Deutsche Kriegslieder (1914)

In Bearbeitung.

Deutsche Kriegs-Psalmen. Die Kriegslieder unserer Zeit nach ihrer religiös-sittlichen Bedeutung gesichtet und geordnet von Otto Clorius, Xenien-Verlag Leipzig 1915 Deutsche Kriegs-Psalmen : die Kriegslieder unserer Zeit nach ihrer religiös-sittlichen Bedeutung gesichtet und geordnet / von Otto Clorius | Gallica (numistral.fr)

Viele der Dichter sind heute weitgehend unbekannt. Aber in ihrer Zeit waren sie zum Teil Berühmtheiten als Journalisten, Schriftsteller, Wissenschaftler, Theologen, Unbekannte, Frauen und Männer, politisch linke, rechte, manche wurden zu Pazifisten, manche zu Kriegsgegnern, manche hielten bis zum Ende fest und machten in der Zeit des Nationalsozialismus weiter.

Im Vorwort hat der Herausgeber angesprochen, dass sich eine neue Zeit auch im Lied ausdrücken muss. Und das Neue, das sich in den Kriegsliedern ausspricht, und das findet der Herausgeber wunderbar, ist, dass dieses so fromm ist. Es ist ein Wunder, das angesichts der vorangegangenen Zeit so nicht zu erwarten gewesen sei. In den frommen Befreiungsliedern durchdringen sich Nationales und Religiöses. Die Dichter sind Propheten, die tiefer hineinführen in das Gottesreich in deutschen Landen. Es geht in den Liedern unter anderem um Zorn und Hass und um den „unstillbaren(n) Ruf nach göttlicher Sühne und Vergeltung.“

Und das wird dann in den Gedichten deutlich: „Gott der Herr hat diese Stadt / in unsere Hand gegeben“ – „das Gottesfeuer, das uns durchschwellt, / wir brauchen dazu, die alte Welt / in Weißglut neu zu schmieden!“ (Richard Nordhausen; 129) – mit Bezug auf Jesu Wort vom Gericht über Kapernaum. Dass die Kämpfer im Grunde das Gottesurteil vollziehen, ist in einem Gedicht des berühmten Professors Otto von Gierke zu lesen (133). „Tedeum“ ist unter den zahlreichen üblen Gedichten eines der Übelsten. Im Gottesdienst jubeln Choral und Chor: „In Fetzen gerissen! Achtzehntausend!“ – es geht um Menschen in einem englischen Hafen, der in einer Katastrophe zerstört wurde. Das üble Gedicht ist von Rudolf Leonhard (143), der von einem Kriegsbefürworter zu einem Kriegsgegner wurde, Kommunist, der revolutionär tätig wurde. Ebenso kämpfte er in der Zeit des Nationalsozialismus in der französischen Widerstandsbewegung.

Aber es geht, so der Herausgeber im Vorwort, nicht überwiegend um Hass gegen die Feinde, sondern um Liebe für das Vaterland. Weiterhin, so der Herausgeber, geht es dann um die „spezifisch christlichen Lieder von der Versöhnung, von der ewigen Liebe, die auch im Kriege nicht schweigt“. Als Beispiel sei genannt, dass ein Deutscher einem sterbenden Franzosen beisteht. Als dieser gestorben war sagt er: „Nun schlafe wohl! Nicht Feind mehr, Bruder du!“ (Leo Tepe van Heemstede 284)

Zuletzt werden, so der Herausgeber, „Gotteslieder“ genannt, denn es ist nicht Deutschlands Krieg, es ist „Gottes Krieg gegen Lüge und Neidsucht.“ Aber diese Intention, dass der Krieg Gottes Krieg gegen die Feinde ist, finden wir nicht nur im Schlusskapitel, das durchzieht das Buch wie ein Roter Faden, denn die Feinde haben den Deutschen den Krieg aufgezwungen. Und so wird auch in dem Gedicht „Die große Stunde“ geschrieben: „Ob wir anbetend dich lieben, Vater im Himmel,  / ob du uns nur ein Hort heil´ger Erinnerung bliebst, / sieh, wir schwören zu dir, dem Zeugen jeglicher Wahrheit: / Wir haben es nicht gewollt, / dies Morden, dies weltentvölkernde Morden, / das mit blutheißer Sense / jetzt schauernd über die Erde stapft.“ Der Krieg ist Deutschland aufgezwungen worden (149ff.), so Hermann Sudermann, der auch ein Manifest (Manifest der 93) unterschrieben hat mit entsprechendem Inhalt: https://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93  „Du weißt es, Gott, ohn´ Unterlaß / folgt´ ich dem milden Heilandsgesetz, / sie aber woben in höllischem Haß / aus Trug und Tücke das tötende Netz“ (Richard Nordhausen 229)  Entsprechend spricht auch das Gedicht von Isolde Kurz, dass es der Neid der Feinde ist, der zu kämpfen zwingt – und Gott allein bleibt „uns treu“ (153). Und so stehen die Deutschen vor Gottes Thron und sagen ihm, dass man ihn und seine Welt an die Habsucht verraten habe (157) – so Cäsar Flaischlen, der auch als Dichter des Liedes: „Hab Sonne im Herzen, obs stürmt oder schneit“ bis heute bekannt ist. Kurz: Schuld sind die anderen.

