Christliche Hymnen, Lieder, Gebete (10a)

Hartmann von der Aue (1180-1205): Er sei hier kurz erwähnt, weil er religiöse Form auf das zwischenmenschliche Zusammenleben. Zudem gibt es von ihm Kreuzfahrerlieder, von denen eines zeigt, dass man im Sinne des Autors diesen nur mit reinem Sinn begehen kann, und so Ehre von der Welt und das Seelenheil erwerben kann. Man muss allen Verlockungen entsagen (Weimer: Gebete der Dichter, 36ff. „Mein freuen sorge nie verlor – ebenfalls ein Kreuzzugs-Lied; Wolters 81f.; das ost weitgehend Kennzeichen der sogenannten Kreuzlieder).

Reinmar der Alte verquickt Glaubensaussagen mit seinem Alltag: Gott möge sein Liebesleiden sehen und anerkennen (Swaz ich nu niuwer maere sage). In seinem schönen Liebeslied (Ich zoch mir einen valken) bittet Der von Kürenberg (1150) Gott, Liebende zusammenzuführen. Diese tändelnde Aufnahme des Glaubens findet man häufiger in der Minne. Walther von der Vogelweide (1170-1230) Vielfach bittet er um Gottes Hilfe in Angelegenheiten der Minne https://gutenberg.spiegel.de/buch/die-gedichte-walthers-von-der-vogelweide-8888/2 Aber auch unabhängig davon blitzt der Glaube immer wieder durch: Er bittet Gott darum, dass er ihn führe, aber mit dem Feindesliebegebot hat er so seine Schwierigkeiten (Vil wol gelobter Got; angemerkt sei, dass Hartmann von der Aue in „Seit ich den sommer trug nur leid“ meint: Wollt ich den hassen, der mir leides tut / So möchte ich mein eigener feind wohl sein.“); der Mensch liebt, der die zehn Gebote hält, alle sind Brüder, Christen, Juden und Heiden, alle Lebenden, werden von Gott ernährt (Swer ane vorhte, herre Got); in dem Gebet Mit saelden müeze ich hiute uf sten bittet er um Schutz, damit Gottes Gebot erfüllt würde. Kritik an der Moral seiner Zeit übt er vielfach, so in Nu wachet und Kritik an dem Papst, dem alle folgen, auch wenn er lügt und trügt (Wir alle klagen). Er beklagt auch, dass Ehre, Besitz und Gottes Gnade, die wichtigsten Dinge im Leben, nicht zu erhalten sind, solange Untreue, Gewalt herrschen, Friede und Recht gefährdet sind (Ich saz uf eime steine). „Alle Fürsten stehn jetzt in Ansehen, nur der höchste ist erniedrigt. Das hat die Wahl der Geistlichen verschuldet. Das sei dir, lieber Gott, geklagt. Die Geistlichen wollen das Recht der Laien umkehren.“ (Künc Constantin; Ü: https://gutenberg.spiegel.de/buch/die-gedichte-walthers-von-der-vogelweide-8888/3 ) Gott selbst ist dem Geist unzugänglich („unseren sinnen unbereit“): er ist zu groß, zu klein (Mehtiger got).

Das Gebet (Ane valsch du reiner) von Wolfram von Eschenbach (1170-1220) ist aus der Perspektive des Glaubens sonderbar: Wenn Gott richtig handelt – kann der Beter richtig handeln, wenn der Beter sündigen wird, soll Gott barmherziger sein: du bist Christus, also bin ich Christ („du bist Krist, so bin ich kristen“)(Weimer 35). Er wie andere auch haben die weltliche Dichtung dann und wann mit der geistlichen Dichtung zusammengeführt. So wächst der Protagonist im Parzival durch Prüfungen zum Glaubenden. In Willehalm (306; 450; 462) wird zum Beispiel verdeutlicht, dass alle Menschen Geschöpfe Gottes sind, von daher auch die Heiden zu achten sind. Ebenso sind die feindlichen Ritter, die man besiegt hat, zu bestatten. Die Liebe des Menschen spiegelt die Liebe Gottes wider. Die Sünde verhindert es, zu Gottes Gnade zu gelangen, erst die mitfühlende Frage führt zu Ziel der Erkenntnis. Es handelt sich um einen Erziehungsroman.

Bei so manchem Minnesänger entspricht die (theoretische?) Minne vielfach nicht der christlichen Moralvorstellung – und es wird deutlich, dass der Kleriker Gottfried von Straßburg (+1215) den christlichen Glauben konterkariert. Wohl indem er die Realität seiner Zeit wiedergibt und nicht, wie sie sein sollte. Auch wie er sie haben wollte: ohne Gott und christlichen Glauben? Das Nibelungenlied (um 1200) ist auch von dieser Art Realismus geprägt worden. Der Mensch ist wie er ist: Er intrigiert, streitet, ist hinterhältig, sein aus damaliger Sicht heldenhaftes Tun erstrebt Nachruhm, man will Freude – und es kommt Leid.

