Kapitalismus

Ich schrieb vorgestern schon, dass mich das Themenheft „Kapitalismus“ von Geo Epoche geärgert hat, weil der Artikel zur sozialen Marktwirtschaft äußerst mager ausgefallen ist. Schon der erste und zweite Satz sind neben der Spur: Der Kapitalismus ist „anders als etwa das Christentum oder der Kommunismus wahrhaft global“. Ob Christentum und Kommunismus nicht global sind, darüber mag man streiten, aber überhaupt das Christentum an dieser Stelle dem Kapitalismus entgegenzusetzen ist nicht richtig. Man muss das System des Kapitalismus mit dem System der Religion vergleichen. Zudem gibt es nicht den Kapitalismus – und er wird als Wirtschaftssystem im 14. Jahrhundert verortet. Schon in einem Gleichnis Jesu kommt der Kapitalismus zu Wort: Ein reicher Mann gibt seinen Sklaven Geld, damit sie es für ihn vermehren… – bevor er es wieder einfordert. Oder man heiratete gute Partien, um den Besitz zu vergrößern… Das heißt kapitalistisches Verhalten gab es schon vorher. Das wird auch angedeutet. Als besonderes Kennzeichen für Kapitalismus im 14. Jahrhundert wird „hoher Profit um jeden Preis“ angesehen – gleichzeitig wird gesagt, dass die Kirche das schon „lange Zeit“ als „Zeichen gottloser Habgier gebrandmarkt“ habe. Und wenn die Kirchen das als Habgier gebrandmarkt hatten, dann kann es nicht erst im 14. Jahrhundert dominant in Erscheinung getreten sein. Es ist also dieses allgemeine, unpräzise Formulieren, das mich ärgert.

Kapitalismus und Religion seien laut Editorial ein „von Menschen erdachte(s) System“ – nun denn, religiöse Menschen haben da sicher etwas einzuwenden. Und so ein bisschen Max Weber hätte vielleicht mit hineinrutschen können: Reformatorisches Christentum als – ich sage es einmal so – Antriebskraft des modernen Kapitalismus.

Zudem wird der Kapitalismus von Philosophien getrennt. Dabei sind es ja Philosophen, die die Formen des Kapitalismus denkend prägen bzw. begleiten.

Nun denn, lese ich das Heft erst einmal weiter, vielleicht wird es ja besser.

Ob in dem Heft auch Versuche vorkommen, den Kapitalismus zu disziplinieren? Ich denke da an Nell-Breuning (http://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_von_Nell-Breuning) und Gewerkschaften.

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