Gott ist es, dem gedankt wird, weil er „den wirren deutschen Geist / mit des Südsturms Feuerschwingen / lichterloh in eins geschweißt“ (Heermann Sudermann 207)  Aufgrund dieser Einheit kann der Kampf begonnen werden. Darum: Gott will den Krieg und führt die Jugend in den heiligen Krieg. Die Dichter können Gott nicht verstehen – aber sie fügen sich seinem Willen. Und wenn die Soldaten fallen, werden sie, so die Trostworte, die Geliebten im Himmel wiedersehen. Und so beten die Soldaten: „Gott, dir ergeb ich mich! / So wie Christus uns lehrte: Glaubt und lebt ewiglich! / Und vor uns zerspringen Granaten.“ (Divisionspfarrer Klingenburg 95)

Aber dann auch immer der Trotz: Die Frau, die vom ausziehenden Soldaten verlassen wird, heißt „Marie“. Und ihr Ehemann sagt ihr: selbst wenn die Mutter Maria sagen würde, geh nicht in den Krieg, er würde gehen (Richard Dehmel 12) – „Da alles ruht in Gottes Hand; / wir bluten gern fürs Vaterland“ (Dehmel 109). Dass der Trank, den Gott gibt, bitter ist, wird auch ausgesprochen. „Doch wir preisen Schmerz und Wunden, / heil´ges Leben, heil´gen Tod. (Otto Crusius, der sich beruflich intensiv mit Nietzsche beschäftigte 248, vgl. auch 249). Und: „Je weiter vom Glück, desto näher bei Gott.“ Georg Schlüchtern, dessen Haus ein beliebter Treffpunkt vieler Menschen war, beschäftigt sich in diesem Gedicht wie auch andere weniger mit der Front als damit, dass das Leben im Land selbst verändert werden muss, gegen Genuss, gegen Gier: „Hunger und Krieg? Wir lasen´s wie Märlein und dachten – an Sieg. / Nun sehn wir uns selbst unter eisernem Joch“ (254).

