Christliche Hymnen (1-11): Zwischenbilanz

Was ich zuvor sagen muss, damit kein schiefes Bild entsteht: Ich bin kein Forscher, weder einer, der die Texte wissenschaftlich erforscht hat, noch die Zeit, in denen die Texte formuliert wurden. Es sind Laienhafte Beobachtungen und Darlegungen.

Das, was Paulus in dem Philipperhymnus beschreibt:

Jesus war bei Gott – Präexistenz,
Jesu Menschwerdung
Jesu Sterben am Kreuz
Jesu Auferstehung
Jesu Herrschaft

das wird in den Hymnen, Gedichten, Liedern usw. später entfaltet. Manche betrachten diese genannte Bewegung des Philipperhymnus, viele andere nehmen einen Aspekt und legen diesen dann intensiv dar. Und alles mit Blick auf die Bedeutung des Heilshandelns für die Menschen. Die Welt wird transformiert, zum Beispiel wird das Leiden in Gottes Licht getaucht und wird leichter zu ertragen. Die christliche Dichtkunst musste sich erst langsam mit Hilfe der heidnischen Dichter entwickeln. Man musste Worte für das ganz Eigene des christlichen Glaubens finden, ihn Sprache werden lassen.

  • Paulus hat diesen Philipper-Hymnus in den Kontext moralischen Handelns gestellt. So wie Jesus sich selbst erniedrigt hat, so sollen auch die Menschen der Gemeinde miteinander umgehen. Moralische Fragestellungen werden in vielen Texten aufgegriffen.
  • In dem Philipper-Hymnus fehlt die Aussage, dass Jesus Christus kommen wird, der apokalyptische Aspekt. Das Kommen Jesu spielt auch in den hier vorgestellten Texten kaum eine Rolle. Es ist der individual-apokalyptische Aspekt vor allem im Mittelalter betont worden: die Hölle im Gegensatz zum Himmel (zum Sein bei Gott).
  • Paulus schreibt im Brief an die Galater 3,1: „euch ist Jesus Christus als der Gekreuzigte vor Augen gemalt worden“. Dieses kommt zum Beispiel in der Jesus-Christus-Mystik eines Bernhard von Clairveaux intensiv zum Ausdruck, während in vielen anderen Texten es den Dichtern wichtig war, die Menschwerdung vor Augen zu malen: Der Säugling Jesus als Sohn der Maria in der Krippe liegen. Das Leiden Jesu als Hilfestellung im eigenen Leiden wird durch die gesamte Zeit deutlich.
  • Die Jesus-Minne-Mystik fügt zu dem Philipper-Hymnus einen Aspekt hinzu: Präexistenz – Menschwerdung – Kreuzestod – Auferstehung – Herrschaft – und dann wieder die Vereinigung Jesu mit der Seele. Was in den Texten nicht ganz so zum Ausdruck kommt ist dann auch die Vereinigung des Körpers mit Jesus Christus, deutlich an den Stigmata des Franz von Assisi. Die Texte, die mir bekannt geworden sind, haben eine andere Intention. Das Ich spielt in diesen Liedern eine Rolle – nicht das Wir, das Individuum als Seele – nicht die Gruppe als Gemeinde, als Kollektiv. Vereinigung im Geist durch den Heiligen Geist gemeinsames ekstatisches Erleben bzw. wie wir schon im NT hören: Einheit mit Christus wird am Beispiel des Leibes verdeutlicht. Ein weiterer Aspekt: Christus und Ich werden in der Eucharistie zusammengeführt.
  • Dieser Aspekt, dass Jesus Christus sozusagen wieder auf die Erde kommt, ist nicht nur in der Minne vorhanden, sondern ist auch die Grundlage der Gedichte: Jesus Christus wird im Wort gegenwärtig.
  • Übergangen werden darf nicht, was auch im Philipper-Hymnus keine Rolle spielt, die Betonung des Heiligen Geistes im Heilshandeln. Das wird immer wieder besungen in vielfältigen Formen.
  • Maria bekommt eine große Bedeutung, die in vielen Liedern ihren Ausdruck findet. Maria ist das Auge, durch das der Betrachter Jesus Christus ansieht, sie selbst rückt immer stärker in den Mittelpunkt als die, in der Gott Mensch wurde. Die Marien-Hymnen habe ich in meinen Darlegungen jedoch ausgelassen. Ebenso all die Gedichte, die Märtyrer und andere Heilige in den Mittelpunkt stellen. Sie sind als Vorbilder für das Verhalten sehr bedeutsam geworden, was hier jedoch nicht genügend gewürdigt werden konnte.
  • Im 13. Jahrhundert wird der Priester in diesem Prozess der Zueignung des Heilshandelns immer stärker betont. Das auch in der Kritik. Denn die Kritik zeigt ja, dass ein gewisses Bild vor Augen liegt, an dem dann die Realität gemessen wird.
  • Was ich eigenartigerweise nicht wahrgenommen habe ist das, was das Magnifikat betont: die politische Dimension des Glaubens.