Zur asketischen, mahnenden Dichtung gehören z.B.: Der arme Hartmann (vor 1150): Das Gedicht die Rede von dem heiligen Glauben. Der wilde Mann (1170/80): Predigt in Form eines Gedichtes gegen die Habsucht. Der sg. Heinrich von Melk (2.H. 12. Jh.): Massive Priesterkritik gegen Verfall moralischer Sitten in Gedichtform. Solche Kritiken am Klerus, an den Mönchen wird vielfach geäußert. Gedichte werden also auch eingesetzt, um Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Auf Spervogel (um 1170) geht das Wort Weihnachten zurück: Er ist gewaltig und stark, / der zur weihe Nacht geboren wart/ Das ist der heilige Krist. Es folgen Reflexionen zu Himmel und Hölle und es schließt: Er habe lange einem Mann gedient, der in der Hölle Macht hat und ihn zu Bösem angestiftet hat. Er bittet den Heiligen Geist, sich von dem Bösen lösen zu können. https://lyricstranslate.com/de/er-ist-gewaltic-unde-starc-er-ist-gewaltig-und-stark.html Krist sich ze marterenne gap – der kurze Text endet damit, dass nach der Auferstehung Jesu in die Hölle hinein Licht scheint, das Jesu Kind tröstet. Der wilde Alexander (13. Jh) dichtete eine Allegorie, in der es um Kinder und Schlangen geht, das heißt um Glaubende und das Böse – man muss es fliehen, bevor es gebissen hat (Hie bevorn do wir kinder waren). Die Dichter lehrten dem Adel christliche Tugenden. Hugo von Montfort (1357-1423) fragt am Morgen den Morgenwächter, ob es Tag sei. Dieser antwortet mit Blick auf das Weltende: Er ist nah und er müsse sein Leben ändern. Er solle den Herrn und seine Mutter („zwölf Sterne hat sie zur Krone“) anrufen. Aber dazu ist der Fragende nicht bereit, sondern will rechtzeitig geweckt werden. Christus muss gnädig sein und Maria möge ihm einen guten Tag geben. Auch Oswald von Wolkenstein (1377-1445), der letzte der großen Minnesänger, schreibt (Ich spúr eín tier) eindringlich von der Not: Ein Tier will ihn fressen (der Tod) – die Rechnung wird ihm präsentiert – er kann nicht zahlen. Weg sind Freunde und Kinder, die erben – er allein steht da mit leeren Händen. Er wendet sich an Maria, sie möge sich an ihren Sohn wenden, damit er ihn auch erlöse. Auch andere Gedichte sind von diesem Tenor geprägt (Mein herz das swint; Loblicher got; Ein Angstring hat mich fest umschlossen). Auch würde er gerne ein Gott gefälliges Leben leben, er kann es aber nicht – er ist zu alt dafür (Ich sehe, höre). Er dankt Gott, weil er die Frau schön erschuf (Schluck es runter, Freund). Und er war gegen den Reformator Hus (Gott muss für uns fechten; Aus manchem Schnabel hörte ich), wohl weil er die mittelalterliche Ordnung zerstört hat: Der Priester soll beten, der Ritter soll kämpfen, die Diener sollen das Essen herbeischaffen. (Auf diesen Seiten werden die Wolkenstein-Lieder veröffentlicht: http://www.wolkenstein-gesellschaft.com/texte_oswald.php : geistlich zum Beispiel 14 und 15 Dank, 29, 31, 32, 111 [Passion])

In diesem Zusammenhang sei auf Othlos Gebet hingewiesen. Othlo, ein Mönch, der 1070/2 gestorben ist, schreibt ein Gebet, in dem aufgezählt wird, was Menschen der damaligen Zeit unter einem guten Verhalten verstanden. Es bittet um Trost, Kraft und um die Fürbitte sehr vieler Heiligen, ein solches Leben führen zu können. In dem Hymnus O salus mundi besingt er die Gnade Gottes http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/320-o-salus-mundi :

Uns bleibt keine Bedrängnis des Schmerzes, / die Macht des höchsten Sohnes zeigt sich jedem, / der in reinem Glauben und wachsamer Sorge
an ihn glaubt.

Petrus Damiani (1006-1072)

ein in seiner Zeit sehr bekannter sittenstrenger Mann, hat gegen die sexuellen Missstände im Klerus gekämpft. In einem Gedicht stellt er die Höllenstrafen vor Augen:

„O wie schrecklich, o wie furchtbar / Einst des richters stimme klingt, / wenn er in bereite flammen / Die verdammten niederzwingt…“ – es folgt die Schilderung der Hölle. Dann: „Stellt vor augen diesen schrecken / Euch in eurer raserei, / Bleibt mit peinlichem beharren, / Ernstem eifer stets dabei, / Aus den schlingen schlechter sitten / Macht den Hals der seele frei…“ ( http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/sequenzen/79-o-quam-dira-quam-horrenda )

Doch bevor das geschieht, muss der Sterbende schlimme Zeiten durchleben (Vom Tage des Todes):

„In der Brust des alten Sünders / Naget der Gewissenszahn; / Er beweint versäumte Stunden, / Die er nicht mehr nützen kann: / Ach, warum hat der Verstockte / Früher Busse nicht getan?“ Es endet: „Fluch der Finsternisse Fürsten! / Fluch dem höllischen verband! / Führe das erlöste Schäfchen, / Guter Hirt, in´s Vaterland, / Wo mit Dir ich, ewig lebend, / Selig sei an Deiner Hand.“

Gleichzeitig lockt er mit der kommenden Harmonie, in der irdische Auseinandersetzungen beendet sind (Von der Glorie des Paradieses):

Wo die Weisheit selber schaltet, / Was ist dorten unbewusst, / Wo das Tiefste sich entfaltet / Jedem in des Andern Brust. Nur ein einz´ger Wille waltet / In der Eintracht höchsten Lust.“ (Gesänge der Heiligen)

Auch Thomas von Celano (1190-1260) (zugeschrieben?) erinnert den Menschen an das Gottesgericht, den Tag des Zornes: Dies irae dies illa http://hymnarium.de/hymni-breviarii/sequenzen/133-dies-iraep;catid=3

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Christliche Hymnen, Lieder, Gedichte (10)

10.-12. Jahrhundert. Der Band von Friedrich Wolters: Hymnen und Lieder der christlichen Zeit 1923 enthält für das 10. Jahrhundert zahlreiche anonyme Texte. Diese nehme ich an dieser Stelle zum großen Teil nicht auf. Einfach aus dem Grund: Das würde zu weit führen. Die von mir gesetzten Schwerpunkte sind wie in den vorangegangenen Abschnitten subjektiv von mir gesetzt.

Zu erwähnen ist, dass das 11. Jahrhundert das Jahrhundert ist, in dem der große Anselm von Canterbury (1033-1109) wirkte, schrieb und lehrte. Es gibt tiefe Gedanken von ihm und auch weiter führende. Aber soweit ich weiß, haben wir Gebete von ihm in seinen Werken, aber keine Hymnen

Peter Abaelard 1079-1142

Dieser beliebte Gelehrte ist vor allem der Welt bekannt geworden – wegen einer Skandalgeschichte mit Heloise und weil er von dem großen Bernhard von Clairveaux, warum auch immer, theologisch bedrängt wurde. Mag Neid eine Rolle gespielt haben, mag er die mystische Form des Glaubens angegriffen sehen… Abaelard hat zu wichtigen theologischen Fragen Zitate zusammen gestellt, in denen sich berühmte Theologen widersprochen haben: die Fragen führen zur Antwort, der Zweifel zur Wahrheit. Christen, wie Abaelard, suchen aus ihrem Glauben heraus die logisch richtigen Antworten. Es handelt sich um einen theologischen Akt, nicht um einen anti-theologischen. Von Augustinus schon geforderte methodische Beweisführung. Der Verstand muss eingesetzt werden, um das zu erkenne, was dem verstand möglich ist – letztlich ist er aber zu klein, Gott erfassen zu können. Petrus Venerabilis nahm sich des Verfolgten an. Nicht nur geistliche Lieder schrieb er, sondern war auch wegen seiner Liebeslieder ein gern gesehener Mann.