Der Glaube ist vielfach nicht das Dominante, sondern das, was größer ist als das Ich, es ist Deutschland. Es gilt, für Deutschland zu sterben. Der Ruf des Vaterlandes wird gleichgesetzt mit dem Ruf Gottes (Unbekannt 14) – „Gott ist groß, / deutsch euer liebes Blut.“ (Speidel 29) Das „andere Beten“ – das propagiert wird, ist das „zorndurchwehte“ Lied: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall!“ – und wenn das Gebet zum dritten Mal erklingt, dann sind es keine Worte mehr: „Gott legte in den deutschen Stahl / für Tapfre das Vollbringen.“ (In Aufnahme eines Paulus-Wortes) Und dieses Beten ist es, das Gott gefällt, das „eisern Beten“. (Rudolf Herzog [von ihm wurden im Band viele Gedichte mit Blick auf Gott und Krieg aufgenommen]; 55) Und so wird Gott intensiv mit der Waffe verbunden: „Gott zur Ehre, / uns zur Wehre, / führt dich meine Faust!“ – gemeint ist das Schwert – das Gedicht endet: „Jauchzend singe / deutsche Klinge, / nun dein Jubellied, / Gott zu preisen, / der dein Eisen / meiner Faust beschied!“ (Siegfried Moltke 56). Der Deutsche ist der Todesvollstrecker im Namen Gottes: „Herr, großer Gott, ich bin dir nah, / ein Werkzeug in deiner Hand, / und sens´, bis die Viktoria / durchbraust das deutsche Land!“ (Joseph von Lauff; 168; Vollstrecker des Gottesgerichts: Walter Flex 211). „Der Feind liegt am Boden! – Gott, du bist groß!“ (W.A. Krannhals 192) „O Ehrentag von Tannenberg, umbraust von Schlachtenwettern… Gottvater überm Sternezelt, du großer Schlachtenlenker“ (Paul Grotowsky 199) – und das letzte Wort der sterbenden Soldaten: „Herr Gott – und laß uns siegen –!“ (Karl Rosner 200). Die Kindergärtnerin Maria Benemann formuliert folgende Bitte: „Herr, ich bin dein. Nimm mich als deine Geißel / und wirf mich tausendfach den Furien hin, / und form aus meinen Wirbeln dir den Meißel / für neue Werte, wenn ich nicht mehr bin.“ (262) „Glaubt mir: an dem deutschen Wesen, / seinem Heimweh nach dem Ew´gen, / soll die ganze Welt genesen!“ – so der Theologe Karl Ernst Knodt (272). Ebenso sieht Leo Sternberg, dass wir den Feind besiegen mit Seele und Waffen „und wieder Frieden auf Erden schaffen“ (290) – der weihnachtliche Jubelruf, dass Gott in dem wehrlosen Kind Jesus Mensch wurde, somit Frieden auf Erden verheißt, wird hier ins Gegenteil verkehrt: Frieden schaffen die Deutschen auf der Welt mit Waffen. Zu diesem Verfasser habe ich nichts gefunden (wird wohl nicht der gleichnamige Pfarrer sein, der 1912 schon gestorben ist): „Herrgott, dich loben wir! Herrgott, wir müssen vernichten, / Herrgott, wir müssen Blut und Verderben säen! Herrgott, gerecht wirst du wägen, gerecht wirst du richten, / wenn Tempel des Friedens in Rauch und Trümmer vergehen! / Deutschland muß lieben, muß lieben selbst mit dem Schwerte; und die mordende Hand betet, indem sie zerstört: Frieden will Deutschland, ewigen Frieden der Erde! / Hilf unsern Waffen! – Herrgott, du hast uns erhört!“ (Julius Burggraf 326) Wenn Gott so eng mit Erfolg verbunden wird, entziehen sich ihm Menschen, wenn Misserfolg kommt. Gott ist Erfolgsgarant. Wenn er sich hingegen nicht als einen solchen sieht, sondern sich selbst entzieht, stürzen Menschen in Zweifel. Diese Dichter haben nicht nur Menschen betrogen, sondern letztlich auch dazu beigetragen, dass sich Menschen von Gott entfernen.

Die Sprache wird religiös. Der „heilige Geist“ ist nicht der Geist Gottes, sondern der Geist der alten deutschen Zeit (Richard Nordhausen 214). Nicht nur, dass der Heilige Krieg und vieles andere als heilig bezeichnet wird, dass das Reich Gottes mit dem Deutschen Reich verknüpft wird, ebenso wird „Auferstehung“ als Auferstehung des deutschen Volkes gedeutet – und Ewigkeit versprach Gott dem deutschen Volk (Walter Flex 210). Es geht auch um des „Mannes Feuertaufe“ die „zugleich sein Abendmahl“ ist (Hermann Burte, 93). Entsprechend ist auch das Hosianna nicht mehr ein Ruf, der Gott gilt, sondern: „Hosianna der Tat! Hosianna dem Mut! / Hosianna dem Schrecken! Hosianna der Wut! / Hosianna der Rache! Der Arm ist gereckt, / nun zeigt jedweder, was in ihm steckt, / nun brause, wie er brausen muß: Furor Teutonicus!“ (Alfred Josef Winckler; 125) Walter Flex formuliert: „ein jeder Schwertschlag Gottesdienst / und jeder Schuß ein beten“ (231). Vieles wird umgedeutet, religiös verbrämt. Auch „Gott“. „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts.. sonst nichts..“ (Paul Enderling 217) Eben: diesen Gott, den Menschen sich zusammengebastelt haben. Und dass Deutsche Christen ein paar Jahrzehnte später religiöse Lieder auf Hitler sprechen konnten, hat sein Vorbild hierin, der religiösen Verklärung von Wilhelm II. Im Gedicht sagt „er“: „Bin euer Herr, und bin des Herren Knechte – / Und gehe euch voran, voran zum Licht. / Ruh´n Kraft und Heil in seinen gütigen Händen, / Er wird uns Sieg, Er wird uns Segen spenden!“ (Leo Sternberg 224; Richard Schaukal 227). Oder dass ein Ludwig Müller, Reichsbischof aus Hitlers Gnaden die Bibel massiv umprägen konnte, erfahren wir auch schon hier in der „Feldpredigt“: „Hört, was Gott spricht, die ihn nennen: `Wer mich bekennt, den will ich auch bekennen.´ Denkt nach, Kameraden, denkt und werdet weiser! / Das heißt: Steht ihr auf Erden fest zum Kaiser, / der eures Leibes Seele bis zum Tod, / macht Gott euch hieb- und stichfest in der Not. // Denn was Gott fordert, das ist Mannestreue“ usw. (Rudolf Herzog). Gott geht mit dem Heer. Und wenn es siegt, ist das ein Bekenntnis Gottes „zu uns“ (328; der Theologe Martin Schian, der dann in der Zeit des Nationalsozialismus unrechtmäßig „beurlaubt“ wurde).

