Karfreitag – das Wort Kar kommt aus dem Althochdeutschen Kara: Klage, Trauer. Man hat es auch aus dem Latein carus hergeleitet: Guter, lieber Freitag.
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Gründonnerstag:
Jesus kündigt nach seinem Sterben seine Gegenwart in der Abendmahlsfeier / der Eucharistie an. Obgleich er weg ist, wird er mit dem eingenommenen Mahl da sein, so sehr anwesend, wie sonst nichts ist nah: Im Glauben verinnerlicht er sich mir, wird Teil von mir – ich lebe durch ihn.
Karfreitag:
Jesus starb, es ist Zeit der Klage, weil die Erwartungen der Menschen mit Gott nicht erfüllt werden. Statt sich mächtig durchzusetzen, lässt sich Gott im Leiden finden. Seine Liebe ist so mächtig, dass er sich in den Tod begibt, Schuld vergibt, er leidet mit uns Menschen mit. Er erhöht uns auf diese Weise – kein Mensch hat mehr Macht uns wirklich zu erniedrigen. Das ist wirklich nicht das, was wir uns erhoffen von Gott. Anders soll er sein, Gott. Kein Zerstörer unserer Hoffnung, Vernichter unseres Glücks, mächtig soll er sich erweisen an allen die uns schaden, an allem, was uns schadet.
Karsamstag:
Jesus, gefesselt im Grab, gewickelt in Tücher, Gefangener des Todes, ohne Lebenshauch, verdammt in der starren Kälte, die alles warme Leben entzieht. Quälendes Nichts bemächtigt sich seiner, vergangen, vergangen, aufgelöst ins Nichts, sein Geist. Sein Körper eingegangen in den Kreislauf der Natur. Bitterkeit des Herzens. Gottes Treuebruch. Lähmende Sinnlosigkeit. Tränenverschüttete Hoffnung.
Ostersonntag: Das Wunder aller Wunder: Gott wurde in Christus Mensch. Das Wunder aller Wunder: Gott riss Christus aus den Tod. Das Wunder aller Wunder: Christus nimmt uns mit in das vollendete Leben, hinein.
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Sie gehören zusammen, die vier Tage.
Welcher Tag noch dazu gehört? Pfingsten. Denn ohne Gottes Geist bleiben all die Tage sonderbare historische Auswüchse, ohne Sinn und Verstand. Mit Gottes Geist werden diese Tage, zu den Tagen aller Tage. Neben Weihnachten. Ohne diese Wunder-Tage münden alle Tage in Menschennot und Menschenleid – im ewigen „stirb und werde“ – werde und stirb. Gezuckert mit Momenten des teuer erkämpften Glücks.
Woher der Name kommt, ist heute unbekannt. Möglicherweise von der liturgischen Farbe grün (heute weiß), oder aber auch von der Sitte, neu sprießende Kräuter zu essen – Frühlingskraft – durch das am Gründonnerstag eingesetzte Abendmahl ein neuer Mensch zu werden. Das Greindonnerstag / Weinen-Donnerstag, weil es die Bußsitte gab, ist für mich nicht so einleuchtend. Es müsste dann Freuden-Donnerstag oder Lach-Donnerstag heißen, weil die Büßer aufgenommen wurden. Aber man weiß ja nie: Vielleicht war das Weinen eindrücklicher als die Freude. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag hat auch Jesus im Garten Gethsemane geweint. Er wollte nicht das furchtbare Leiden auf sich nehmen. Aber er rang sich durch, Gottes Willen anzunehmen. Für uns. An unserer Stelle.
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Für Christen ist an diesem Tag wichtig, dass es der letzte Tag war, an dem Jesus lebte, an dem er mit seinen Nachfolgern Gemeinschaft hatte und das Abendmahl einsetzte. Das Abendmahl / die Eucharistie als Zeichen / Symbol der innigsten Verbundenheit mit dem gestorbenen und auferstandenen Jesus Christus. Ein wunderbares Mysterium christlichen Glaubens.
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Wenn ich gefragt werden würde: Du weißt, dass Du nur noch einen Tag zu leben hast, was würdest du tun?
Jesus verspürte eine innige Verbundenheit mit denen, die ihm folgten – auch wenn diese ihn nicht verstanden haben – hat zu ihnen gesprochen, das Abendmahl geteilt und ihnen als Dienst die Füße gewaschen.
Das würde wohl keinem von uns eingefallen sein. Jesus Christus ist etwas ganz Besonderes.
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Geheimnis seiner Herrlichkeit versenkt sich ein in Brot und Wein. Das höchste Gut hat Leib und Blut für unser Heil dem Tod geweiht. Kommt, lasset uns anbeten.
