Sado-Maso oder was?

Mich erreichten einige Kommentare zu dem Thema – man kann sie nachlesen. Einen habe ich nicht aufgenommen, weil er gleichzeitig auf Paartherapie usw. hingewiesen hat – aber ich würde ein Kaffeetrinken gerne annehmen.

Mein Problem ist, ich kann in meinem Blog nicht schildern, was ich an Bildern und Clips gesehen habe. Ich frage nur erst einmal: Gehört zum Beispiel nicht zur Sado-Maso Szene, eine unbekleidete Frau den Kopf unter Wasser zu drücken, bis sie  – wie soll ich sagen – krampft? Um sie dann wieder rauszuholen und dann schnell wieder runterzudrücken? Damit nenne ich nur etwas, was auf den ersten Blick nicht intensiver sexuell konnotiert ist, weil ich eben entsprechende sexuellen Handlungen hier im Blog nicht schildern will. Vielleicht habe ich auch einfach den Begriff falsch gewählt – und bin gerne bereit zu lernen. Ich denke, in meinem Statement habe ich getrennt zwischen Freiwilligem und nicht Freiwilligem. Dass sich auch manche Männer eher Frauen unterwerfen wollen, nun denn – das ist nicht das Thema. Zumindest nicht für mich. Dass die sexuellen Bedürfnisse auf unterschiedlichste Arten und Weisen befriedigt werden können – auch das ist nicht mein Thema – es sei denn eben: Es ist nicht freiwillig – aber eben „freiwillig“ ist auch nicht, wenn Drogen, Finanzen, Hörigkeit/Abhängigkeiten im Spiel sind, sondern wirklich freiwillig heißt für mich: bei vollem Bewusstsein – und: ich will es aus freien Stücken. Auch ohne Erwartungsdruck nachzugeben.

Was mir noch aufgefallen ist, das sind die Kommentare von denen, die diese Bilder übernommen haben. Sie deuten darauf hin, dass diejenigen, die diese Bilder entsprechend kommentieren, nicht gerade feinfühlig sind, sondern ihrem Sadismus freien Lauf ließen. Da beginnt für mich dann auch ein anderes Problem: Manche (alle?) dieser Bilder mögen „geschauspielert“ sein. Welche Phantasien leben sich hinter der Choreographie (s. oben: „ertränken“) aus? Was setzt das in Betrachtern frei – und ihren Umgang mit Frauen bzw. ihrem Frauenbild? Noch einmal zu dem genannten Beispiel: Ich habe auch vernommen, dass wenn das Hirn von Sauerstoffzufuhr kurzzeitig abgekoppelt wird, es gewisse positive Gefühle hervorrufen kann. Vielleicht sehnen sich ja manche nach diesen Folgen… Aber überwiegt das zum Beispiel die Todesängste? Wird das in Kauf genommen? Oder aber: Auch wenn das Schauspielerei ist – welche Zielgruppe wird angesprochen? Was soll damit bezweckt werden? Mit diesen Fragen gestehe ich, dass ich mich noch nicht empathisch in die Gefühlswelt eingearbeitet habe.

Dass ich Männer als Perverse und Frauen als Opfer ansehe – nun, ich bin Mann und sehe mich selbst nicht so. Entsprechend ist auch mein Bild vom Menschen nicht so einfach gestrickt. Es ging ganz konkret um die Bilder, die ich gesehen habe – und um nichts Anderes. Es geht hier nicht um meine Psyche, es geht hier um den situativen Kontext.

Es geht mir also nicht um das Sado-Maso-Miteinander, um das alltägliche (Ehe-/Partner-)Leben ein wenig spannender zu machen, um sexuelle Erfüllung zu finden, um dem Alltag zu entfliehen, um auf andere Gedanken zu kommen usw. usw. Es geht wirklich um die Gewaltbilder – und bin gespannt, ob ich sie  falsch zugeordnet habe, wenn ich das mit Sado-Maso in Verbindung bringe, weil man Menschen mit solchen äußerst extremen Neigungen anders einordnet, bezeichnet – was sich noch nicht zu mir herumgesprochen hat.

Insgesamt finde ich zudem äußerst interessant, dass das heute propagierte Frauenbild, als starke, freie, selbstbewusste Frau, die sich durchsetzt in diesen Bildern konterkariert wird: Sie wird als Haustier durch die Wohnung geführt an der Leine oder in der Gegend herumgeführt mit Pferdeschwanz, sie ist gefesselt, mit Binde um die Augen, ausgeliefert dem, was der Mann sich gerade einfallen lässt, wird herumgestoßen, verprügelt, an den Haaren herumgezerrt, an den Armen, Beinen, Brüsten, speichelnd und in Exkrementen liegend bzw. verschmiert. Die Frau wird hier als wehrloses Objekt dargestellt. Vielleicht soll das gerade ja auch zeigen, wie stark sie ist, dass sie das alles aushält. Diese Dialektik entzieht sich mir noch.

Ich muss sagen, dass mich dieser Kontrast zu dem Frauenbild, das heute hoch gehalten wird und dem, was ich auf diesen Bildern sehe, nachdenklich macht. Auch mir ist klar, dass jeder Mensch anders ist und dass das öffentliche Bild nicht unbedingt die Realität widerspiegelt, sondern ein Bild, das man gerne von sich als Gesellschaft hätte. Wobei ich freilich gerne an dem Bild festhalten würde, das öffentlich dominant ist. Kann man trennen zwischen öffentlich und privat? All das sind so Gedanken, die mir kommen, die ich, ich muss es gestehen, noch nicht intensiver durchdacht habe.

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