Ich habe das ganze Thema konzeptionslos begonnen. Während der Arbeit dachte ich, es wäre doch gut gewesen, die politischen Ereignisse kurz voranzustellen, die Aufregungen der Zeit. Im Nachhinein war ich froh, es nicht gemacht zu haben, weil man daran sieht: Die Gedichte haben zwar zeitbedingte Schwerpunkte, aber man sieht doch auch, dass durch alle Zeit-Wirrnisse, allen chaotischen Zuständen der Glaube eine Konstante hat: Jesus Christus.

Schön zu sehen ist auch die Vielfalt des Glaubens. Christlicher Glaube erschöpft sich nicht in einem Zugang – er ist so vielfältig wie der Mensch, weil Gott sich dem jeweiligen Individuum als Individuum zuwendet.

Der Rote Faden, den ich immer wieder eingebracht habe, ist: Grenzen werden durchbrochen. Der Mensch lebt innerhalb seiner Grenzen. Und diese Grenzen werden im Glauben immer wieder gesprengt: Der Tod ist keine Grenze mehr. Der Mensch, der weiß, wie klein und wehrlos er ist, erkennt seine Größe, die nicht darin besteht, alles zu übertrumpfen, sondern darin, Gottes Willen annähernd tun zu können. Das Verhalten kann sich im Sinne Gottes ändern. Schuld beengt nicht mehr, Vergebung befreit. Menschen werden zu einer wahren Gemeinschaft zusammengeführt. Es wird nicht allein die Liebe besungen, die Natur, der Blick geht weiter, über die Schöpfung hinaus zum Schöpfer: die Welt wird zum Gleichnis. Das zeigen schön die Lieder des Ambrosius. Für Christen gibt es keine Grenzen, selbst bösartige Menschen sind es nicht mehr, ebenso wenig das Leiden – auch an Einsamkeit. Denn das Ziel liegt vor Augen: Gott. Darum beherrschen nicht Klagen die Gedichte, letztlich der Jubel.

Grenzen werden durchbrochen – vielfach aber nur verschoben, damit spätere Generationen diese durchbrechen können bzw. weiter schieben.

*

Häufig verwendete Literatur (weitere ist an den jeweiligen Abschnitten angegeben):

  • Klaus Berger/Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften, Insel, Frankfurt/Leipzig 1999
  • Dietrich Bode: Deutsche Gedichte. Eine Anthologie, Reclam, Stuttgart 2008
  • Felix Braun: Der tausendjährige Rosenstrauch. Deutsche Gedichte, Paul Zsolnay, Wien 1973
  • Horst Brunner: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit im Überblick, Reclam, Stuttgart 2019
  • Das Hymnarium. Der Hymnenschatz der lateinischen Kirche http://hymnarium.de/
  • Johann Kayser:  „Beiträge zur Geschichte und Erklärung der ältesten Kirchenhymen : mit besonderer Rücksicht auf das römische Brevier“ Schöningh 1881
  • Friedhelm Kemp (Hg): Deutsche Geistliche Dichtung, Kösel, München 1062
  • Jörg Löffler/Stefan Willer (Hg): Geistliche Lyrik, Reclam, Stuttgart 2oo6
  • Stephan Müller (Ü, Hg, Komm.): Althochdeutsche Literatur. Eine kommentierte Anthologie, Reclam, Stuttgart 2007
  • J. Rauchenbichler: Gesänge der Heiligen, Landshut 1837
  • Alois Weimer: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten, Kösel, Düsseldorf 2006
  • Friedrich Wolters. Hymnen und Lieder der christlichen zeit vom 1.-15. Jahrhundert, Georg Bondi, Berlin 1923
  • Hinweisen möchte ich noch auf: http://alte-lieder.de/
  • Bekenntnisse der Kirchenväter (BKV) – eine Reihe, in der Texte der jeweiligen Kirchenväter zu finden sind.

