Überlegungen: Transhumanismus 1 / Vielfalt der Menschen – Enhancement

Es ist gut, dass wir Menschen so vielfältig sind.
Das muss immer wieder gesagt werden, denn es bestehen manche Bestrebungen, alle Menschen zu eine Einheitsmasse zu machen, ihn zu verbessern, ihn zu erhöhen.

Erziehung vereinheitlicht Menschen. Aber sie bleiben immer noch frei, selbständig zu entscheiden.
Dem christlichen Glauben – nicht nur ihm – geht es darum, den Menschen moralisch zu verbessern, ihm wird gelehrt, sich dem Willen Gottes zu unterstellen und im Einklang mit dem Willen Gottes zu handeln. Das ist eine Lehre, die der Mensch annehmen oder ablehnen kann, der er sich verweigern oder anvertrauen kann. Der Mensch bleibt also frei.

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Wenn nun aber durch chemische Mittel Menschen verändert werden, dann sind sie nicht mehr frei: Impulskontrollen, Steigerung der Leistungsfähigkeit, Veränderungen der Persönlichkeit. Es ist natürlich schön und gut für Individuen und Gesellschaft, wenn Menschen angenehm, angepasst sind, wenn sie also mit Hilfe von Medikamenten sogar moralisch gebessert werden. Auch dann, wenn diese freiwillig genommen werden – kann er sich wieder ohne Probleme dieser Medikation entziehen, oder sind sie abhängig geworden, was heute als „Droge“ bezeichnet wird? (Ursprünglich war Droge ein Wort für Medikamente – Drogerie. Und manche Droge war Medikament: Laudanum zum Beispiel.)

Das Problem besteht darin, dass der Grad der hilfreichen Mittel und die Übertreibungen fließend ist. Manche Impulskontrollen sind wichtig, damit andere Menschen nicht zu Opfern werden, manche sind wichtig, wenn Angststörungen, Depressionen, Sozialphobien, Aggressionen Menschen zu zerstören drohen. Wenn Menschen hormonell eingestellt werden können, kann das im wahrsten Sinn des Wortes ein Segen sein.

Aber: Wo liegt die Grenze? Einen Kaffee trinken, damit man munterer wird – oder dopen? Liegt die Grenze darin, dass man das nicht nehmen sollte, was auf Dauer krank macht (es sei denn, es trägt vorübergehend zur Gesundung bei)? Der Mensch, der sich normal ernährt, hat normalerweise keine Probleme mit den Nährstoffen. Wenn allerdings bestimmte Elemente durch Medikamente gefördert werden, kann es sein, dass es mit anderen Dingen, die man zu sich nimmt, in Konflikt gerät und krank macht – ist das die Grenze? Oxytocin macht Menschen sozialverträglicher – also ein wunderbares Mittel, um die Gemeinsamkeit zu stärken und einander annehmend umzugehen – wenn es nicht auch dazu eingesetzt werden würde, Wehen auszulösen, und als Nebenwirkung den Herzrhythmus stören kann. Wann wissen wir genug über die jeweiligen Medikamente, um sie sorglos einzusetzen? Auch Serotonin soll Menschen sozialer machen – das heißt aber auch, dass sie dann nicht mehr unbedingt in der Lage sind, notwendige moralische Entscheidungen zu treffen, so, wenn sie einen Terroristen am Terror hindern sollten. Sie lassen ihn vor lauter Sozialhormon terroristisch handeln. Wenn eine Gesellschaft aggressivere Menschen benötigt – sollte sie dann einfach das Trinkwasser mit Oxytocin versetzen? Denn das kann angeblich auch aggressiver machen, nicht nur sozialer.

Die grundsätzliche Frage: Bin ich noch ich, wenn ich mich durch Medikation verändere? Mache ich mich dann erst recht zu dem Ich, das ich gerne sein möchte, wenn ich mich Medikamenten anvertraue? Diese Frage ist freilich nicht neu, sondern wird heute schon von vielen gestellt, die medikamentös behandelt werden. Diese Frage stellt sich zudem auch mit Blick auf die Genforschung: Bin ich der, der ich bin, wenn vor meiner Geburt meine Gene beeinflusst (ausgeschaltet / hinzugefügt) wurden?

Wir Menschen müssen uns weiter entwickeln. Das liegt in unseren Genen 🙂

Moralisch, intellektuell, kulturell, spirituell – aber wir wollen uns auch körperlich weiter entwickeln – was wir ja zwangsläufig tun: vom Säugling zum Greisenalter – aber wir wollen es beeinflussen, nach unserem Empfinden gestalten. Wo liegen die Grenzen zwischen Notwendigem und Übertreibungen? In neutestamentlichen Texten haben wir, was die Moden betrifft, die Hinweise, dass Frauen – und sicher auch Männer – mit Anstand und Zurückhaltung schmücken – vor allem schmücken mit guten Taten (1. Timotheus 2,9f. und 1. Petrus 3,3f.). Welche Zeit-Moden sind übertrieben, welche angemessen?

Der christliche Glaube spricht eher zurückhaltend von der Unterwerfung unter Zeitmoden. Gott hat den Menschen so schön geschaffen, dass er nicht an sich herumbasteln muss. Es geht um die Akzeptanz durch die Gemeinschaft. Die ist wichtig. Dann aber auch: Jesus hat Menschen geheilt, hat also psychisch und körperlich eingegriffen, um Menschen wieder in die Gemeinschaft zurückzuholen, um sie selbst Gemeinschaftswillig zu machen. Aber es geht um mehr, als nur um diese Fragen: Es geht um die Beziehung zu Gott. Um die gilt es sich zu bemühen, wenn Maßstäbe gesetzt werden sollen. Dämonische Abhängigkeit ist widergöttlich – auch die Abhängigkeit von negativen, Persönlichkeit beeinflussenden Medikamenten? Und ewiges Leben – dazu benötigt der Mensch keinen Transhumanismus. Dafür ist Gott zuständig: Auferstehung!

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