„Lügenpresse“ – und gute Menschen

Das ist interessant zu sehen, dass Menschen kritisiert werden, die von Lügenpresse reden. Ich habe das auch schon kommentiert – und finde es in der Pauschalität nicht richtig, von Lügenpresse zu reden, weil das vielen Journalisten nicht gerecht wird. Zudem wird nicht immer deutlich: was wird bewusst weggelassen, nur falsch formuliert usw. Allerdings muss der Presse in einem demokratischen System wie allen anderen mächtigen Gruppen auf die Finger geschaut werden und man muss sagen: Da stimmt was nicht, da wird einseitig informiert, da werden Fakten weggelassen usw.

Und nun haben wir das Phänomen, dass Leute – die zu den guten Leuten in unserem Land zählen – diejenigen kritisieren, die von Lügenpresse sprechen. Gleichzeitig sagen sie, dass man nicht nur nicht Internetseiten misstrauen soll, sondern auch großen Presseerzeugnissen: Focus, Welt, cicero… Und das finde ich interessant. Denn was ist diese Äußerung anderes, als diesen vorzuwerfen, sie würden unsauber arbeiten? Natürlich gehören diese Kritiker der Gattung der politisch guten Menschen an und verwenden darum nicht das böse „L-Wort“. Aber de facto ist das gleich.

Spannend ist dieser Vorwurf auch darum, weil die Medien, die die Meinung der guten Menschen unterstützen, damit als die guten Medien bezeichnet werden, diejenigen, die die Meinung dieser lobenswert guten Zeitgenossen nicht unterstützen als die Medien, denen man nicht trauen soll. Worin liegt aber nun wirklich der Unterschied zwischen denen, die von Lügenpresse reden und denen, die das Wort nicht verwenden, aber entsprechend agitieren?

Was ich noch anmerken will: Ich bin nicht zimperlich mit der Nennung von Medien welcher Art auch immer, da man manche Informationen wirklich nur über solche bekommt, deren Namen andere nicht einmal in den Mund nehmen würden. Angst vor Verbreitung von Fake News? Natürlich. Aber vor solchen ist man nie gefeit. Zudem habe ich gelernt, dass solche Infos von „bösen“ Seiten, dann häufig doch mit Verspätung von den „seriösen“ Seiten aufgenommen werden. Zumindest diejenigen, die ich genannt habe. Manche erst nach Jahren. Denn der Verstand schützt vielfach davor, Fake News aufzusitzen bzw. vorsichtig zu sein. Einmal bin ich auf einen Witz hereingefallen. Das tut mir natürlich Leid. Aber – das soll keine Entschuldigung sein – : die Witze und Satiren sind manchmal nicht von der Realität zu unterscheiden – oder umgekehrt?

Insgesamt möchte ich an das Grundgesetz erinnern, bevor jemand laut aufschreit:

Artikel 5

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

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