Entsprechend werden auch christliche Lieder, wie „Jesus geh voran“ für die Kriegsbegeisterung gebraucht (Walter Flex 237) Christen bringen keine Opfer mehr. Jesus Christus ist das letzte Opfer gewesen. Doch die Opfer-Metaphorik durchströmt sehr viele dieser Gedichte, woran auch die archaische Sicht erkennbar wird. Das Schlachtfeld wird zum Altar, auf dem Opfer dargebracht werden (Theodore von Rommel 261). Oder das Blut Christi und das Blut der Gefallenen wird miteinander verbunden: „Der Friede kam, als du am Kreuz verblutet; / der Friede komm´, wenn unser Blut verflutet!“ (Pfarrer Sebastian Wieser 290) Das Lamm Gottes wird angesprochen: „Wo Verwesung über die Felder weht, / da halte dein Opfermahl. / Bis wieder Mensch mit dem Menschen geht / durch deinen Sternensaal.“, so Fritz von Unruh, der später Pazifist wurde (291).

Die Soldaten „stehn oder fallen – wie´s Gott gefällt“ – doch wird gebetet, „Daß Gott ihnen gnädig sei!“ Und es gibt nur „ein Glaube – ein Hoffen – ein Gebet : /  `Herrgott, laß Deutschland nicht verderben, / für das unsere Söhne bluten und sterben!´ / – Herr, höre der Mütter Schrei!“ (T. Resa = Therese Gröhe; 31) „Heilige Saaten, von Gott gesät!“ – die gefallenen Soldaten (A. Natorp 259). Gott ist der Herr der Ernte – das Blut der Gefallenen ist der Wein – es „soll wie Feuer durch Adern fahren / und künft´gen Zeiten noch ein Labsal sein!“ (der seit 1901 Schwulenaktivist Peter Hamecher 258). Und ein weiteres Gebet: „Im Herrn gestorben für Reich und Thron, / gib Gott, ihm reichen Himmelslohn. / Wie du´s gefügt, so ist es gut… / Nun gilt´s für die Kinder mit starkem Mut“ (Reith; 45) – so die Frau, nachdem ihr Mann gefallen ist. Und die Mutter soll sagen, wenn Gott sie einmal fragen wird, „`Weib, was gabst du dem heiligen Vaterlande?´ / Sprichst du: `Mein Bestes, Herr, den einzigen Sohn.`“ (Presber 50; vgl besonders massiv: Walter Flex 238)

Viele dieser Lieder sind äußerst emotionale Durchhaltelieder an die Daheimgebliebenen Ehefrauen und Mütter, sie sollen (sich) opfern wie die Männer an der Front.

Auch Gedichte von Gertrud von Le Fort sind zu finden, ein Wiegenlied für ein Kind, das in heiliger (Kriegs)zeit aufwachen soll – mit Friedenswunsch: „Damit der Geist, der uns heute verzehrt, / in deiner Zukunft den Frieden verklärt –  / Erwache, mein Knabe.“ (28)

Es ist eines, wenn ein Soldat glaubt, im Krieg sich Gott anzubefehlen, auch im Krieg im Glauben lebt. Es ist ein anderes, den Glauben, wie es viele dieser Dichter und Journalisten tun, den Glauben propagandistisch einzusetzen, ihn als Durchhalteparole in die Welt trompeten – und zwar gegen andere. Das propagierte Christentum ist keines mehr. Wie Paul Zech schrieb: „Stirb und Werde!´/ das war… sein Christentum“ (96). Ein sonderbares Christentum.