Seine geistlichen Lieder nehmen zum Beispiel die Tradition des Ambrosius auf (Morgenlied) versteht sie metaphorisch, so in advenit veritas/Wahrheit kommt http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/124-advenit-veritas :

Vor Christus weicht zurück / Versteck und hindernis, / Vor solchem lichte bleibt / Kein ort in finsternis. // Von mystischer gestalt / Fällt der umhüllung tuch: / Wahrheit ist wirklichkeit, / Nicht mehr im rätselspruch.

In seinem Hymnus zum Leiden und zur Auferstehung Christi schreibt er:

Unser ist, höchster Herr, / Unser die ganze schuld, / um die als eigne last / Qual erträgt deine huld: / Gib, dass die qual das herz / Mit dir zu leiden zwingt, / Dass doch mitleiden uns / Würdige gnade bringt.“ (Wolters 102)

Mitleiden, sich in den anderen hineinversetzen – das ist es, was viele Gedichte lehren. Manche sehen das als Selbstverständlich an. Aber es war ein Wesentliches, das uns die mittelalterliche Frömmigkeit lehrte. Mit Christus wurde auch das Wissen verbunden, dass man schuldig werden kann, die eigene Schuld reflektieren und akzeptieren – und dann zu erfahren: Ich bin durch Jesus Christus frei! Nicht wird der Mensch an seine Schuld gebunden – sondern aus den Fesseln der Schuld befreit. Ebenso werden die Grenzen des Verstandes erkennbar – aber bei Abaelard wird deutlich: Der verstand darf nicht durch Glauben eingegrenzt werden.

Bernhard von Clairveaux (1090-1153)

Bernhard von Clairveaux war ein großer Kirchenlehrer, Christus-Mystiker und wir würden sagen: Diplomat. Er hatte in seiner Zeit immensen Einfluss auf unterschiedlichsten Gebieten, bis hin zum Baustil. Erkennbar ist ebenso sein Eifer für die Legitimation von religiösen Kriegen (Kreuzzügen; in diesem Zusammenhang sei nur auf das Rolandslied von dem Pfaffen Konrad, der den Kreuzzugskampf des Rittertums intensiv auf Gott bezieht). In dem Jubelgesang wird die Jesus-Mystik deutlich (Gesänge der Heiligen):

„Herr! weile bei uns jederzeit, / Daß uns Dein himmlisch Licht erfreut; / Das scheucht des Geistes Dunkelheit, / Und fällt die Welt mit Lieblichkeit. // Besuchst Du uns´res Herzens Zell´, / Dann leuchtet ihm die Wahrheit hell; / Die Eitelkeit verleidet schnell, / Und innen sprüht der Liebe Quell. //…// Umfangt Ihn mit der Liebe Blick, / Gebt Lieb´für Liebe ihm zurück; / O Menschen! eilt nach diesem Glück, / Für Huld gebt Treue Ihm zurück. //…// Ob mir auch nie ein Lied gelingt, / Das, Jesu! würdig Dich besingt, / Gleichwohl zum Sang´ mich Liebe zwingt, / Da nichts, wie Du, mir Freude bringt.“ (Gesänge der Heiligen) Intensiv auch wird auch das Mitleiden vertieft (Lieder zu dem leidenden Heilande). Intensiv werden Füße, Knie, Hände, Seitenwunde, Brust, Herz, Angesicht des am Kreuz hängenden Jesus beschrieben: „Kund ist, Jesu! Dir mein Streben, / Eins mit Dir, am Kreuz zu leben“ „Durch die Nägel tiefe Qualen, / So die Hände purpurn malen, / Dringend mit des Herzens Munde, / Saug ich aus der schweren Wunde / Die heil´gen Tropfen liebentbrannt.“

Es wird deutlich, dass im Vergleich mit Abaelard, zwei unterschiedliche Zugänge zu Jesus Christus erkennbar werden. Bei Abaelard der fromme aber intellektuelle Versuch, den Glauben zu durchdringen, bei Bernhard der Versuch, den Glauben mit emotionalem Feuer zu beschreiben. (Diese starke Jesus-Kreuz-Mystik findet sich auch bei Arnulph von Löwen [um 1200-1250] [ http://hymnarium.de/vitae/125-arnulph-von-loewen ])

Adam von St. Victor (1192)

Er war ein bedeutender Dichter und Komponist, von dem viele Texte überliefert wurden. Zahlreiche finden wir im Hymnarium: http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/sequenzen/267-ad-honorem-tuum-christe

„Christus, deinen Ruhm zu mehren, / Sei das Lob der Christenheit“. Dazu dient sein Dichten. Wenn man Abaelard und Bernhard ansieht, erkennt man an Adams „Sequenz zur Geburt des Herrn“, in welche Richtung er tendiert:

„O welchen wunders voll, / O welchen jubels voll / Ist Gottes heiligtum! // Dieser knoten heilger weihe / Wird nicht von der feinsten reihe / Der beweise aufgeknüpft: / Will sich mir das wie nicht gönnen, / Weiss ich, dass mein Gott wird können, / Was dem denken stets entschlüpft.“

Seine Pfingstsequenz besingt den Heiligen Geist. Der die Welt in Bewegung hält, der erfüllt auch die Menschen:

Sohn und Vaters liebesglühen, / Jedem, beiden im erblühen / Gleicher ganz und ähnlicher, / Alles füllst du, alles pflegst du, / Sterne führst du, himmel regst du, / Ewigunbeweglicher. //…// Streust die wahrheit aus hinieden, / Zeigest uns den weg zum frieden, / Pfade der gerechtigkeit. / Aller bösen herzen wehrst du, / Aller guten herz bescherst du / Mit des wissens freudigkeit.“

Bischof Gunther von Bamberg (?): Ezzolied 1064 (?):

Es handelt sich um eine Reimpredigt, die unter anderem die Vita Jesu wiedergibt. Es besingt zu Beginn:

