Christliche Ethik

Christen gehen nicht davon aus, dass sie eine besonder Ethik haben. Wie Paulus schreibt, hat Gott den Menschen seinen Willen ins Herz geschrieben. Aber wie der Mensch so in seiner Freiheit ist: Er weiß alles besser, kann alles besser – als Gott. Von daher verändert er das, was Gott in sein Herz gelegt hat – das aus Gründen des Egoismus, Hedonismus, Utilitarismus… Gott versucht den Menschen zu einem sozialen Wesen zu machen, indem er ihn immer wieder darauf aufmerksam macht, wie asozial der Mensch ist. Korrekturen sind zum Beispiel die 10 Gebote, Worte der Propheten, die Lehre Jesu Christi.

Christen haben nun die Aufgabe, aus dem Geist Gottes heraus den Willen Gottes zu leben. Aber auch sie sind noch immer Teil der Welt, die sich von Gott entfernen möchte, die eigenwillig ihr Ding durchziehen möchte. Kurz: Der Mensch verhält sich vielfach asozial – und manchmal auch dann, wenn er meint, er würde sich besonders sozial gebären, weil er die negativen Folgen eines emotionalen aber nicht durchdachten Handelns – oder im Gegenteil eines intensiv durchdachten Handelns nicht wahrnehmen kann. Der Mensch versucht Zukunft in den Griff zu bekommen – kann aber die Zukunft nicht erkennen.

Wir tragen also Verantwortung. Als Christen wie als Nichtchristen.  Als Christen tragen wir mehr Verantwortung, weil wir wissen, worum es geht, weil wir wissen könnten, was Gott von uns will. Wir müssen in seinem Geist leben, aus seinem Wort (die Bibel) heraus leben, in Gemeinschaft (Generationen der Vergangenheit und der weltweiten Gegenwart) leben, leben in der Nachfolge Jesu, damit wir nicht unser eigenes ethische Süppchen kochen. Man kann sich auch als Christ in irgendwelchen Dingen verrennen. Man meint, das Weisheitssüppchen mit allen Löffeln, die zur Verfügung stehen, gefressen zu haben: emotional und rational.

Christen stehen also mit einem Bein in der Welt Gottes, mit dem anderen Bein in der Welt, die sich von Gott abwendet. Da kommt es nicht umhin, dass wir eine gemeinsame Schnittmenge haben, aber auch Verhaltensweisen, die mit der jeweiligen Zeit, Kultur usw. zusammenhängen. Wir finden nicht alle gleichermaßen alles richtig, alles falsch. Wir sind keine Einheitsmenschen – auch der Geist Gottes macht uns nicht zu Einheitsmenschen. Wir tragen auch als Christen Verantwortung für das, was wir tun. Somit müssen wir über manchen richtigen Weg miteinander auch kontrovers diskutieren – aber nicht, um sich gegenseitig zu schaden, sondern um alle miteinander weiterzukommen. Das wäre christlich.

Die Kakophonie hören manche. Sie denken: Weil Christen keine Einheitsmeinung haben in Sachen Ethik, Gott, Geschichte, … ist die Grundlage nicht vorhanden. Sie müssen sich aber fragen, ob sie nur die Kakophonie hören wollen oder auch bereit sind, sich in die Bereiche der Harmonie der Christen zu begeben. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten, eine große Schnittmenge. Die Gemeinsamkeiten nehmen zu, je intensiver Christen sich dem Geist Gottes und damit auch dem Wort Gottes, der Gemeinschaft und der Nachfolge Jesu öffnen.

Getaufte, die sich nicht weiter um Fragen unseres Glaubens kümmern, stehen mit beiden Beinen in der Welt, die sich von Gott abwenden will. Getaufte, die sich darum bemühen, die Grundlagen des christlichen Glaubens immer stärker zu verstehen, sich in ihnen emotional und rational einzuarbeiten, die verstehen auch, dass es bestimmte ethische Grundlagen gibt, die die erstgenannten Getauften nicht ahnen wollen oder können.

