Achtel Lorberblatt + Freiheit eines Christen

Ich hatte gestern das Lied von Reinhard Mey angesichts einer Auseinandersetzung ( http://blog.wolfgangfenske.de/2017/01/15/udo-ulfkotte-%E2%80%A0/ ) angeführt (ich habe dort Nachträge gebracht!):


Dieses Lied, das ich in meiner Jugend gehört habe, hat mich sehr geprägt. Reinhard Mey hat überhaupt Lieder gesungen, die in mir ein Pflänzchen gepflanzt haben, das heißt: Freiheit, nicht anpassen – aber nicht hysterisch, sondern ruhig. Ich habe das Lied also nicht einfach nur so genannt, sondern weil ich es für sehr relevant halte. Und dieses Pflänzchen wurde bei mir gekreuzt mit dem christlichen Glauben: Zur Freiheit hat euch Christus befreit, werdet nicht wieder Sklaven der Menschen, schreibt der Apostel Paulus.

Paulus, der große Apostel der Freiheit… – dazu habe ich im Studium eine Seminar-Arbeit geschrieben. Ich gestehe, ich habe das umfangreiche Material damals noch nicht richtig einordnen können – aber das heißt nicht, dass ich das nicht imponierend fand. Christenmenschen (um mit Luther zu reden) sind frei. Diese ihre Freiheit sollen sie auch verteidigen, damit sie sich nicht irgendwelchen Ideologen unterordnen müssen. Es fällt schwer. Man möchte so gerne manchmal sein Fähnchen nach dem Wind hängen. Das linke Fähnchen schwingen, das rechte Fähnchen schwingen, das Fähnchen falsch verstandener Toleranz genauso wie das Fähnchen der Intoleranz, einfach das Fähnchen, das so schön bunt ist, und alle es irgendwie sympathisch finden – oder bei jedem Angriff das Fähnchen, das weiße Fähnchen der Unterwerfung. Aber das wäre Verrat an der Freiheit, die der Glaube schenkt.

Freiheit bedeutet also auch: Angriffe aushalten, argumentieren – aber auch, seine Meinung ändern zu können, wenn Argumente überzeugt haben, bedeutet auch, Fehler einzugestehen, wenn man überzeugt wurde, Fehler gemacht zu haben, aber wenn man eben nicht davon überzeugt wurde, zu seiner Sicht zu stehen.

Zudem bin ich der Meinung: Der gemeinsame christliche Glaube ist innerhalb der christlichen Gemeinschaft wichtiger als die politischen Auseinandersetzungen. Wir dürfen uns nicht extremisieren lassen. Auch wenn wir unterschiedlicher politischer Meinung sind, so sind Christen bereit, mit Andersdenkenden in Frieden und Freiheit eine Tasse Tee miteinander zu trinken. Warum? Nicht zuletzt, weil sie wissen, dass alle zeitbedingte Aufgeregtheiten Kinkerlitzchen sind angesichts der Zeit – und natürlich angesichts der Ewigkeit.

Neulich habe ich gehört, dass Anfang der 70ger Menschen politisch so miteinander zerstritten waren, dass sie nicht mehr miteinander geredet haben. Heute sitzen sie zusammen – all die damaligen Auseinandersetzungen sind noch im Kopf vorhanden – aber sie waren zeitbedingt, sind irrelevant, aus der Retrospektive: Lächerlich gewesen und man schämt sich, einmal Irrelevantes als dominant angesehen zu haben. Warum nicht gleich so? Fragt sich der friedliebende Mensch, vor allem aber auch der Christ, der an Gott gebunden ist und aus Gott seine Freiheit empfängt. Warum nicht gleich so, den Ausgleich, die Ruhe, das Miteinander suchen?

Ich bin übrigens froh, in einer Kirche zu leben, in der man seine Meinung sagen darf. Da wirft man als moderner Mensch der Gegenwart der Kirche im „Mittelalter“ vor, dass sie jegliche freie Meinung unterdrückt hat – und dann versucht nun der eine oder andere unter Christen eine solche Unterdrücker-Stimmung zu verbreiten?

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert