Wir basteln – uns einen Gott

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Wir Menschen sind sehr gut darin, alles zu verändern.

Wenn wir ein Stückchen Land in unsere Hände bekommen, dann sieht es nach kurzer Zeit nicht mehr so aus, wie es vorher ausgesehen hat.

Nicht nur das Land verändern wir: auch Flüsse werden begradigt, Lebewesen werden umgezüchtet, so dass man in einem Chiwawa keinen Wolf mehr erkennen kann, Pflanzen – wahre Wunderwerke der Zuchtkunst. Das Wetter wollen wir beeinflussen, das Klima haben wir beeinflusst. Wir wollen den Mond ausbeuten, Kometen, den Mars. Wüsten bringen wir zum Blühen, Urwälder machen wir zu Wüsten. Wir machen aus der schönen Natur virtuelle Fernseh- und Filmbilder und den wunderbar duftenden Tannenbaum ersetzen wir durch Plastik und Kunstduft.

Uns Menschen verändern wir auch ständig, von einem Naturburschen verändern wir uns zu einem Stubenhocker am PC, eine Frau verändern Ärzte und Chirurgen zu einer Frau, die den Männern gefällt – zumindest denkt die Frau sich das so.

Natürlich haben Generationen von Denkern über Gott nachgedacht und entdeckt: Der gute alte Gott gefällt uns nicht. Wir müssen ihn verändern. Er ist eine liebende Macht, die alles tut, was wir uns so wünschen. Und weil diese liebe alte Macht jedoch nicht tut, was wir uns so wünschen, erklären wir ihn für nicht existent.

Aber da wir tief in uns eine Macht benötigen, ernennen wir uns eben selbst als Mensch zur Macht. Denn das sehen wir ja: Wir sind so mächtig, dass wir alles verändern können.

Und wenn etwas schief läuft, dann wissen wir: Beten hilft nichts – wir müssen es selbst ändern: und ackern und streiten und verhandeln und planen. Wir Menschen sind es! Wir! Und so geht die Evolution über den Gottesglauben hinweg und es werden Tempel gebaut – und auf den Altar stellen wir die Logos von Apple, Exxon, Johnson&Johnson, Novartis… bzw. Walmart, Shell, Sinopec, Exxon…

Während diese neuen Mächte sich arrangieren, und die kleinen Staaten mit ihren Etats versuchen klar zu kommen und denken, sie hätten alles in der Hand, versuchen großartige Denker Gott aus den Hirnen der Menschen und aus der Welt hinauszukatapultieren mit guten Argumenten. Wenn es Gott gäbe, dann…

Und die kleinen Menschen fühlen sich als Nichtse, als Marionetten an den Fäden undurchschaubarer Strukturen. Sie werden von Gott, der sie groß gemacht hat, immer stärker gelöst, und versuchen nun einsam und wirr ihren Lebensweg zu finden, zwischen Markenartikeln, Sex und PCs. Die große Einsamkeit muss zerstreut werden, damit die verwirrten Menschen ja nicht mehr Gott, den Schöpfer finden. Und Hand in Hand geben sich viele Unternehmen, Medien, Philosophen, Wissenschaftler, Künstler, viele auch in den Kirchen alle Mühe, Gott aus den Köpfen hinauszuwerfen, sie trunken zu machen, die Erniedrigten, mit virtueller Größe: Haben sie nicht den Endgegner besiegt?

Und da Gott jedoch nicht nur ein Produkt menschlicher Hirne und Unternehmen ist, wird er sich immer melden. Immer. Überraschend. Hin und wieder sagt Gott: Schluss jetzt! Und alle sind furchtbar erschrocken und tagen und streiten, über die Grausamkeit der Menschen erschrecken und nach Auswegen suchen.

Ein paar Menschen werden sein Echo in der Welt weitergeben: liebend, dankbar, fröhlich, betend.

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Eine interessante Liste findet sich hier: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/12108/umfrage/top-unternehmen-der-welt-nach-marktwert/  und https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Unternehmen_der_Welt

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