Geheimnis seiner Gegenwart, seit jener Nacht uns übermacht, da er sich bot als Wein und Brot und sich als Gott uns offenbart. Kommt, lasset uns anbeten.
Geheimnis der Dreifaltigkeit, das einverleibt in uns verbleibt und Leben heißt und Glut und Geist und Auferstehung uns verleiht. Kommt, lasset uns anbeten. Zeitgenössisch, Stundenbuch
Am ersten Ostertag früh, saßen Liebende in ihren Wohnungen, verborgen, verängstigt, verzagt, niedergeschlagen, erschüttert. Am Sonntag zog der strahlende König ein in die Stadt, sie jubelten: Hoffnungs-Hosianna! Am Freitag schrien sie triumphierend, voller Hass, erbarmungslos: Kreuzigt ihn! Der gefolterte Körper des Königs hing mit einer Krone aus Dornen am Kreuz die Liebenden verkrochen sich mit Schmerzen im Herzen Stichen im Leib geschüttelt enttäuscht Verrat Lügen Falschheit Menschenkälte Spott und Tod siegten wie die Menschen so sind wagten sich sonntags in der dämmernden Dunkelheit drei Frauen hinaus Tränen überströmt Tränen leer den leblosen Körper liebend zu ehren – Wärme, Wahrheit, Liebe, Licht! Ostern! Er kam. In ihre Wohnung. In ihr Trauerhaus. Er kam. Jesus. Der Messias, der Christus. Auf einmal war er da. Stärkte sie. Schalom – Friede. Wer versteht? Freude ergreift. Freude verströmt sich. Wie ein wunderbarer Duft. Im Herzen. Im Haus.
Wir leben nicht in einer Diktatur und das wird im Augenblick auch nicht sein. Was ich spannend finde: Wie schnell kann die Bevölkerung stillgelegt werden. Überall an Knotenpunkten Sicherheitskräfte, um Sonnenhungrige zu beäugen – aber das geht auch ohne Sonnenhungrige zu beäugen. (Wer spricht eigentlich noch von Überstunden der Polizei?) Denunzianten gibt es auch wieder – natürlich sind sie heute die Guten. Nachrichten sind alle auf Linie gebracht. (Manche lösen sich inzwischen so langsam von der Einheitslinie.) Wie schnell das geht!
Sicher, in einer politisch brisanten Situation werden hoffentlich die Menschen nicht so ruhig halten. Aber was ist, wenn politisch brisante Situationen das Etikett Gefahrenabwehr bekommen?
Die Polizei kann nichts dafür, wenn die Politik was befiehlt.
Aber die Juristen sollten lauter sagen – wie im Beitrag leise angedeutet – dass das so nicht geht. Aber vielleicht ist das ja auch extra juristisch nicht ganz festgezurrt.
Beten gehört zum Menschen als religiöses Wesen dazu. Nicht nur im christlichen Kulturkreis strömte man zusammen, wenn Not war, um zu beten, sondern das war weit verbreitet in der Antike. Der Mensch sucht in seiner Not Gemeinschaft, und wendet sich als Gemeinschaft in seiner Not Mächten zu, denen er zutraut, dass sie die Not ändern können.
Heute benötigt man, laut genannten Artikel, das alles nicht mehr. Man hat die Medizin. Von daher ist auch das Beten in dieser Not nicht relevant.
Man hat die Medizin. Man weiß auch vieles mehr: So zum Beispiel, dass der Mensch ein sozial eingebundenes Wesen ist, dass er vereinsamen kann, wenn soziale Kontakte wegfallen, dass er sich selbst Schaden antun kann, wenn er isoliert wird. Der Körper nimmt genauso Schaden wie seine Psyche. Das alles weiß man. Von daher sind die medizinischen Errungenschaften klasse! Aber: Der Mensch ist mehr. Von daher ist auch das Zusammenkommen, um zu beten wichtig.
Nun kann man natürlich sagen: Dass das Gebet also ein sozial wichtiges Phänomen sei. Das ist nicht zu bestreiten. Aber dazu kommt noch die Hinwendung zu höheren Mächten, denen man zutraut, dass sie etwas verändern. Man nimmt also nicht alles einfach so hin, sondern sucht die Grenze, die die Not mit sich bringt, gemeinsam zu sprengen. Der Mensch ist auch ein Homo Religiosus – um Atheisten nicht zu nahe zu treten: natürlich gibt es Ausnahmen, Ausnahmen, die sich als vernünftiger als andere ansehen, das sei aber jetzt außen vor – das heißt: er empfängt Weisungen, Zukunftshoffnung, Stärkung aus eben diesen Kontakten mit den übernatürlichen Kräften. Wer das unterschätzt, der nimmt dem Menschen Wesentliches, macht ihn heimatlos, sprachlos, wirft ihn auf sich selbst.