„Im Anfang war das Wort, / das ist der wahre Gottessohn, / von einem Wort hervorgebracht, / dieser Welt zu Gnaden.“ Und geht dann über auf sein Text: „Das alles schufst du allein, / du brauchtest keine Hilfe dazu. / Ich will dich als Anfang haben / in Worten und Werken.“ Die Schilderung der heiligen Geschichte ist eine Art zweite Schöpfung. Spannend finde ich in den Strophen 25ff. (Kemp) die Aussagen zum Kreuz: der Herr hat gesagt, wenn er an das Kreuz erhöht würde, dann würde er alle zu sich ziehen. Jesu Leiden ist vollbracht, „Nun erfülle, Herr, deine Worte, nun zieh du, himmlischer König, unser herz dorthin, wo du bist, daß wir deine Dienstmannen von dir nicht geschieden seien.“ Dann wird das Kreuz unter Aufnahme der Schiffsmetaphorik besungen: das Kreuz ist der Mast, die Welt das Meer, „mein Gebieter Segel und Fähre“, gute Werke sind Seile, die nach hause leiten, Glaube ist das Segel, der heilige Geist ist der Wind, der richtig leitet, der Himmel ist der Hafen.

Welch eine Missachtung der sprachlichen Grenzen: Die Sprache soll erschaffen.

Notker von Zwiefalten (+ nach 1090)

schrieb die erste Bußpredigt Memento Mori in Reimform (Kemp 15ff.):

„Nun bedenket, Frauen und Männer“ – und es folgt das Denken an den Tod. Aber nicht nur daran, sondern auch: „Gott schuf euch alle, ihr kommt aus einem Manne, er gebot euch zu leben, mit Liebe hier zu sein, damit ihr ein Mann (Mensch) seid, das habt ihr nicht gehalten, habt es nicht getan.“ Gott gab die freie Wahl (selbwala) gegeben…

Annolied 1080: Es handelt sich um eine Geschichtsdarstellung: Gott schuf die materielle und die geistliche Welt – und der Mensch ist eine Mischung von beiden. Diesen Aspekt möchte ich hervorheben. Weiteres ist zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Annolied – der Mensch ein Grenzgänger.

Hildegard von Bingen (1098-1179)

Hildegard von Bingen hat zahlreiche Lieder hinterlassen. Sie waren ihr wichtig, weil sie in ihnen die Harmonie der Welt wiedergeben wollte – nicht nur mit der irdischen Welt, sondern auch mit der himmlischen Welt. Sie sollen die Harmonie zwischen Menschen herstellen und das soll ein Vorgeschmack sein auf die künftige Harmonie. Aber nicht nur als irdisches Singen, sondern das irdische Singen hat Teil an der himmlischen Liturgie. Aber auch das rief Widerstand hervor, sodass ihr vom Mainzer Chef Singen verboten wurde. Ihre „irdischen“ Gesänge hatten zahlreiche Heilige im Mittelpunkt. Ihre Sicht: Die Engel singen – der Mensch kann sie nicht singen hören, weil er zu laut ist. Ein paar Zeilen aus einem Lied auf den Heiligen Geist:

Der Heilige Geist ist Leben erzeugendes Leben, / alles bewegend und Wurzel der gesamten Schöpfung; alles wusch er von der Unsauberkeit rein (https://lyricstranslate.com)

Sie besingt das Feuer des alle vereinigenden Geistes: „O Feuer des Geistes, du Leben des Lebens aller Kreatur, / … / Darum sollst du gepriesen sein, der du der Klang des / Lobes und die Wonne des Lebens bist, die mächtigste / Hoffnung und Ehre, welche spendet die Gabe des Lichtes.“ (Ü; Weimer)

Hildebert von Lavardin (+1133):

Er hat ein erstes philosophisches Prosimetrum des Mittelalters geschrieben, das heißt, ein Prosatext und Gedichte werden miteinander verknüpft. Von ihm gibt es auch ein Hymnus auf die Trinität: http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/223-alpha-et-o-magne-deus Dieses Gedicht beschreibt Gott, indem er immer das Gegenteil von dem sagt, was er zuvor gesagt hat. Das macht Sinn, weil Gott eben nicht greifbar ist. Beispiel http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/223-alpha-et-o-magne-deus :

Drüber ganz, beherrschend, waltend,
Drunter ganz, begründend, haltend,
Draußen ganz, das All umschlingend,
Drinnen ganz, das All durchdringend,
Nicht im Drinnen eingeschlossen,
Nicht im Draußen ausgeschlossen…

Entsprechend beschreibt er das Mysterium Jesu Christi und das des Geistes Gottes. Dem folgt das Geheimnis, dass der Mensch als Sünder und dem Tod geweihter von Gott begnadet und leben wird.

Nur auf dich, o Herr vertrau’ ich, / Auf dich hoff’ ich, auf dich bau’ ich, / Du mein Lied, du meine Habe, / Was ich bin, ist deine Gabe.

Er schließt das umfangreiche Gedicht:

Möcht ich einst in deinen Hallen / Mit den lieben Heil’gen allen, / Mit den Vätern und Propheten / Alleluja singen, beten.

Gott bedenken – sprengt Grenzen. das verdeutlicht das Gedicht dieses Autors.

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Christliche Hymnen, Lieder, Gedichte (9)

Der älteste deutsche Stabreimtext, das älteste christliche Gedicht in deutscher Sprache, aus dem Wessobrunner Gebet (8. Jh) behandelt das Thema Gott als Schöpfer. Im Anschluss an die Stabreimzeilen wird ein Gebet formuliert https://de.wikipedia.org/wiki/Wessobrunner_Gebet :

Gott, Allmächtiger, der Du Himmel und Erde erschaffen hast und den Menschen so viele gute Gaben gegeben hast, gib mir in Deiner Gnade rechten Glauben und guten Willen, Weisheit und Klugheit und Kraft, dem Teufel zu widerstehen, und das Böse zu meiden und Deinen Willen zu verwirklichen.“

Der älteste deutschsprachige Hymnus ist das Petruslied (9. Jh) – ein Prozessionslied:

Petrus hat Macht, Menschen in den Himmel zu lassen – Christus und Petrus mögen sich erbarmen.

Muspili, ein Text aus dem 9. Jh beschreibt die Situation nach dem Sterben: Wie ein Mensch lebte – und vor den göttlichen Richter kommt und Leben bekommt oder eben Hölle.

