Verschwinden im Glotti

Sie verschwinden im Glottischlag, im glottalen Plosiv, im Knacklaut, diejenigen, die hervorgehoben werden sollen. Statt Sternchen / Asterisk werden sie jetzt Doppelpunkt oder Unterstrich oder Bindestrich nach Schrägstrich.

Warum eigentlich Sternchen statt Stern? Wahrscheinlich, weil es das einzige der genannten Wörter ist, das keinen maskulinen Artikel hat: der Glottischlag, der Doppelpunkt, der Unter-Binde-Schrägstrich, der Stern – und dann leuchtet es auf: das Sternchen! Übrigens ist das Binnen-I feminin – irgendwie.

Übrigens neulich irgendwo gelesen: Wie gemein! Das Mädchen!

Das hängt aber nicht damit zusammen, dass das Mädchen nicht feminin ist. Das hängt mit dem „chen“ zusammen. Die Maid – das Maidchen. Der Junge – das Jungchen. Der Mann: das Männchen. Der Vollständigkeithalber wollen wir auch die Frau nicht vergessen: Die Frau – das Frauchen. Das Tantchen, das Onkelchen, das Großmütterchen, das Großväterchen…

Nur eine Anmerkung zum Thema Christ*innen. Vor lauter lauter hat man den Mann dabei vergessen, die (männlichen) Christ-en, ist er im Stern mit enthalten? Genauso bei den Abiturient*innen. Und: Plural ist immer feminin, obgleich man Mann ist? Die Männer?

Muss ein solcher Beitrag sein? Ja, denn vielleicht tragen solche dazu bei, einen richtigen Weg in der Glotti-Verwirrung zu finden.

Vielleicht sieht er dann so aus, dass man lernt, die guten alten Worte geschlechtsneutral zu lesen. Wenn es immer Bundeskanzler heißt und man nur Frauen in diesem Amt kennt, entsteht vor dem inneren Auge bei dem Wort Bundeskanzler immer das Bild einer Frau. Das wird dauern. Aber das bedeutet, dass es im Land auch gleichberechtigt zugehen muss. Was mir vorschwebt ist eine Art Wechsel. Mal verwendet man die feminine, mal die maskuline Form. Fehlt natürlich das * und stört den Lesefluss. Nichts ist vollkommen.

Wer kennt schon die Zukunft? Glottis werden vermutlich genauso wieder verschwinden wie die Kleinschreibung. Weiß man das eigentlich noch, dass vor ein paar Jahrzehnten vehement gefordert wurde, alles klein zu schreiben, weil die Groß-Klein-Schreibungen, so der Vorwurf, gesellschaftliche Hierarchien befördern sollten? Wenn man heute solche Bücher in die Hand bekommt, wundert man sich. Was soll das denn!

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