Kirchenaustritte

Kirchenaustritte – obgleich: viele in der Kirche arbeiten höchst motiviert. Das stimmt. Das Eine hat mit dem Anderen wohl auch nichts zu tun. (Wenn ich von Kirche spreche, meine ich katholisch und evangelisch. Andere gehören auch zur Kirche, aber dann müsste ich differenzierter schreiben.)

Man sollte sich die Frage stellen, ob Kirchenleitungen nicht auch mit manchen Entscheidungen gerade die vor den Kopf stoßen, die so motiviert arbeiten, weil die Oberen so gesellschaftspolitisch tolle Ideen haben, entsprechend dann auch die Gelder derer dafür einsetzen, die sie sich vom Munde abgespart haben https://www.tagesschau.de/inland/anstieg-kirchenaustritte-101.html

Ich vermute, dass es im nächsten Jahr noch weiter herunter gehen wird – wegen Corona. Einmal finanziell, weil manche wegen finanzieller Engpässe den Weg des Kirchenaustritts wählen, obgleich sie sich dem Glauben und der Kirche nahe fühlen, zudem aber auch, weil Kirchenobere selbst zeigten, dass sie sich in Notzeiten zurückziehen, die Menschen allein lassen und das als Nächstenliebe bezeichnen. Die Kirchenspitze hat dadurch, dass sie Ja und Amen zu allem gesagt hat, das aufgegeben, was sie auszeichnet: Dasein für Notleidende – auch wenn man selbst gefährdet wird. Natürlich werden statistisch gesehen die Gottesdienstbesuche usw. rapide herunter gehen – und danach möglicherweise tief unten bleiben, weil viele alte Menschen merken, dass es ihnen mit den sonntäglichen Fernsehgottesdiensten besser geht – weil stressfreier. Der Rückzug in die Familie ist vielfach mit dem Gedanken verbunden: mehr brauch ich nicht – warum noch Gemeinschaft in dem sowieso sehr lockeren Zusammenhalt in den Kirchengemeinden.

Dass die Menschen, die aus der Kirche austreten, eine Lücke hinterlassen, die die Kirche gesellschaftlich äußerst schwächen, damit anderen Gruppen ermuntern, diese Lücke einzunehmen, ist ihnen wohl kaum bewusst. Sie denken als Individuum, ohne das Ganze im Blick zu haben. Entsprechend werden sämtliche Hilfseinrichtungen der Kirche, die weltweit aktiv ist, das schmerzhaft zu spüren bekommen. Es geht ja nicht nur um uns im Land.

Vieles, was die Kirche als Besonderheiten prägte, haben andere aufgegriffen: nicht nur altbekannte Sachen wie Krankenhäuser, Kindergärten usw., sondern auch die NGOs übernehmen den Part der Kirche. Die Konzerte, die der Kirche wichtig waren und auch viele Besucher anlockten, werden von vielen Kommunen aufgegriffen und eigenständig durchgeführt. Kirche ist immer wieder innovativ tätig gewesen. Hat Lücken gefunden, um Menschen auf den verschiedensten Ebenen zu helfen.

Nun werden ihr all diese Tätigkeiten aus der Hand genommen. Aber da die Kirche immer innovativ war – bin ich ganz zuversichtlich, dass ihr noch eine Menge einfallen wird. Aber: Ob sich die Menschen, die sich sowieso nicht mehr so gerne an Gruppen binden bzw. durch den Beruf usw. auch nicht binden können, dadurch gebunden werden, wage ich zu bezweifeln. Die meisten werden dankbar annehmen, was ihnen geboten wird – und weiter gehts. Sie sind Vorübergehende.

Und wie wäre es wieder mit echter Mission? Die nicht Jesus Christus sagt – und dann gleich anfügt: oder andere…, wenn du magst, wir sind ja nicht so eng…

Zum Thema Mission ist wichtig: Jeder Christ – ob alt, ob jung, ob weiblich oder männlich, soll sich nicht schämen, seinen Glauben authentisch zu leben und darüber zu reden. Es sollte nicht auf die Institutionellen beschränkt sein. Das ist wichtig, dass der Glaube als eine Größe angesehen wird, für die alle – das heißt jede und jeder Einzelne – verantwortlich sind.

In der Kirche leben viele wunderbare Menschen. Man sieht sie als selbstverständlich an. Vielleicht kann man dafür auch ein Auge entwickeln. (Damit niemand neidisch wird: Auch außerhalb der Kirche gibt es natürlich wunderbare Menschen. Der Geist Gottes lässt sich eben nicht fesseln.)

Um nicht missverstanden zu werden: In erster Linie darf es nicht um den Erhalt der Institution Kirche gehen. In erster Linie geht es um den Menschen, darum, ihn an Gott in Jesus Christus anzubinden. Damit das Leben umfassend gelingen kann, mit seinen Leiden, seinen Freuden, seinen Ängsten, seinen Sehnsüchten und seinem Gelingen. Damit auch der Tod vom Leben Gottes umfangen wird, das Leben vollendet wird – und nicht im Nichts, im Grauen endet.

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Bei Ina Seidel (Das unverwesliche Erbe) gelesen – aber mit anderen Worten gesagt:
Manche Menschen leben einfach so aus dem Geist Gottes.
Manche Menschen müssen sich den Glauben erleidend aneignen.
Manche müssen sich den Glauben erkämpfen – der Kirche zum Trotz.

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