Nationalsozialismus als junge Bewegung + Karfreitags-Tänze

Der Nationalsozialismus sah sich als eine junge Aufbruchsbewegung – als Aufbruchsbewegung der Jungen – gegen alte Männer:

Eine Kampagne gegen Juden im „Reichseinheitsgesangbuch lief auf der vierten Tagung der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Gesangbuchreform“ im Juni 1933. Es gab zwar noch eine kontroverse Diskussion zwischen den im Vorstand noch vertretenen Älteren, die in der bürgerlichen Welt der Vorkriegszeit verhaftet waren, und der jungen Generation, die sich der neuen Bewegung hingeben wollte, doch letztlich wurde der Reichsbund für evangelische Kirchenmusik gegründet, der nach der Wahl Ludwig Müllers zum Reichsbischof im Reichsverband für die evangelische Kirchenmusik aufging.“

https://eal.terbuyken.net/Lied_NS-Zeit.pdf (9)

Hitler war, als er 1921 die NSDAP übernommen hat, 32 Jahre alt. Goebbels, Bormann, Himmler, Röhm waren 1933 um die 30; Heß, Rosenberg, Darré, Göring wie Hitler um die 40. Lenin war etwas älter: 1917 war er 47 Jahre alt – allerdings hatte er schon 1903 eine eigene Gruppe gegründet. Trotzky war 1917 Mitte 30, Maos politische Karriere begann, salopp gesagt auch, als er ca. 30 Jahre alt war, ebenso Castro.

Entsprechend waren (auch) Jugendliche begeistert von den Ideologien. So sahen zum Beispiel auch Hans und Sophie Scholl den Nationalsozialismus als eine emanzipatorische Aufbruchsbewegung, bevor sie durch den Glauben erkannten, dass das nicht stimmt. Brechts kommunistische Ära begann auch ungefähr mit 30. Entsprechend werden die Alten immer als Bremser angesehen – es sei denn, sie machen mit.

Alte wie Junge, Junge wie Alte, Männer wie Frauen, Frauen wie Männer können furchtbar in die Irre laufen. Weder Jugend noch Alter schützen vor politischer – und manchmal gefährlicher – Dummheit.

Nur, um das auch noch der Gerechtigkeit halber hinzuzufügen: Auch viele junge Menschen hielten den Verführungen stand.

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Es ist interessant, was der Dichter Siegbert Stehmann (* geb. 1912, gest. 1945) in seinem Tagebuch im April 1939 schreibt: „Die Zeit, die die Karfreitagsstille diesmal verächtlich durchbricht – das Radio brachte Revuemärsche -, wird vom Ernst (sc. der politischen Lage) überwältigt.“ Der gegenwärtige Kampf gegen Karfreitag – ist also wirklich nicht modern.

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