Wokeness – alles ist toxisch

Zu dem Buch von Ester Bockwyt: Woke – Psychologie eines Kulturkampfes, Westend Verlag 2024 – ein Interview mit der Autorin https://www.youtube.com/watch?v=bj5rRTK6Vcw

Ein paar Gedanken dazu:

Ja, es ist möglich das mit Verschwörungstheorien zu verbinden. Ich denke jedoch, es ist eine neue Interpretation auf der philosophischen Basis des Marxismus: die Gesellschaft wird nicht mehr getrennt zwischen Arbeitern/Bauern als Opfer und Kapitalisten/Religiöse als Täter, sondern zwischen Opfern und Weißen (Rassisten). Und diese Weltanschauung wird auf alle gesellschaftlichen Zustände, Entwicklungen, Prozesse gelegt, für Anhänger der Ideologie fundiert (andere sehen das natürlich differenzierter, vielfältiger komplizierter – es ist also ein einfaches Weltbild, in dem sich Menschen, die sich als Opfer ansehen, einordnen können. Und Weiße, die in Sack und Asche gehen, weil sie weiß sind, wenden sich der Wokeness zu und sind damit nicht mehr weiß, sondern Woke – Erwachte – je nach Opferstatus?). Und diese Fundierung erlaubt dann auch, gegen andere aggressiv vorzugehen – alte nichtwoke Weiße müssen jetzt diskriminiert werden, weil ihre Vorfahren diskriminiert haben.

Kurz: die Wokeness ist eine Ideologie des 21. Jahrhunderts – eine Weiterentwicklung auf der Basis des Marxismus. Spannend hierbei finde ich, dass das Mitleid sehr stark instrumentalisiert wird. Mitleid ist etwas Gutes. Aber Mitleid wird nun zu einer Waffe. Mit dem Mitleidsfaktor wird gearbeitet, aber gesagt: Wir dürfen nicht abhängig werden vom Mitleid – wir müssen als (selbst definierte) Minderheit unsere Rechte erkämpfen (wie der Marxismus gegen den christlichen Glauben bzw. den sozialen Einsatz der Christen argumentierte) und uns als infantile Minderheit durchsetzen, die Mehrheit dominieren. Aber was meine Rechte sind, das bestimmt anders als der Marxismus das Individuum selbst. Und, was im Video auch angesprochen wird – was ich nicht erst gestern thematisierte -: das Private wird politisiert – alles wird politisiert – das ist auch links marxistische Tradition.

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Das fand ich an der Diskussion auch interessant: den Begriff „normschön“. Ich frage mich nämlich schon länger, warum sich heutzutage manche Menschen, die schön sind, häufig negativ gestalten. In der Diskussion erfahren wir, dass sich in der WokenGruppe eben diejenigen, die nicht normschön sind, gegen diejenigen wenden, die schön sind. Und ist das dann so, dass jemand, der normschön ist, sich unschön gestaltet, damit er zeigen kann, alle sind gleich „schön“? Zumindest möchten manche nicht als „schön“ auffallen.

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Interessant fand ich auch, dass – was bekannt ist – Menschen ihre Kinder entscheiden lassen wollen, welches Geschlecht sie haben. Meine Assoziation: Wir kennen das schon aus dem religiösen Bereich: Eltern wollen ihre Kinder nicht religiös erziehen – sie sollen später selbst herausfinden, welcher Religion – oder ob überhaupt einer – sie zugehören wollen.

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Die Politik versucht safe spaces einzurichten, damit die Menschen nicht mehr Kritik ausgesetzt sind, sich nur noch in ihren Gedanken räkeln und einrichten können. Die in der Diskussion thematisierte Infantilisierung wird durch die Politik unterstützt. Das würde ja bedeuten: Die Menschen werden langfristig davon „befreit“, selbst Verantwortung zu tragen. Verantwortung tragen dann für sie die Politiker bzw. die jeweiligen „Blockwarte“. Die Menschen werden nämlich als Dummerchen politisch betütelt werden müssen. Wehe dem, der frei sein möchte! Aber auch das hat etwas Marxistisches an sich: der Staat sorgt für euch – aber nur dann, wenn ihr brav mitmacht.

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Marxistisch ist auch die ideologische komplexe Darlegung der Welt – das freut dann die Intellektuellen, bzw. die, die sich dafür halten. Ich hege freilich den Verdacht, das ist nichts anderes als der Versuch, sich in eine für modern angesehen Gruppensprache einzuklinken.

Nachtrag: Zu diesem Thema auch ein Gespräch (das ich noch nicht angeschaut habe): https://www.youtube.com/watch?v=fsc1jYAJJhg

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