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Christliche Hymnen, Lieder und Gedichte (11)

Franz von Assisi (1181/2-1226):

der bekannteste Text dieses berühmten Mannes ist wohl der Sonnengesang, in dem er die Schönheit der Schöpfung besingt und am Ende, bevor er dazu aufruft, Gottes Willen zu tun, um das ewige Leben zu bekommen, schreibt er https://franziskaner.net/der-sonnengesang/ :

Gelobt seist du, mein Herr,
durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Drangsal.
Selig jene, die solches ertragen in Frieden,
denn von dir, Höchster, werden sie gekrönt.

Nicht minder bekannt ist das Gebet:

Herr Gott im Himmel und auf Erden,
lass mich dein Friedenswerkzeug werden.
Wo Hass, da lass mich Liebe spenden,
Streit lass mich durch Verzeihen enden.
Wo Zwietracht, lass mich Eintracht bringen,
lass Irrtum mich durch Wahrheit zwingen.
Wo Zweifel herrscht, lass Glaub erstehen,
lass Finsternis im Licht zergehen;
dass, wie man es auch dreh‘ und wende,
die Traurigkeit in Freude ende.

Wir sehen an diesen Zeilen einen ganz anderen Klang, als er bisher gehört wurde. Es ist sehr stark das soziale im Blickfeld. Christlicher Glaube hat, wie die bisherigen Beispiele gezeigt haben und die folgenden Beispiele zeigen, sehr viele Töne. Manche harmonieren, manche klingen schräg. Aber sie gehören alle zu einem Stück, das Gott in Jesus Christus lobt.

Eher unbekannt ist das Gedicht in der Tradition von Franz von Assisi: „In glut mich liebe senkte: / In glut mich liebe senkte“ Damit ist die Begegnung mit Jesus Christus (dem Bräutigam) gemeint. Diese Begegnung war, wie nicht nur dieser Refrain zeigt, massiv und schmerzhaft. Dem Tod kam er nah. Dann aber wieder zu Kräften gekommen, hält er den Feind fest umschlungen und gründet den Friedensbund. „Denn vom brand aufrichtiger lieb´ entzündet / Glüht mein Christus: siehe, des holden friedens / Freu´ ich jetzt mich, ewigen trost gewährend / Stärkt mein herz mit heiligen kräften Christus: / Sengend traf mit flammender glut das herz mir, / sengend traf mit flammender glut das herz mir Feuer der liebe.“ (Übertragen: Friedrich Schlosser/Eduard Steinle: Die Lieder des heiligen Franciscus von Assisi, Frankfurt/M. 1842)

Gerade dieser letzte Text lässt erkennen, dass er wie viele andere nicht von den Händen des berühmten Menschen geschrieben wurde, sondern vielfach anonym – aber dennoch kunstvoll, ergreifend. Aber diese Texte werden meistens übergangen, so auch in meiner überblickshaften Darlegung. Es wären zu viele, die genannt werden müssten.

Bonaventura (1221-1274)

Bonaventura, ein sehr bedeutender Franziskaner. Um die Auseinandersetzung zwischen Abaelard und Bernhard noch einmal aufzugreifen: Er war gegen eine Trennung von Philosophie und Theologie. Er wollte fand eine eigene christliche Weisheit. In seinem Gedicht „Die Nachtigall“ beschreibt er (?) das schöne Singen und das Sterben aufgrund der Sehnsucht nach dem Licht – als Bild für die glaubende Seele. Sie denkt nach und wendet sich dem Kreuz zu, lebt aus Dankbarkeit asketisch, will statt Christus am Kreuz sterben. Die Liebe tötet sie und so gelangt sie zum wahren Leben. Das Kreuz war ein wichtiges Thema, wie auch dieser verlinkte Hymnus deutlich werden lässt und im Grunde das Philomele-Gedicht abstrakter wiedergibt: http://hymnarium.de/hymni-ex-thesauro/hymnen/131-recordare-sanctae-crucis

Mechthild von Magdeburg (um 1207-1282)

hat die Jesus-Minne sehr erotisch dargestellt.