Murbacher Hymnen, Übersetzung lateinischer Hymnen, in der ersten werden das Jungfrauengleichnis aus dem Matthäusevangelium und andere neutestamenbtliche Texte angesprochen und endet: „Uns ist diese Welt ein Kerker. Dich loben wir, Christus, Gott, / … / Würdig mache uns, heiliger König, des kommenden Reiches der Herrlichkeit, / dass wir auf ewig verdienen, dir zum Lob gemeinsam zu singen. (Übersetzung: Stephan Müller: Althochdeutsche Literatur. Eine kommentierte Anthologie, Stuttgart 2007)

Nennen möchte ich Hucbald von Saint-Amand (840-930). Es liegt von ihm kaum mehr etwas vor, aber er hat einiges zur Weiterentwicklung der Musik und der Musikschulen beigetragen. https://de.wikipedia.org/wiki/Hucbald In dem Band von Friedrich Wolters Hymnen und Lieder der christlichen Zeit) finden wir einen Marienhymnus (75f.)

Ansprechen möchte ich auch das Ludwigslied (9. Jh.), das älteste politische Lied in deutscher Sprache, das das politische Handeln von Ludwig III., der die Normannen besiegte hatte, mit dem Handeln Gottes verband. https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwigslied Mit Blick auf unser Thema: Während des Kampfes sang laut Ludwigslied der König auf dem Pferd ein heiliges Lied und alle sangen: Kyrieeleison. („Ther kuning reit kuono Sang lioth frano / Ioh alle saman sungun `Kyrrieleison´“(Stephan Müller: Althochdeutsche Literatur)

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Christliche Hymnen, Lieder Gedichte (8)

Paulus Diakonus / Paul Warnefried

lebte im 8. Jahrhundert. Er ist ein Beispiel dafür, dass weiterhin in Latein gedichtet wurde – und auch ein Beispiel dafür, dass er griechische Mythologie aufgegriffen hat. So schreibt er in seinem Gedicht über Johannes dem Täufer, dass der Engel Gabriel zu Zachäus gesandt wurde – vom Olymp – um die Geburt von Johannes anzukündigen, was allerdings in der Übersetzung nicht mehr deutlich wird: http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/122-ut-queant-laxis Dieses Lied sei besonders erwähnt, weil an ihm das (do) ut – re – mi – fa – so – la -si formuliert wurde „Auf dass die Schüler mit lockeren Stimmbändern mögen zum Klingen bringen können die Wunder deiner Taten, löse die Schuld der befleckten Lippe, heiliger Johannes„:

Ut queant laxis resonare fibris
Mira gestorum famuli tuorum,
Solve polluti labii reatum,
Sancte Iohannes.

Hrabanus Maurus (780-856)

war Schüler von Alkuin, war ebenso gelehrt und vielfältig schriftstellerisch und wissenschaftlich tätig und hatte den Titel „Lehrer Germaniens“: 22 Werke über die unterschiedlichsten Themen der Natur erschienen, eine Enzyklopädie damaligen Weltwissens, neben zahlreichen Kommentaren, Stellungnahmen zu unterschiedlichen Themen. Sein berühmtes Figurengedicht De Laudibus sanctae crucis wurde auch mit Zahlenmystik verbunden. Die vielen Ebenen dieses Gedichts können an dieser Stelle nicht dargestellt werden. Dazu siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/De_laudibus_sanctae_crucis

Das Kreuz ist Christussymbol. Aber nicht nur. Es ist die Grundlage des gesamten Kosmos. Von daher sind Kreuz – Christus – Schöpfung sehr stark miteinander verbunden.

Zu dem Werk siehe auch viele Abbildungen: https://publicdomainreview.org/collections/medieval-pattern-poems-of-rabanus-maurus-9th-century/

Das Pfingstlied von Hrabanus Maurus Veni creator spiritus ist möglicherweise nicht einfach nur ein Lied, das zu Pfingsten gedichtet wurde. Es ist im Umfeld der Auseinandersetzung entstanden: Geht der Geist Gottes vom Vater aus? Vom Sohn? Von beiden? Zudem wurde dieses Lied zu vielen Anlässen gesungen: zu Zusammenkünften und Ordinationen. https://cms.vivat.de/themenwelten/jahreskreis/osterfestkreis/veni-creator-spiritus.html Weitere Hinweise: https://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1101238 Warum?

Der Geist Gottes, der vom Vater und Sohn ausgeht, ist Tröster, lässt gottgemäß reden – es wird gebeten, dass er die Liebe ins Herz gieße, den Körper stärke, den Feind vertreibe, moralisch hebe – und: Gott erkennen lasse.

Man schöpfte aus dem Wissen, machte das, was man machen wollte – man legte sich keine wissenschaftlichen Grenzen auf.

Gottschalk von Orbais (803-869)

So klug Hrabanus Maurus auch war, aus der Sicht der Nachgeborenen und vieler Zeitgenossen hat er sich an Gottschalk schuldig gemacht. Gottschalk hatte eine Sicht vertreten, laut der Augustinus eine doppelte Prädestination vertreten haben soll, das heißt: Gott hat vorherbestimmt, wer erlöst und wer verdammt werden wird. Unmenschlichen Strafen wurde Gottschalk unterzogen. https://de.wikipedia.org/wiki/Gottschalk_von_Orbais

In seinem spannenden Gedicht „Zum Lobe der heiligen Dreifaltigkeit“ spielt er mit dem Thema: Bestimmung – freier Wille. Er fragt, warum er denn singen solle. Er habe allen Grund dazu, zu klagen. Aber weil Gott es so beschlossen hat, singt er jetzt – aber das aus freiem Willen. Er schließt:

Und als sang aus freier Gabe / singt inzwischen holder knabe, / Psalm die seele, psalm die lippe, / Psalm am tage, psalm in nächten, süsse lieder / Sing ich dir, du milder könig.“ ( http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/167-ut-quid-iubes )

Walahfried Strabo (807-849)

er war ein sehr produktiver Mensch. Er hat weltliche und geistliche Gedichte geschrieben. Von den zuletzt Genannten sind viele nicht mehr vorhanden. Zudem schrieb er neben vielen anderen Werken das berühmte Hortulus – das Thema ist: der Garten – in Form eines Lehrgedichts, das Wissenschaft mit Praxis und Poesie verbindet. Ein dichterisches Werk in der Tradition von Vergils Georgica. Er schrieb die Visionen eines seiner Lehrers auf (Visio Wettini) – auch in Form eines Gedichts. In diesem geht es um die Visionen, was nach dem Tod sein wird. In seinem Hymnus Omnipotentem semper adorent zählt er alle auf – im Grunde alles und alle – die Gott verehren. http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/187-omnipotentem-semper-adorent

Sein Lied Lumen inclitum refulget endet mit der Bitte an Maria, Eltern und Kindern gnädig zu sein, im Zentrum steht jedoch die Geburt Jesu, das Staunen darüber, dass der Unbegreifliche ein kleiner Mensch wurde. „Dessen Hand umspannt des Himmels / Weiten und den Erdenball, / Arm in Windeln liegt er weinend / Als ein Kindlein hier im Stall. // Der erhabne Mund des Schöpfers, / Der die Zeiten zählt und wiegt, / Liegt, die irdische Nahrung saugend, / An die Mutterbrust geschmiegt.

