Mutter. Die Texte sind alle durchdrungen von der Überwindung des Todes durch Christus, durch Gott.

Deutsche Beiträge zu Sarah Flower Adams bringen auch immer Kritik an. Ich denke, die kann man vergessen. Wie gegenwärtig ist immer zu fragen: Wer sagt was warum? Und die Mitteilung, dass irgendeiner, irgendwas über irgendwen gesagt hat, ist irrelevant. Sie mag keine große Dichterin gewesen sein – aber ein Lied hat sie sozusagen unsterblich gemacht. Was aber wesentlicher ist: Ihre Lieder sind Glaubenslieder aus ihrer Zeit heraus. Die Natur, die in diesen eine Rolle spielt, auch als Gleichnis, weisen auch auf einen zwei Jahre älteren Zeitgenossen hin: Ralph Waldo Emerson. Viele christliche Lieder haben eine immense Naturbezogenheit – das Lob des Schöpfers. Emerson ist einer, der jedoch in unserer modernen Naturbezogenheit nicht vergessen werden darf (es geht darum, im Einklang mit der Natur zu leben – das Göttliche ist im Menschen, somit kann der Mensch seine Welt errichten). Er hat auch viele Gedichte geschrieben – allerdings, obgleich Theologe, ohne Glaubensbezug. Er hatte, nachdem seine Frau gestorben war, seinen Pfarrberuf aufgegeben und wandte sich der Philosophie und der Natur zu. Den Naturbezug verbunden mit dem Glauben finden wir aber bei Sarah Flower Adams. Die Antwort auf das Sterben war somit bei ihr eine andere als bei Emerson.

Auge

Das Auge sieht alles,
nur nicht den Rücken des Menschen,
dessen Gesicht –
das Wunderwerk Auge sieht
auch sich selbst nicht.
Es sieht, ohne sich zu sehen.
Wenn es sich nicht sieht –
gibt es das Auge?
Es kann sich ja selbst nicht sehen.
Dafür benötigt der tricky Mensch Spiegelndes.

Der Glaube sieht Gott –
kann sich selbst aber nicht richtig sehen. 
Dafür benötigt der Mensch tricky Gottes Wort.

Datenschutzerklärung: https://www.wolfgangfenske.de/ ; http://blumenwieserich.tumblr.com/

Der Blog wird – ich weiß nicht wann (vielleicht in zwei Wochen?) – ausführlich weiter fortgeführt werden.
Auf jeden Fall: Er wird für einige Zeit nur auf Sparflamme laufen.