Ich komm zu meiner Geliebten, wie eine Taube auf Blumen, sagt Gott zur Seele. In „O du brennender Berg“ heißt es: „Ich bin in dir und du bist in mir / wir können uns näher nicht sein, / denn wir zwei sind in eins geflossen / und sind in eine Form gegossen, /und so sollen wir ewig bleiben unverdrossen. // Wenn mein Herr kommt, dann komme ich aus mir selbst“… (Ü: Weimer)

Grenzen zwischen Gott und Mensch sind eingerissen. Die zwischenmenschliche Liebe, die begrenzt ist, ist in der innigen Liebe Gott-Mensch unbegrenzt. Vorbild für diese Liebesbeziehung Mensch-Gott ist das alttestamentliche Hohelied der Liebe, das schon von Gregor von Nyssa in diesem Sinne erotisierend ausgelegt wurde. In seiner Auslegung ist – kurz gesagt – der Mensch die Taube, die vom Licht angestrahlt immer schöner wird. (es sei auch angemerkt, dass die Oden Salomos auf andere Weise die Grenze verwischen – wie gesehen.)

Gertrud von Helfta (1256-1302)

In dem „Wonnelied“ besingt sie die Bedeutung Jesu für sie: „O Jesu, meine Lieblichkeit, / Du meine süße Seligkeit! / Nach Dir erglüht in Ewigkeit, / Das Herz, das sich in Dir erfreut!“ Jesus Christus gleicht nichts und niemand. Und: „Dies Lied bring´ich Dir liebend dar / Auf deines Herzens Hochaltar…“ Aber sie ist nicht in der Lage, richtig zu singen, darum: „So juble denn Dir selbst für mich“. Am Ende freut sie sich auf die Begegnung mit dem Geliebten: „O meines Herzens milder Gast! / Der Du mich so geleibet hast, / O führe, sinkt des Lebens Last, / Mich froh in Deiner Heimat Rast!“ (Gesänge der Heiligen)

Zahlreiche Gedichte sind unter dem Link zu finden: https://gedichte.xbib.de/Helfta_gedicht_Dein+Heil+bin+ich.htm

Suster Bertken (1427-1514)

war eine Mystikerin den Niederlanden. Nach ihrem Tod fand man zahlreiche Schriften in ihrer Zelle. Darunter das Lied „Ich war in mein Höfchen“. Sie ist der Garten, der voller Disteln und Dornen ist und Jesus ist der Gärtner, der den Garten pflegt. Es kann Gutes erst wachsen, wenn er Regen und Sonne gibt. In einem anderen Lied beklagt Jesus, dass die Seele ihn verlassen habe. Die Seele fühlt sich schuldig und Jesus spricht zu ihr, dass er sie beschenken mag. Dann die Seele: „Mein Herz fängt an zu brennen wie ein Seraph„, sie will allein Jesus schauen. Sie spricht Jesus als süßer Bräutigam an, dessen Bild im Herzen ist. Auch will sie ein Minnelied singen – aber sie ist im Tal und kann es nicht – und es folgt ein Minnelied. (Bernhard McGinn: Die Mystik im Abendland 5, Herder 2016) Auf Hadewijch (13. Jh. möchte ich nur hinweisen, weil mir keine Texte vorliegen.

Meister Eckhart (ca. 1260-1328) / Umfeld

In diesem Zusammenhang der Mystik möchte ich auf das spannende Gedicht Granum sinapis (Senfsame) hinweisen, das aus dem Umfeld (?) von Meister Eckhart kommt. Es geht um das Wort Gottes, die Trinität, die ein Kreis bildet, den keiner versteht, der aber Ursprung von allem ist. Erkenntnis gibt es in dieser wundersamen Wüste – keiner versteht. das Gedicht endet in rätselhaften Worten des Mysteriums: O Seele mein, geh aus, Gott ein / sinke mein ganzes Ich in Gottes Nichts. In Aufnahme des Wortes Jesu: Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen, endet es: verlier ich mich, so find ich dich… Um an ein anderes Wort Jesu zu erinnern: Das Weizenkorn muss sterben, um zu leben. Ebenso muss das „Senfkorn“ sterben, um zum Baum zu werden.