Hier macht das Christentum als Religion keine Ausnahme. Wenn wir allerdings das Neue Testament lesen, das Alte Testament ist diffiziler, dann erkennen wir, dass das Gebet eingebettet ist. Beginnen wir mit dem Vater Unser, dem Gebet Jesu:
Vater unser, der du bist im Himmel / in den Himmeln – also nicht da, wo Menschen einfach so hingehen können, Menschen mächtig sind, weil sie Raum greifend sind, der besondere Ort der Herrlichkeit, der konzentrierten Anwesenheit Gottes. Es ist ein Gemeinschaftsgebet – der Mensch als einer, der mit anderen in Gemeinschaft lebt, wendet sich an Gott. Dein Reich komme – also es geht darum, dass Gott seine Herrschaft auf der Erde durchsetzen möge. Dein Wille geschehe – also: obgleich gleich Bitten mit Blick auf die Nöte und der Gemeinschaft kommen, wird darum gebeten, dass Gottes Wille geschehe , nicht meiner.
Darum geht es in erster Linie: Gott steht im Zentrum. Nicht ich stehe im Mittelpunkt. Gottes Wille soll sich auf der Erde durchsetzen, auch mit Blick auf meine Bitten – nicht mein Wille. Das christliche Gebet ist von Haus aus Gott-zentriert, wird allerdings nicht durch einen Hymnus, also die Gott-Zentrierung schlechthin, ersetzt, sondern: Gott ist das Zentrum – und der Mensch ist wichtig, er lebt aus dieser Beziehung zu Gott.
Johannes-Evangelium 15f. Die berühmte Stelle in 16,23: Wenn ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er´s euch geben... Dieser Vers liegt eingebettet in den gesamten Zusammenhang einer Rede. Der Mensch als normaler Homo Religiosus nimmt sich diesen Vers heraus und denkt sich: Also bete ich – und ich werde bekommen. Der Glaubende aber berücksichtigt die gesamte Rede. Und er erkennt: Das Gebet ist nur ein ganz kleiner Teil der riesigen Beziehung zu Gott. Das Gebet ist Ausdruck der Beziehung – und erst aus dieser Beziehung heraus hat es seine große Bedeutung.
Ein anderer Text, der in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, steht im Jakobus-Brief: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist“. Wessen Gebet? Des Gerechten. Der Gerechte, wie es am Beispiel des Elia gezeigt wird, ist einer, der in einer Gottesbeziehung steht – und zwar in einer engen. Aber auch hier:
Es gibt keinen Automatismus. Der christliche Glaube ist keine Magie, in der man Gott zwingen könnte durch gute Taten, mitleidiges Auftreten oder treffende Worte meinen Beterwillen zu tun. Das Gebet ist kein Zauberspruch. Es ist Ausdruck der Beziehung zu Gott – aus der folgt dann das Handeln. Das ist der Kern. Gott schiebt immer wieder einen Riegel vor, wenn der Mensch meint, sich über Gott stellen zu müssen – und das verletzt uns Menschen ungemein. Gerade der Homo Religiosus ist äußerst verletzt, wenn Gott sich nicht zwingen lässt. Folgen sind unter anderem die Abwendung von Gott – die gesamte Theodizeefrage ist damit verbunden.
Da aber auch der Christ ein Homo Religiosus ist, ist das soziale Element auch wichtig. Er muss sich allerdings dessen bewusst sein: das eigentliche christliche Gebetsverständnis geht über das allgemeine Gebetsverständnis hinaus. Dass gerade auch Beter leiden – das sehen wir dann an Jesus Christus, dem aus christlicher Sicht bedeutendsten Beter. Gleichzeitig wissen Beter aber auch: Dass Gott Gebete erhört. Das Leben mit Gott ist ein spannendes und schönes Leben.
Nun will man also ganz im Sinne von a) Nebenschauplätze aufmachen. Es geht also nicht mehr um seine angebliche Tat, sondern um sein mögliches Versagen als Kirchenvertreter. Von daher wird sich alles hinziehen… Armselige Menschenjagd.
Es ist wieder einmal interessant, dass die Ankläger meinen, ohne Grund im Recht zu sein und nicht akzeptieren, wenn sie nicht recht haben. Wenn jemand so schwerwiegend angeklagt wird, dann muss die Begründung stimmen. https://blog.wolfgangfenske.de/2019/03/10/pell/ Im letzten Satz scheine ich geirrt zu haben.