Otfried von Weißenburg (790-875)

der Vater der deutschen Literatur schrieb ein umfangreiches Werk, in dem er Evangelientexte ins Deutsch übertrug und kommentierte. Und das in Reimen – nicht im Stabreim. Wegen der großen Bedeutung Otfrieds mache ich hier eine Ausnahme und stelle einen kurzen Abschnitt aus seinem „Evangeliengedicht“ vor (In principio erat Verbum 11f.: nach Friedhelm Kemp: Deutsche geistliche Dichtung):

Bevor irgendetwas war, war schon das Wort Gottes. „Vor allem Anfang der Welt war es schon mit Lust in der Brust des Herrn (>so wes iz mit gilusti – in theru druhtines brusti<)… Es war dem Herrn zugleich… und ist auch Herr über alles, da er es aus seinem Herzen gebar… Es war in ihm seit je lebendig und freudig regsam, wann und was er es den Menschen erschauen lassen wollte.“

Schön begründet er, warum er den Text übersetzt: Alle haben die Bibel in ihrer Sprache: „Warum sollten die Franken das als einzige unterlassen und nicht in fränkischer Sprache zum Lob Gottes singen?“ Im weiteren Verlauf reflektiert er die Arbeit mit und am Fränkischen: „Willst du sorgfältig danach trachten, auf die Metrik achtzugeben, / und durch deine Zunge eine Ruhmestat vollbringen und schöne Verse machen, / dann bemühe dich nur, Gottes Willen zu allen Zeiten zu erfüllen: / Dann schreiben die Diener Gottes in einem regelmäßigen Fränkisch.“… „Nun freuen sich alle, wer immer guten Willens ist, / und wer auch immer dem fränkischen Volk wohlwollend ist, / dass wir Christus besingen in unserer Sprache (Thaz uuir Kríste sungun in ùnsera zungun) …“ (Stephan Müller: Althochdeutsche Literatur – schöner ist es, den Text in der dort gebotenen fränkischen Version zu lesen: 108).

Auch der althochdeutsche Isidor (8. Jh) gehört zu den ältesten umfangreichen deutschen Texten – Fragmente des Matthäusevangeliums liegen vor. Das zeigt, dass mit Hilfe der Bibel (aber auch anderer christlicher Texte) die deutsche Sprache als Schriftsprache erst entwickelt wurde. Das bezeugt auch der Althochdeutsche Tatian (9. Jh) wie der Heliand (9.Jh). Dazu gehören auch zahlreiche Vaterunser und Psalmenübersetzungen sowie Glossen und Kommentare. Und das ging bis ins 12. Jahrhundert weiter: https://de.wikipedia.org/wiki/Wien-M%C3%BCnchener_Evangelienfragmente ; https://de.wikipedia.org/wiki/Williram_von_Ebersberg Dazu kommen zahlreiche aufgeschriebene Predigten und Ermahnungen. In der Straßburger Pilatushandschrift, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert wird noch geklagt, dass die deutsche Sprache spröde ist: Man müsse sie wie Stahl mit dem Hammer schlagen, damit sie biegbar wird. Aber das hängt auch mit dem zusammen, der besungen wird: Gott. Er bittet Gott, zu helfen, die Sprache angemessen zu gestalten (Kemp: Deutsche Geistliche Dichtung).

Hartmannus (+ 925)

In diesem Hymnus des Abtes geht es um die Belehrung, mit welcher Gesinnung die Bibel richtig zu lesen ist – in Aunahme des Gleichnisses Jesu vom Vierfachen Acker http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/201-sacrata-libri-dogmata :

Doch nicht genügt es, wenn dem Klang / Das Ohr zu treffen nur gelang, / Hat nicht das Herz des Wortes acht, / Wird nicht im Wort das Wort vollbracht.

Notker I. (Balbulus/der Stammler) (um 840-912)

Im Kloster Sankt Gallen erhielt er klassische Bildung. Er war der größte Dichter seiner Zeit und hat zu Texten auch melodien komponiert . Das Pfingstlied soll von einem knarrenden Mühlrad inspiriert worden sein. Wie das Beispiel zeigt: Er hat volkstümlich und bilderreich gedichtet, hat sich damit auch von der antiken Tradition gelöst. Ein bekanntes Lied, wird ihm zugeschrieben: „Media vita in morte sumus“, das ihm laut Legende eingefallen sein soll, als er im Gebirge Männer beim Brücken bauen beobachtete. Dieser zuletzt genannte Text ist allerdings Latein und vielleicht schon im 8. Jahrhundert in Frankreich entstanden: https://de.wikipedia.org/wiki/Media_vita_in_morte_sumus Er sei aber dennoch hier zitiert, weil er zu einem sehr berühmten Stück unserer christlichen Tradition gehört. Übersetzung aus dem genannten Wikipedia-Artikel:

Mitten im Leben
sind wir im Tod.
Welchen Helfer suchen wir
als dich, Herr,
der du wegen unserer Sünden
mit Recht zürnst.

Heiliger Gott,
heiliger starker,
heiliger und barmherziger Erlöser:
überlass uns nicht dem bitteren Tod.