Hinweisen möchte ich noch auf eine Formulierung von Eduard Sänger (122):

„Lau-blauer Tag, dein Friede stieg
aus Früh- und Abendrot –
Doch ward der Mensch des Menschen müd´
Und schlug den Frieden tot.“

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Im Alten Testament gibt es viele Texte mit Blick auf Krieg, die diesen mit Gott in Verbindung bringen. Sie sind jedoch, soweit ich das überblicken kann, rückwirkend mit Gott in Verbindung gebracht worden, um zu sagen: Nicht nur eure heidnischen Götter sind mächtig – auch unser Gott ist es, ein mächtiger Kriegsherr. Wesentlich ist jedoch: Kriegsdrohung wurde von Propheten verwendet, um das Volk zur Umkehr zu bewegen. Was hier geschieht ist ein anderes: Gott wird benutzt, um Kriege zu legitimieren. Er wird benutzt, um das Versagen der Menschen zu kaschieren.

Menschen deuten den Glauben um, wie es viele aufgrund der Zeit verlangen. Sie sind modern. Sie passen sich an. Sie wagen den Vorgaben der Zeit nicht zu widersprechen. All das ist an diesen aus christlicher Sicht schrecklichen Umdeutungen des Glaubens zu erkennen. Aber damit sind sie im Grunde nur ein Beispiel für das, was durch die Zeiten geschah und geschehen wird.

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Vor ein paar Monaten noch war in unserer Zeit das Thema Krieg fern. Kriege wurden als solche verpönt. Seit Putin die Ukraine überfallen hat, sehen wir in unserer Gesellschaft, wie schnell Krieg wieder hoffähig wird. Man sollte einmal Deutschland in den oben genannten Texten durch „Ukraine“ ersetzen. Daran kann gesehen werden, wie aktuell jeweils die Gedichte sein können – in aufgeheizter Zeit. Putin führt uns vor, was es heißt, das Christsein zu missbrauchen, so zu Recht Kardinal Müller: https://www.die-tagespost.de/politik/mueller-putin-wird-sich-vor-gott-verantworten-muessen-art-230905

Christen sollten an dieser Stelle nicht emotional mitziehen, sie sollen die Menschen beider Seiten sehen – und versuchen, so gut sie es können, politisch sachlich und klug zu handeln, ohne emotionalen Leichtsinn. Schwache unterstützen. Immer mit Blick auf Menschlichkeit und Frieden, wie uns der Kirchenvater Augustinus und auch Thomas von Aquin und viele andere Christen seit Alters lehren.
(Siehe https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/mensch/frieden-krieg-1/ (1-3)

Eine Anmerkung: Das Lied, das Adrianus Valerius zum Befreiungskampf der Niederländer 1597 gedichtet hat, lässt so manches schon anklingen, was wir hier in den Kriegsliedern gelesen haben: https://de.wikipedia.org/wiki/Wir_treten_zum_Beten

Eine Nachbemerkung:

Glaubende seit Alters bitten Gott um Beistand gegen die Feinde: Teufel, Welt, Sünde, Tod. Glaubende bitten Gott, dass er ihnen, wenn sie seinen sozialen Willen umgesetzt haben, nach ihrem Sterben annehmen werden. Glaubende bitten um Gottes Führung zur Bewältigung des Alltags. Was wir in den Kriegsliedern finden, das ist eine Umdeutung. Es geht nicht mehr für… – sondern gegen. Wenn Glaubende den menschlichen Feind nach Gottes Willen vernichtet haben, dann möge Gott sie annehmen, wenn sie bei dem, gerechten Kampf sterben sollten, wird Gott sie aufnehmen, da sie ja Gottes Willen getan haben. Was wir hier finden ist eine vollkommene Umkehrung dessen, was im Neuen Testament gelehrt wird. Nicht der Friede, die Gemeinschaft, nach der getrachtet werden soll steht im Blick: Im Blick steht Friede durch Vernichtung, Friede durch Besiegung. Was für eine Verkehrung!

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