Wer ist der Mensch? (1)

bibelmann

Wer ist der Mensch? Wer ist er heute? Er ist einer, der mit den unterschiedlichsten Rollen, die er in der Gesellschaft spielen muss, konfrontiert wird, Rollen, die sich manchmal ausschließen: Im Beruf muss er sich durchsetzen, in der Familie muss er sich einordnen, in Gruppen muss er sich unterordnen. Er ist in sich gespalten – die Gesellschaft verlangt seine Zerspaltung.

Wer ist der Mensch? Wer ist er heute? Nicht nur die Gesellschaft verlangt die Zersplitterung des Menschen, sondern er richtet sich auch selbst eine zersplitterte Welt ein: Patchwork-Familien. Einer sagte einmal: Früher hatte ein Vater vier Kinder – heute hat ein Kind vier Väter. Die ganze Palette an Schwierigkeiten, die sich aus diesen Familien-Konstellationen ergeben können – sie zerreißen den Menschen innerlich, lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Auf der Suche nach Geborgenheit und Anerkennung zerstört er den Raum, in dem er Geborgenheit und Anerkennung finden kann.

Wer ist der Mensch? Wer ist er heute? Er wird von der Psychologie durchleuchtet. Ist er noch er selbst? Ist er – andere? Die Hirnforschung geht ans Eingemachte: Er hat keinen Willen mehr, ist nur Hirngesteuert, Genforscher sagen, er ist nur Gengesteuert. Die Soziologie hat ihn durchspielt, mit allen möglichen undurchsichtigen Fangfragen aufs Glatteis geführt. Mit allen Mitteln der Kunst und der Empathie wird er durch Werbung umworben, befragt, durch Google und facebook gegläsert. Bis ins Innerste ist er durchsichtig, öffentlich, allen sichtbar. Ohne gefragt worden zu sein, getrieben durch seelische Nacktscanner.

Wer ist der Mensch? Wer ist er heute? Ich bin nicht so wie der andere, aber ich will wie der andere werden. Sie hat einen schöneren Busen, eine schönere Nase ein jüngeres Aussehen – ich will werden wie sie. Er hat einen schöneren Hintern, eine schönere Nase, ein jüngeres Aussehen – ich will werden wie er. Er hat den besseren Job, sie hat öffentliche Aufmerksamkeit – das will ich haben. Ich habe mein Zentrum verloren, will werden wie der andere. Ich bin eigentlich nicht ich. Ich bin nur Ich in meinem Wunsch, anders zu sein. Der Mensch heute: lebenslang in der Pubertät. Er will sein Zentrum außen finden. Geborgenheit und Anerkennung – sie liegen im Wunsch verborgen.

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