Alexander Solschenizyn + Rosa Luxemburg

Er hat Großartiges geleistet. Er hat aufgedeckt, was in den kommunistischen Arbeitslagern der Sowjetunion so passierte – als Opfer. Das mochte man als Kommunist nicht so gerne hören und lesen. Nun rächt man sich, indem man ihm Nationalismus und Antisemitismus vorwirft – und als Sicherheit noch voranstellt: „Heute wird er aufgrund seiner moralischen und politischen Vorstellungen hauptsächlich in konservativen und christlichen Kreisen in Russland und im Westen gelesen“ : https://www.dekoder.org/de/gnose/alexander-solschenizyn

Bei jeder großen Person der Vergangenheit finden nachfolgende Generationen irgendwas, was ihnen nicht passt, was dunkel ist, was abzulehnen.

Spannend finde ich diese Formulierung:

Immer wieder wird diskutiert, ob im Werk Solschenizyns nationalistische oder antisemitische Tendenzen zu finden sind. Er selbst wies derartige Vorwürfe von sich. Jedoch lässt eine Analyse seiner Werke auf der Grundlage wissenschaftlicher Definitionen von Nationalismus oder Antisemitismus keinen Zweifel mehr an der Berechtigung dieser Vorwürfe

Sucht man da krampfhaft – auf der Grundlage heutiger wissenschaftlicher Definition?

Warum könnten konservative Kreise und Christen sich eher Solschenizyn zugewandt fühlen? Könnte es nicht daran liegen, dass Christen und Konservative von kommunistischen Protagonisten abgeschlachtet wurden, im wahrsten Sinn des Wortes abgeschlachtet wurden, weil auch kommunistische Ideologen nicht gerne Andersdenkenden Raum lassen? Ich sage nur: Lenin, Stalin, Mao, Fidel, die nordkoreanische Clique… – und all die kleinen auf einmal über Opfer Macht habenden kommunistischen Mitläufer – hinein in die heile Welt? Alles notwendige Kollateralschäden ins Menschenparadies. Gilt natürlich nicht nur Christen – die Uiguren haben immer noch zu kämpfen, die Tibeter… Sicher, man hat sich auch gegenseitig das Leben zur kommunistischen Hölle gemacht – ich sage nur: Konterrevolutionär… – aber da sieht man dann heute doch gerne drüber hinweg. Selbstkritik ist nicht gerne gesehen – es sei denn, sie wird von mächtigeren kommunistischen Gruppen erzwungen.

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Ich finde diesen Umgang von Kommunisten mit ihren Gegnern und ihren Heiligen spannend. Wie zum Beispiel die der Gewalt nicht abgeneigte Rosa Luxemburg mit dem Satz: Die Freiheit ist die Freiheit Andersdenkender grell herausgeputzt wird, aber die Gewaltaufrufe hält man dann doch eher zurück. Man versucht sozusagen die kommunistische Vergangenheit in hellem Licht erscheinen zu lassen. Die Gegner versucht man zu verdüstern, die Genossinnen und Genossen zu polieren.

Fehlt nicht auch hier zumindest so ein bisschen Selbstkritik?

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