Gesellschaften verändern sich – Kirche bleibt

Gesellschaften verändern sich – Kirche bleibt

Gesellschaften ändern sich – Kirche bleibt. Das ist das ganze Geheimnis. Und der jetzige Papst mag viele verwundern, weil er anders handelt, als sie es sich gedacht hatten. Aber auch er weiß: Gesellschaften verändern sich – Kirche bleibt. Sie spielt in den unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedliche Rollen. Man denke an die unterschiedlichsten Gesellschaftssysteme in unserer weltweiten Zeit und durch die letzten 2000 Jahre hindurch. Das so genannte Bodenpersonal Gottes in den Kirchen – was hatten wir in den letzten 2000 Jahren nicht für kuriose Menschen, Gruppen – sowohl als Köpfe als auch als Teilgruppen in der Kirche. Gesellschaften und auch die Köpfe und Gruppen in der Kirche verändern sich – Kirche bleibt.

Die Frage ist nur zu jeder Zeit: Was müssen wir als jeweilige Nachfolgerinnen und Nachfolger Christi tun, damit Menschen zu Jesus Christus geführt werden. Dass man keine Scharen durch Anpassung an die Gesellschaft zur Nachfolge führen kann, das hat auch schon Jesus Christus am eigenen Leib erfahren müssen: Statt zu folgen, richteten sie ihn hin. Kaum ein Jünger wird die Verfolgungen überlebt haben, Druck gab es immer auf Glaubende – vielfach auch aus der Kirche selbst heraus. Die Frage ist immer nur die: Bleiben wir den Vorgaben Jesu Christi treu oder nicht. Darüber darf man in den Kirchen brüderlich und schwesterlich ringen.

Welche Glaubende wünschten sich nicht eine reine Kirche. Das finden wir schon in einem Gleichnis Jesu: die reine Kirche, ein wunderbares Kornfeld ohne Wildwuchs. Man muss das Seine dazu beitragen, soweit es Institutionen möglich ist, den Wildwuchs zu entfernen. Das fordern ja heute auch die Kirchenfernen. Darin liegt vielfach Versagen. Und es ist verständlich, dass Gegner der Kirche oder diejenigen, die eine reine Kirche wollen, immer wieder den Finger auf die Wunden legen. Die einen, um der lebendigen Kirche den Todesstoß zu versetzen. Die anderen, um die lebendige Kirche als reine Institution und im Grunde als solche als Gottesbeweis zu erweisen, andere wollen eine Kirche, die von allen anerkannt im Mittelpunkt steht, weil sie mit der Zeit mitlaufen. Kirche steht am Rand ihrer Zeit.

Die Institution muss sich immer wieder überprüfen. Sie tut das aufgrund der Angriffe auch. Und es ist gut, dass ein steter Druck vorhanden ist, damit sie es weiterhin tue. Auf eine Kirche, die ihrer Glaubensbasis untreu wird, auf die man sich nicht mehr verlassen kann, muss vor allem auch innerkirchlicher Druck ausgeübt werden. Sie muss glaubhaft bleiben, man muss sich auf sie verlassen können. Es sollte aber allen bewusst sein, dass eine Systemprüfung Zeit benötigt. Unsere hektische Zeit, die am liebsten ständig sämtliche Köpfe rollen sehen möchte, die ihr nicht passen – und das schnell – muss auch lernen, sich zu gedulden. Ein Gedulds-Stachel, mit dem die Institution Kirche die Angreifer und Reinen immer wieder ärgern dürfte.

In der gesamten Kirchengeschichte gab es immer wieder solche Aktionen der Rückbesinnung auf die eigentliche Glaubens-Basis, viele äußerst schmerzhafte Zeiten. Zeiten, in denen man dachte: jetzt ist es aus. Aber sie geht verjüngt aus solchen Zeiten hervor. ich denke, weil Gott es selbst ist, der manchen Druck durch Menschen, ob sie glauben oder nicht, ausübt, damit sich seine Kirche ändert – in seinem Sinne – manchmal aber auch lernt, standzuhalten.

Leid tut es mir in diesem gegenwärtigen Prozess nicht um die Kirche. Sie wird überstehen. Wie geschrieben: Gesellschaften verändern sich – Kirche bleibt. Nur: Wenn die Gelder nicht mehr fließen, dann werden sehr viele Hilfsprojekte weltweit zusammenbrechen. Die Kirche ist nun einmal Motor für diakonisch-caritative Arbeit.

Aber vielleicht wird man sich daran gewöhnen müssen. Hat Papst Benedikt der XVI. 2012 nicht schon gerade das gefordert: eine Kirche ohne Staatseinzug der Kirchensteuer – also eine ärmere Kirche? Nicht mehr eine reiche Kirche für die Armen, sondern eine arme Kirche für die Armen.

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Diese Überlegungen gingen aus von: https://www.zeit.de/2021/24/katholische-kirche-kardinal-marx-ruecktritt-missbrauch

Zu dem Thema: https://blog.wolfgangfenske.de/2019/04/13/benedikt-xvi-und-traum-von-kirche-fixierung/ und https://blog.wolfgangfenske.de/2017/04/17/benedikt-xvi-2/

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