Anmerkungen zu Transhumanismus: Homo deus

Yuval Noah Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen, C.H. Beck 2017 (über Harari: https://www.weforum.org/people/yuval-noah-harari ; was für Gelder hinter all dem stecken!: https://www.sapienship.co/ )

Harari stellt die menschliche Spezies als Datenverarbeitungssystem vor, das menschliche Individuum ist ein Microchip. Zentral für den Menschen ist die Kommunikation. So wird die Zahl der Menschen / Prozessoren in einer Stadt im Vergleich zum Dorf erhöht. Die Prozessoren müssen miteinander kommunizieren. So besteht die Aufgabe darin, die Kommunikation / Informationen frei fließen zu lassen. Er beschreibt in einem kurzen Abriss der Geschichte die Entwicklung der Menschheit, die immer stärker eine weltweit kommunikative Menschheit wurde. Die gesamte Menschheit wurde zu einem Datenverarbeitungssystem. Und dieses kosmische Datenverarbeitungssystem verdrängt letztlich die Menschen. Gott war als ein solches Datenverarbeitungssystem gedacht, wird nun jedoch durch das Datenverarbeitungssystem des Menschen ersetzt. (Ich finde interessant, dass er den Gedanken, den ich auch habe, dass der Mensch versucht das, was er von Gott dachte, technisch zu ersetzen: Gott hört mich überall – Handy, Gott weiß, wo ich bin: Ortungssystem usw.)

Alles besteht aus Algorithmen: Emotion wie Intelligenz. Und wenn nun ein System das alles verarbeiten kann, dann steht das System auf einer höheren Ebene als der Mensch: Wie der Mensch sich vom Huhn unterscheidet, so unterscheidet sich das System vom Menschen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit waren Werte des 18. Jahrhunderts. Der neue Wert der Dataisten ist: Freiheit der Information. Und diese wird letztlich über der Meinungsfreiheit stehen.

An dieser Stelle ersetzen die Algorithmen nicht nur humane Werte, sondern auch die Religion: Menschen wollen Teil des Ganzen sein – und so wollen Menschen Teil des einen großen Algorithmus sein. Sie passen sich dem ein, gehen in ihm auf. Während der Humanismus Wert auf Erfahrungen und Individualismus legte, legen Dataisten darauf keinen Wert. Wert hat der Mensch nur dann, wenn er sein Leben in Daten verwandelt hat. Nicht stilles Tagebuch-Schreiben ist relevant – relevant ist, alles, was man denkt und erlebt usw. öffentlich zu machen. So wird der umfassende Algorithmus gefüttert. Entsprechend wandelt sich das Bild im Laufe der Geschichte vom Theozentrischen zum Anthropozentrischen (19. Jahrhundert Gott ist Produkt des Menschen) – von dem Anthropozentrischen zum Datazentrischen Weltbild (21. Jahrhundert: der Mensch wird irrelevant – relevant sind nur die Algorithmen).

Und so solle sich der Mensch nicht mehr auf seine Gefühle und seine Intelligenz verlassen, sondern auf die Daten, die von ihm gesammelt wurden und die ihm letztlich genauer sagen können, was er eigentlich will. Wie der Mensch den Plan Gottes nicht versteht, sondern ihm sich anvertraut, so kann das Gehirn auch die Algorithmen nicht verstehen, sondern es muss sich ihnen anvertrauen.

Auch wenn der Dataismus Fehler hat, wird ihm doch gelingen, was dem Christentum und dem Kommunismus gelungen ist. Und so wird es dem Dataismus gelingen, die Welt zu erobern. Zu Beginn diente die Technik dazu, das Glück und die Gesundheit des Menschen zu fördern. Doch dann, wenn der Dataismus alles bestimmt, wird der Mensch irrelevant und nur ein kleiner Teil in einem riesigen Datenfluss sein.

Interessant, dass er in der Danksagung der Technik der Vipassana Meditation huldigt. Das heißt: Das, was wir hier haben, ist der Übergang ins Nirwana: der Mensch wird bedeutungslos. Diese Sicht ist der des christlichen Glaubens völlig konträr. Das Individuum kommt zu Gott – wird zu dem, wie Gott ihn gedacht hat. Im buddhistischen Denken löst sich der Mensch im Nirvana auf. Und dieses Sich-Auflösen wird von Harari eben mit Hilfe neuer Technik gedacht.

Kritik an dem Buch aus fachlicher Sicht (von Sarah Spiekermann): https://www.sueddeutsche.de/kultur/yuval-noah-harari-transhumanismus-1.5689661

Hararis nachdenkliche/kritische Seite: https://www.weforum.org/agenda/2020/01/yuval-hararis-warning-davos-speech-future-predications/

Datenschutzerklärung: https://www.wolfgangfenske.de/impressum-datenschutzerklaerung/ Und: https://gedichte.wolfgangfenske.de/

KategorienAllgemein