Was läuft falsch in der EU? + Expansionsideologie + Wir benötigen die EU und den Euro

Diesen Beitrag hatte ich gestern: http://blog.wolfgangfenske.de/2016/10/29/was-laeuft-falsch-in-der-eu-eu-evaluation/

Heute:

Der folgende Beitrag von Streeck geht auf die Schwierigkeiten ein, die mit der Währungsunion verbunden sind: http://www.zeit.de/2016/43/europaeische-union-brexit-italien-spaltung/seite-2

Von dieser Seite her sieht er das Überleben der EU sehr kritisch. Aber: Wirtschaft ist doch von Menschen gemacht. Gibt es keine Menschen, die in der Lage sind, diese Herausforderungen zu meistern? Das kann ich nicht glauben. Der Beitrag von Streeck wird überschrieben: „Wenn die EU untergehen wird, wird keiner weinen“.

Wird wirklich keiner weinen? Die Umstellungen werden an keinem Land ohne Blessuren vorübergehen. Von daher werden viele lamentieren – vielleicht auch von denen, die leichtsinnig einen Untergang der EU herbeireden (womit ich nicht Streeck meine).

Der Euro war ein Experiment. Inzwischen hat man gelernt. Kann man das Gelernte denn wirklich nicht in neue Versuche umsetzen? Hält man so sehr an althergebrachten Vorhaben fest, als dass man wie die EU-Vorfahren versucht, die Vision eines geeinten Europa weiter zu verfolgen, indem man die Fehler korrigiert?

Die Währungsunion, ein Versuch, Deutschland einzubinden – hat Deutschland genutzt. Das, was die Angst vor der Dominanz Deutschlands nehmen sollte, führt erst recht zur Angst vor der wirtschaftlichen Übermacht. Eine solche Angst ist ein schlechter Kleber für eine Gemeinschaft. Die Dominanz Deutschlands liegt an seiner schon vorher vorhandenen Wirtschaftskraft.

Das Problem liegt meines Erachtens aber woanders: Die EU hat einen immensen Expansionsdrang entwickelt, ohne vorher erst einmal den Kern zu konsolidieren. Und jetzt streckt man sogar die Hände nach der Ukraine und Georgien aus – und mit diesem krakenarmigen Umfassen aller möglichen Länder verdeckte man die wahren Probleme. Sie wollten kommen, weil sie sich eine Konsolidierung versprachen. Aber diejenigen, die in der EU das Wissen haben, hätten sagen müssen: Stopp! Erst wird konsolidiert – und dann weiter uniert. Aber sie haben die EU für ihre Expansions-Ideologie missbraucht. Das waren Fehler der Vergangenheit, die von manchen gesehen wurden. Aber die Verantwortlichen haben sich nicht darum geschert. Und wie soll es in Zukunft weiter gehen – mit diesen Fehlern auf den Schultern?

Neulich hatte ich unterschiedlichstes Reisegeld aus der Vor-Eurozeit zusammengekramt. DM, Schilling, Lire, Franc – es war eine große Vielfalt da. Diese hat man versucht, einzuebnen – und das hat manchen Ländern gut getan, manchen nicht. Es hat denen nicht gut getan, die die Währung nicht abwerten konnten, um ihre Waren besser auf den Markt werfen zu können. Ich bin Laie in Wirtschafts- und Finanzfragen. Aber lässt sich das nicht auf anderer Ebene wieder ausgleichend einführen? Aber die Frage stellt sich: Welche Ware hat Griechenland? Länder mit geringer Wirtschaft werden schlicht und ergreifend abgehängt. Ob sie nun den Euro haben oder nicht. Griechenland verarmt zurzeit. Aber ohne Euro wäre es auch wie Moldawien ein Armenhaus Europas. Können die anderen Länder in Europa das wollen?

Ich denke, wir kommen um eine Re-Nationalisierung nicht herum. Die EU muss eine Vereinigung von Nationen werden. Das heißt, die jeweiligen Nationen müssen ihre Eigenständigkeit soweit es geht zurückbekommen. Aber der Euro muss bleiben. Ohne den Euro als Einheitswährung wäre jedes Land irgendwelchen Spekulanten a la Soros ausgeliefert bzw. auch großen Ländern wie die USA und China. Eine Global-Player-Firma könnte sich Griechenland aus der Portokasse kaufen.

Und hier noch einmal die Bemerkung: Ist diese Generation der Wirtschaftsexperten nicht in der Lage, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden? Das kann doch nicht sein! Nicht nur Griechenland lebte auf Pump. Und weil alle auf Pump lebten und leben, ging es der EuroZone nie so gut wie in der Gegenwart. Aber leider kann das keine Lösung sein. Wird aber im Augenblick zur Überwindung der Durststrecke angestrebt. Und diese Zeit muss man sehr schnell nutzen, um ein neues Konzept zu entwickeln.

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