Zäune sind keine Lösung (Bedford-Strohm/Körtner) + Flüchtlingskrise bleibt erhalten + Afrika: Unternehmer sind die besseren Entwicklungshelfer

Die Diskussion ist spannend: http://chrismon.evangelisch.de/artikel/2017/33200/ulrich-koertner-und-heinrich-bedford-strohm-kirche-und-politik-ueber-ethik-der-fluechtlingspolitik Man sollte sie lesen – wie auch die Leserkommentare (von denen ich aus zeitlichen Gründen nur ein paar lesen konnte). Es könnte sein, dass Bedford-Strohm unterschätzt, was er denkt und sagt – und was dann in der Öffentlichkeit für ein Bild ensteht. Und das Bild, das von der Kirche entstanden ist, das gibt Körtner treffend wieder. Aber ich bin mir auch nach dem Interview nicht sicher, ob Bedford-Strohm von Medien wirklich falsch „rübergebracht“ wurde.

Interessant finde ich mal wieder die Schlussfrage:

>Herr Körtner, fürchten Sie Lob aus der falschen Ecke, von Rechtspopulisten?

Körtner: Auch andere namhafte Sozialethiker haben sich ­kritisch zu Wort gemeldet. Jedes gute Argument kann missbraucht werden. Der Vorwurf, jemand könnte von den falschen Leuten zitiert werden, wird gern gebraucht, um Kritiker mundtot zu machen und die Diskussion abzuwürgen.<

Allein diese Frage ist wieder einmal dafür geeignet, Menschen ohne Rückgrat einzuschüchtern. Aber ich vermute, Herr Körtner lässt sich auch weiterhin nicht einschüchtern. Ich finde es gut, dass die AfD inzwischen politisch an Luft verliert – denn dadurch darf man vielleicht sachgemäß diskutieren, ohne gleich wieder in eine solche AfD-Ecke gestellt zu werden. Wobei ich freilich davon ausgehe, dass manche argumentationsfeindliche Gegner, die nur plakative Aussagen verstehen, das immer und immer wiederholen, weil sie eben keine Argumente haben und sich dadurch unbequemes Denken aus dem Hirn halten wollen.

Nur am Rande, um den Eingangs-Aspekt aufzugreifen: Natürlich sind Zäune keine Lösung. Aber die Zäune einzureißen ist auch keine Lösung. Kluge Politik ist die Lösung. Im Augenblick sieht es so aus, dass Zäune zumindest für Europa eine Lösung sind, eben der „Zaun“ zwischen der EU und der Türkei. Es muss aber unbedingt eine Lösung gefunden werden, damit wahre Flüchtlinge nicht ausgeschlossen bleiben. Und diese Lösung gibt es im Augenblick noch nicht. Ich plädiere noch immer für UN-Hotspots, die wahre Flüchtlinge weltweit aufnehmen und verteilen.

Was ich an der Diskussion auch spannend finde, das ist Bedford-Strohms Hinweis auf den „reformatorischen Weg“. Es gehört sich, im Jahr des Reformationsgedenkens alles auf die Reformation zurückzubeziehen – nur: Hätte Luther das auch so gesehen? Wird die Reformation nicht für Themen herangezogen und uminterpretiert, damit sie zu unseren Problemen passt, Luther hin oder her? Ich kann angesichts einer solchen Aussage schon verstehen, dass sich Theologen nicht besonders begeistert darüber zeigen, wie die Reformation in der Gegenwart – sagen wir sanft: – von der Kirchenleitung gebraucht wird.

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„Die Flüchtlingskrise bleibt uns erhalten“ – so Kissler: http://cicero.de/salon/migration-die-fluechtlingskrise-ist-nicht-vorbei Ich würde inzwischen das Thema nicht ganz so mit der Kanzlerin verbinden. Sie ist nicht schuldlos daran – aber wie reagiert eigentlich die SPD darauf? Die Grünen freuen sich noch über jeden Zuzug, die Linken kann ich im Augenblick nicht einordnen, weil ich nicht weiß, ob sich Sarah Wagenknecht durchsetzen wird oder diejenigen, die sämtliche Grenzen öffnen wollen.

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Volker Seitz meint, dass Unternehmer die besseren Entwicklungshelfer seien:

Dazu müssen Bedingungen geschaffen werden:

Zwischenstaatliche Vereinbarungen müssen gewährleisten, dass Investoren, die gemäß definierten entwicklungspolitischen Standards bereit sind, zu investieren, zügig die erforderlichen Genehmigungen erhalten (bestechungsfreier Behördenapparat). Dies muss auch für die operativen Behördenabwicklungen des laufenden Geschäftes gelten (Zoll, Import und Export von Gütern, Unternehmenssteuern).

Aber das hat nicht nur in den jeweiligen Ländern Gegner, die lieber die Hand aufhalten, sondern wird auch von Entwicklungshelfern nicht gerne gesehen:

Wenn aber Unternehmer die besseren Entwicklungshelfer sind, dann ist das für alle, die bisher von den guten Taten leben, keine uneingeschränkt gute Botschaft. Das Eigeninteresse der Entwicklungshelfer und ihrer Organisationen steht diesem Ziel entgegen.

Ich frage mich: Geht nicht beides Hand in Hand? Massive Unterstützung der Unternehmen – und sinnvoll eingesetzte Entwicklungshilfe?

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

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