Nun aber zu dem eingangs erwähnten Pfingstlied. In diesem wird der Heilige Geist als der große Menschenveränderer besungen. Er bittet darum, den Menschen zu reinigen, „dass zu schauen / Des schöpfers herrlichkeit / Einst wir würdig sind, / Den zu schauen / Der reinen herzen augen nur / Einzig würdig sind.“ Gott wahrnehmen kann also nur der, der zuvor vom Geist ein reines herz empfangen hat, gereinigt wurde von aller Amoral. Ohne den Geist Gottes sind Gebete wertlos. (Übersetzung: Friedrich Wolters: Lobgesänge und Psalmen). In seinem Lied zur Geburt Jesu wird besungen, dass an diesem Jubeltag der Tod sich zugrunde stürzt, das Verlorene gefunden wird, und in die ewige Heimat geführt wird. In dem Lied „Lob dir, Herr Jesu“ wird an die Kinder von Bethlehem gedacht, die ihr Leben als erste Märtyrer lassen mussten und nun als Heilige im Himmel sind. http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/sequenzen/111-laus-tibi-christe

Grenzen werden geöffnet: der Tod ist keine endgültige Grenze mehr, keine Grenze ist die Grausamkeit der Herrscher – Gott erweist sich als Leben-Geber stärker -, der Geist Gottes führt den Menschen über sich selbst hinaus und macht ihn für Gott bereit. Gott erweist sich als stärker als Trauer, Gefangenschaft, Tod.

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Erdogan und Trump

Der kriegsbereite Erdogan kann doch immer wieder die Leute beeindrucken. Statt Verteidigung: Angriff. Es ist schon ein Armutszeugnis der USA, wenn sie sich zurückziehen. Interessant finde ich den Twitter Trumps. Neigt er zur Selbstironisierung? https://www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-usa-syrien-111.html

*

Seehofer hofft auf eine breite Unterstützung. Wofür? Für eine Lösung, die keine ist: https://www.tagesschau.de/ausland/seenotrettung-135.html Ich hoffe, die EU arbeitet äußerst intensiv an einer tragbaren Lösung, zusammen mit der UN. Und wie sieht es in Griechenland aus? Wird da EU-weit an einer Lösung gearbeitet? Das scheint nicht auf der Dringlichkeitsliste der EU zu stehen. Publikum wartet seit Jahren. https://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-griechenland-201.html

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Umweltapokalayptiker + Schwanz wedelt

Ich muss gestehen, dass sich meine Sympathie für Umweltapokalyptiker, die die soziale Apokalypse herbeiführen wollen, sehr in Grenzen hält. https://www.tagesschau.de/ausland/extinction-rebellion-protest-105.html

Zudem: Das Schwanzhaar meint, mit dem Hund wackeln zu können. Sind es Politik-Studierende, die auf der Straße Demokratie lernen?

Gibt es so eine Art Deja-vu mit Blick auf die 68: Randale auf der Straße – und dann werden sie auch irgendwann vernünftiger? Nicht alle, versteht sich.

Dass ich einmal mit Jutta Ditfurth in etwa übereinstimmen werde, hätte ich nie gedacht: https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/extinction-rebellion-analyse-der-klima-rebellen-a-1290401.html : esoterische Weltuntergangssekte. Interessant ist es – aber man kennt es nicht anders – dass es immer wieder auch Journalisten gibt, die alles mögliche unterstützen.

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Christliche Hymnen, Lieder, Gedichte (7)

Wir kommen nach Nord- und Mitteleuropa. Das Konzil von Tours 813 war wegweisend. Zwar wurde schon vorher in der eigenen Sprache gedichtet, aber das Konzil trennte zwischen Latein als Zeremonialsprache und der romanischen Sprache als Volkssprache bzw. hob die Bedeutung der jeweiligen lokalen Sprachen. Im Folgenden sei auf die alte englische christliche Tradition hingewiesen.

Cædmon ist der erste Dichter der altenglischen Literatur, von dem der Name bekannt ist. Er lebte wohl im 7. Jahrhundert. Neun Zeilen liegen noch vor. In diesen wird Gott als Schöpfer besungen. Aldhelm von Sherborne lebte von 639-709 (?) dichtete allerdings noch auf Latein. Englisches wurde nicht überliefert – obgleich seine altenglischen Lieder noch Jahrhunderte bekannt gewesen sein sollen. Canterbury wurde von ihm zum Zentrum der Bildung ausgebaut. Er soll auch 700 die erste Orgel in England eingeführt haben. Beda Venerabilis lebte von 672-735. Seine Geschichtsschreibung wies neue Wege, er kommentierte biblische Texte, Biographien von Märtyrern und Heiligen und vieles mehr. Zudem hat er den Angelsachsen überhaupt die Schriftsprache schmackhaft gemacht. Von Gedichten ist kaum mehr etwas erhalten. Zitiert sei sein Gebet am Ende seiner Geschichte: »Ich bitte dich, guter Jesus, der du mich wohlwollend die süßen Worte deiner Weisheit schöpfen ließest, laß mich in deiner Güte eines Tages zu dir, Quelle aller Weisheit, gelangen und für immer vor deinem Angesicht verweilen« https://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/audiences/2009/documents/hf_ben-xvi_aud_20090218.html Sein Totenlied wurde berühmt: Angesichts des Todes ist der klug, der so lange er atmet überlegt, ob er mit seinem Leben Menschen Glück oder Schmerz bereitete. Damit kann er den Weg/das Gericht der Seele nach dem Sterben beeinflussen.

Dream of the Rood (Rood = Kreuz) und Ruthwell Cross

Spannend an dem Gedicht aus dem 8. Jh. (?), das als Vision aufgebaut ist, ist, dass das Kreuzigungsgeschehen aus der Perspektive des Holzes/Kreuzes dargestellt wird. Das Kreuz/Holz und Christus verschwimmen ineinander. Das Kreuz wird geehrt – und es belehrt die Menschen. Ansatzweise haben wir das schon bei Venantius Fortunatus gesehen.

Dem Ruthwell Cross wurden in Runenschrift Zeilen des genannten Textes hinzugefügt: „Krist was on the cross Yet / the brave came there from afar / to their Lord.“ Das reich bebilderte Kreuz wurde lateinisch beschrieben, unter anderem mit: IHS XRS (= Jesus Christus) Richter der Gerechtigkeit. https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuz_von_Ruthwell / https://en.wikipedia.org/wiki/Ruthwell_Cross vgl. auch das Bewcastle Cross: https://en.wikipedia.org/wiki/Bewcastle_Cross

Es gibt einige Gedichtsammlungen aus dem 10. Jahrhundert, in denen auch christliche Gedichte vorhanden sind.

