In dem folgenden Artikel wird gesagt, dass das Amtsverständnis der Kirchen ins Wanken gerate. Wenn nun Tebartz-van Elst auf Grund des Drucks der Medien seinen Posten verliert, könnte es sein, dass auch andere Bischöfe aufgrund des Drucks ihren Posten verlieren würden und damit würde der Bischof traditioneller Art nicht mehr existieren: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article120906322/Das-Amtsverstaendnis-der-Kirche-geraet-ins-Wanken.html
Nicht das Amtsverständnis der Kirche gerät ins Wanken – die Medien und andere haben Blut geleckt, sodass eine Bastion gestürmt wurde und dann macht man sich fröhlich daran, die nächsten Bastionen zu stürmen. Man muss nur medial massiv Druck ausüben, labile Gemeindeglieder drücken mit, ein paar Politiker lassen sich auch nicht lumpen – und dann hoffen sie, dass die Kirche irgendwann so klein mit Papsthut ist und dem medialen und politischen Druck nachgeben muss.
Die Kirche hat schon ganz andere Probleme und Kämpfe ausgestanden, so dass ich den Kritikern nicht allzu viel Hoffnung machen möchte. Dass Einzelne aus dem Verkehr gezogen werden, weil sie Dreck am Stecken haben – oder aus taktischen Gründen – so neu ist das nicht und gab es auch in letzter Zeit häufiger. Nicht zuletzt die Kirche weiß, wie sehr Einzelne falsche Wege gehen können. Und sie hat auch eigene Möglichkeiten damit umzugehen. Dass Bischöfe und Kardinäle, aber auch Priester immer wieder politischem, ideologischen Druck ausgesetzt sind, oder einfach dem Druck der üblen Nachrede, ist klar – und wenn es sich um eine stabile Kirchenleitung handelt, wird sie dem Druck der Straße und der Medien auch nicht – bzw. nur diplomatisch – nachgeben, wenn denn der Grund nicht so gravierend ist.
Denn Kirche muss immer zusehen, dass sie autark bleibt und eben solchen Druckmitteln nicht leichtfertig nachgibt. Denn sie würde sich auf diese Weise zum Spielball sämtlicher Ideologen machen. Wie viele Bischöfe sind in Diktaturen und deren Speichellecker in Ungnade gefallen, weil die jeweiligen Herrscher deren Standpunkte nicht begrüßten – und die Kirche muss sie im Amt lassen, um nicht von all diesen Interessen der jeweiligen Herrschenden untergebuttert zu werden. Denken wir auch an China: Was für einem Druck sind die katholischen Geistlichen ausgesetzt, weil sie dem Staat nicht hörig sein wollen und als Kirche Christi auch nicht können. Das ist ja auch die Stärke der katholischen Kirche, dass sie wie ein Roter Faden in den Umbrüchen der Zeit wirken kann, wie ein Fels in der Brandung.
Das ist freilich zu verlockend, die Kirche an die Kandare zu nehmen und sie dem jeweiligen Nationalstaat vollkommen einzuordnen, sie ganz sozialistisch allem gleichzumachen, damit man sie beherrschen kann: ethisch, finanziell… Heute ist man froh, dass sich die katholische Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus nicht ganz untergeordnet hat – eben weil sie eine andere, von außen gesteuerte Struktur hat. Man kann nicht beides gleichzeitig haben: eine unabhängige und eine abhängige Kirche. Aber da die Meisten meiner Zeitgenossen eher kurzsichtig veranlagt sind, finden sie es sicher nicht schlecht, wenn die Kirche eingeebnet wird.
Freilich geht es hier immer um die Katholische Kirche. In meiner Evangelischen Kirche, in der Bischöfe für eine begrenzte Zeit gewählt werden, ist das natürlich anders.
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