Die Einheit der Glaubenden, die Harmonie, gibt es, die über alle ethischen Spannungen hinausgehen. Wogegen ich aber immer bin: Diese Gemeinsamkeit des Glaubens darf nicht durch politische Ideologien, Meinungsverschiedenheiten übertönt werden. Wir sind in erster Linie Christen, das heißt: Jesus Christus ist Herr. Wir sind nicht in erster Linie irgendwelche Parteipolitiker, Anhänger welcher Ideologie auch immer. Dieses Leben aus Jesus Christus heraus, das wird immer wieder gestört, weil wir Christen uns einreden und einreden lassen, dass der Glaube sekundär ist, alles andere dem vorangeht. Wir lassen uns von Außenstehenden trennen, obgleich wir es aus dem Glauben heraus besser wissen müssten.

Eintagsfliegen Themen, Themen, die nur für eine kurze Zeit aufgeputscht werden, die sind besonders giftig. Man nimmt Stellung, man schreit und kreischt herum, man balgt sich, man kloppt sich unversöhnlich, wir schlagen uns auf Seiten Nichtglaubender, weil wir denken:  Es ist wichtiger, auf deren Seite gegen andere Glaubenden zu agitieren, lieber gemeinsame Genossen zu haben in diesem Eintagsfliegenthema, als Brüder und Schwestern, als das Verbindende, die gemeinsame Basis zu sehen. Wenn Eintagsfliegenthemen dann ihren hysterischen Tag gelebt haben, sterben sie ab, sind vergessen. Aber die Wunden, die man sich gegenseitig beigebracht hat, die vergisst man nicht so schnell, sie haben manchmal bitterböse Folgen.

Zudem gibt es Zeiten, in denen die Mehrheit der christlichen Schwestern und Brüdern den Weg Gottes verlassen, weil sie sich den Eintagsfliegen öffnen, nicht dem Geist Gottes.  In diesen Zeiten wird es für diejenigen, die an Gottes Wort festhalten, besonders schwer, weil ihnen vorgeworfen wird, eben von Brüdern und Schwestern und vor allem den nichtchristlichen Eintagsfliegenfans: Ihr stört die Einheit. Ihr seid somit gegen Gott. Die ganze Kirchengeschichte zeugt von solchen Auseinandersetzungen, den Gefahren, denen sich Glaubende aussetzen, wenn sie an Gott festhalten.

Andererseits – und das macht die Sache eben nicht leicht – können manche erstarren. Sie meinen an Gottes Wort festzuhalten – aber der Lebendigkeit des Geistes Gottes nicht mehr folgen wollen. Glaube mutiert unter der Hand zur Weltanschauung, zur Ideologie. Sie werfen Brüdern und Schwestern vor, sich der antigöttlichen Welt zu öffnen, statt an dem festzuhalten, was man selbst für richtig hält.

Entsprechend gibt es Christenkritiker, die Christen Fundamentalismus vorwerfen – gleichzeitig aus fundamentalistischer Perspektive Christen vorwerfen, dass sie sich nicht einheitlich verhalten. Man stelle sich einmal vor: Alle Christen würden sich gleichermaßen verhalten. Ein Traum? Ein Alptraum? Auf jeden Fall wären dann Freiheit und Verantwortung weg – sie wären dann so eine Art Vorbild für die Roboter-Hersteller.

Die Kakophonie ist auch darum vorhanden, weil die ganzen politisch-ideologischen Begleitmusiken die Harmonie übertönen. Wir lassen es zu, wir machen mit. Christen sollten sich ihrer selbst stärker bewusst werden. Bewusst werden, wer sie sind, wer ihre Basis ist, was das bedeutet, von dieser Basis aus zu denken, zu handeln – miteinander und mit anderen umzugehen.

Darum ist im Gebet zu bitten – und entsprechend soll man sich verhalten. Ich bin nicht naiv. Wenn die Erhörung des Gebetes Jesu aus dem Johannesevangelium Kapitel 17 noch aussteht, so wird es auch morgen noch nicht erhört sein (ich meine nicht auf der Basis der Ökumene – denn über die Konfessionsgrenzen hinaus gibt es Christen, die besser miteinander können als innerhalb der Konfessionsgrenzen. Weil sie eben aus dem Geist Gottes, der Bibel, der Gemeinschaft, der Nachfolge heraus leben). Aber sich dafür einsetzen – das ist doch schon mal was, was man allen Christen ans Herz legen kann. Ans Herz kann man auch legen: Achtet mal auf die Harmonien, die von den Kakophonien übertönt werden. Hören lernen – hören!

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KategorienAllgemein

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