  • So das Exeter Book. Wer sich intensiver damit befassen will, sei auf die Adventstexte hingewiesen: https://en.wikipedia.org/wiki/Christ_I und es geht neben weiteren Texten auch um Christi Wiederkommen und um das letzte Gericht: https://en.wikipedia.org/wiki/Christ_III
  • Das Vercelli Book beinhaltet unter anderem die oben genannten Zeilen des Dream of the Rood und „Seele und Leib“-Texte: Das Leben des Leibes auf Erden hat Auswirkungen auf das Leben der Seele nach dem Tod https://en.wikipedia.org/wiki/Soul_and_Body
  • Das Junius Manuskript (mit vielen Illustrationen). In diesem ist vor allem das Gedicht „Christus und Satan“ zu nennen. Satan und seine Genossen beschweren sich bei Christus – es folgen Auferstehung, Höllenfahrt und letztes Gericht – Jesus holt während seiner Höllenfahrt Menschen aus der Hölle, besiegt Satan auf seinem eigenen Gebiet – Versuchung Jesu durch Satan. https://en.wikipedia.org/wiki/Christ_and_Satan
  • Im Norwell Codex finden wir unter anderem neben biographische Fragmente zu Christopherus und ein Gedicht, das die alttestamentliche Schrift Judith übersetzt, das Heldengedicht Beowulf (8. Jh.). Es verbindet nordische Tradition mit christlichen ethischen Ansätzen.

Weder in den Sammlungen noch auch sonst legte man sich Grenzen auf. Welche Art an Literatur – es wurde zusammen gestellt.

Cynewulf

Der Autor lebte möglicherweise im 9. Jahrhundert. Von ihm sind vier Texte überliefert. Zwei seiner Texte sind im Exeter Book zu finden (Juliana, Christ II) und zwei im Vercelli Book (Elene, Fates of the Apostles). Drei dieser Werke behandeln das Leiden Glaubender. Cynewulf hat seinen Namen mit Runen in seine Texte eingefügt, womöglich geht es nicht um Copyright, sondern darum, dass die Leser für ihn beten https://en.wikipedia.org/wiki/Cynewulf .

In Christ II (Himmelfahrt), das er in Anlehnung an einer Predigt von Gregor dem Großen gedichtet hat, heißt es: Menschen sollen die Wahrheit suchen; sie kommt von Christus – Engel, die Jesus empor geleiten, fordern dazu auf, bereit zu sein, wenn Jesus wiederkommen wird. – Mit Jubel steigen sie dann in den Himmel auf – die Menschen sind traurig, weil Jesus weg ist – aber Menschen sollen für alles dankbar sein, was Gott ihnen schenkt, auch für die Chance, erlöst zu werden. – Christus schenkt Menschen Weisheit und Begabung zum Singen. – Als nun Jesus nicht mehr bei den Menschen war, begannen die Herrscher die Nachfolger Jesu zu verfolgen. Aber Jesus wird wiederkommen und der „Frühling“ durchdringt die Erde (Hohelied Salomos 2,8). Dann werden sechs High-Lights genannt: (1) Jesus wurde durch die Jungfrau Maria geboren; (2) er wurde in einem Stall geboren; (3) Christus am Kreuz; (4) Grablegung; (5) Höllenfahrt und Auferstehung; (6) Himmelfahrt. – Menschen müssen sich im Sinne Gottes verhalten, denn Christus wird wiederkommen zu richten in Gerechtigkeit. https://en.wikipedia.org/wiki/Christ_II

Texte (Advent, Ascension, Doomsday): http://www.yorku.ca/inpar/Christ_Kennedy.pdf :

Beginn: „Now eagerly in inward thought and wisely seek, thou man of great renown, with understanding heart, that you mayest know aright how it came to pass when the Almighty God was born in purity, when that He shelter sought at Mary´s hand,… Es endet mit der Darstellung, dass des Menschen Leben eine gefährliche Seefahrt ist: „Then help came unto us that the Spirit-Son of God guided us in the harbour of salvation, and granted us grace… Wherefore let us set our hope upon that haven which heaven´s Lord, in holiness on high, hath opened unto us by His Ascension.“

Alcuin

Alcuin war wie viele andere ein Wanderer zwischen Welten. ca. 730 in England geboren, folgte er 782 dem Ruf Karls des Großen und war auf dem Festland sehr wirksam und einflussreich. Im Jahr 804 starb er in Tours als Abt. Er schrieb zahlreiche Werke (Theologie, Astronomie, Mathematik, Rhetorik und andere) und war, wie seine Briefe zeigen, sehr gut vernetzt.

In seinem Hymnus Te homo laudet singt der Mensch als Ebenbild Gottes mit friedlichem und liebendem Herzen und Geist. Es schließt mit der Bitte, Gott möge „die Münder mit Lob füllen, damit wir immer dich lieben“. Gott loben und Gott lieben hängen eng zusammen.

Alcuin und viele andere in diesen Jahrhunderten zeigten, dass Europa keine heute bekannten Grenzen hatte. Man zog von hier nach da, dann wieder weg. Europa: Grenzen los.

Winchester Tropar

Genannt sei das Winchester-Tropar (980/1050). In diesem werden Singstimmen genannt – es ist für die Erforschung mittelalterlicher Musik sehr wichtig. Die Schwanenklage schließt:

Strömet herbei, ihr / Vogelscharen! / Stimmet mit ein: / „Dem höchsten König / Ewiger Ruhm!“

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Links-Rechts-Grün-Grüner

Wenn früher eine Regierung rechts war, dann bildeten sich rechtsextremere Gruppierungen und/oder die Linken wurden stärker. Wenn es linke Regierungen gab, wurden linksextremere Gruppen stärker und/oder die Rechten wurden stärker.

Nun bekommen wir wohl ein neues Phänomen: Nicht mehr das Soziale spielt eine Rolle, sondern das Thema Umwelt.

Die Extremisierung der Grünen und dann wird schon mal am Rand die noch massivere Extremisierung deutlich. https://www.tagesschau.de/faktenfinder/extinction-rebellion-107.html

Die Grünen spüren einen Höhenflug – und versuchen nun alles durchzudrücken, die Regierung vor sich her zutreiben, um die Menschen in ihre Fänge zu bekommen: https://www.tagesschau.de/inland/tempolimit-gruene-101.html

Es gibt übrigens – gemessen an der neuesten Sonntagswahl-Umfrage 79% der Bevölkerung, die nicht Grüne wählen. Wann gehen die auf die Straße? https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sonntagsfrage-umfragen-zu-bundestagswahl-landtagswahl-europawahl-a-944816.html

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