Dies sind ein paar Beispiele von Texten aus unserer Tradition der Mystik. Solche Glaubens-Erfahrungen, die in literarischen Texten Niederschlag gefunden haben, mögen der rationalen Welt fremd sein – aber so manchem Glaubenden geht sie bis heute nah: Grenzen verfließen. Manchen gelingt es besser Unsagbares auszusprechen als anderen. Man muss freilich auch beachten, dass die Übersetzer nicht selten aus dem Umfeld der Romantik bzw. des Jugendstils kommen. Da wird dann emotional manchmal nachgeholfen.

Thomas von Aquin (1225-1274)

war der wohl wirkungsreichste Kirchenlehrer des Mittelalters. Er hat die Philosophie des Aristoteles mit Platonischen Traditionen verbunden und zu einer neuen christlichen Philosophie weitergeführt. Er hat äußerst viel Wichtiges geschrieben – und hörte dann auf einmal auf, weil er, wie überliefert wird, während einer Messe eine Offenbarung hatte und ihm alles Geschriebene wie Stroh vorkam. Auch von ihm liegen Gedichte vor, die er zur Einführung des Fronleichnams gedichtet hat.

In ihnen wird die Nähe Christi im Abendmahl / in der Eucharistie besungen: „Preist aus frohem Herzenstriebe / Jesum Christum groß und gut, / Das Geheimnis Seiner Liebe, / Dies Sein Fleisch und dies Sein Blut, / Das der Herr der Nationen, / Den Maria uns gebar, / Um die Menschen zu verschonen, / Einst vergoß am Kreuzaltar“ (Adoro te devote) – Vor seinem Sterben wollte er den Seinen das Beste geben, was er besaß, und so gab er sich selbst im Brot und Wein. In einem weiteren Text besingt er, dass Jesus Christus im Brot verborgen ist, Gefühle, Geschmack, Augen können nicht begreifen, genauso wenig wie das Sterben Jesu am Kreuz begreifbar ist (Lauda Sion Salvatorem). Aber der Glaube vertraut dem Wort Jesu. Der Glaube treibt das Herz zum Schauen. Das Lied endet in Bitten, eine davon: „O verleihe stets von Dir zu leben mir, / Und vermehr mein heißes Sehnen stets nach Dir!“ (Gesänge der Heiligen; die einzelnen Eucharistischen Hymnen: http://www.kathpedia.com/index.php/Thomas_von_Aquin ) (Ein weiterer Eucharistischer Text – von Johannes Peckham [1220/5-1292]: https://de.wikipedia.org/wiki/Ave_vivens_hostia ; von ihm gibt es auch Lieder zur trinität: http://hymnarium.de/vitae/93-johannes-peckham )

Bruder Wernher (1225-1250?): politisch und kirchenpolitisch aktiv, Kritiker falscher Priester und auch ruft er zum Kreuzzug auf (Ich wil dem kriuze singen). Maßstab für seine Klerus-Anklagen ist die christliche Ethik.

Boppe (2. Hälfte 13. Jh.)

Wenn über die Welt herrschen würde ein Mann / und sein Geist/Verstand (sin) durchdringe, was nie ein Sinn durchsann, / wenn er Wunder über Wunder wäre; / wenn das Glück ihn trüge bis zum Himmel /… / was wäre das von Nutzen, wenn er nicht Gottes Huld erworben hätte? (Ob al der werlte gar gewaltic). Was Boppe auch begeistert, das Wunder: der Klumpen Erde ist Gefährte des Schöpfers: Gott wurde Mensch. Er betont auch den Priester, der dem Menschen die Gnade Gottes in vielfältiger Weise zukommen lässt (Taufe, Abendmahl)

Wir sehen an ihm wie auch an Thomas von Aquin, dass der Priester eine größere Rolle zu spielen beginnt. Aber auch die schon gehörte Kritik an den Priestern zeigt, dass man ihnen eine große Rolle zuwies, diese aber der Rolle nicht gerecht werden.

Heinrich (von) Laufenberg (1391[?]-1460)

war Priester – sein Werk ist im Krieg 1870 fast vollständig vernichtet worden.

Er singt ein Gute-Nacht-Lied für ein Kind und bittet Jesus, weil er auch ein Kind war, das Kind zu behüten: „Nun schlaf, nun schlaf, mein Kindelein! / Jesus soll freundlich bei dir sein, / Er wolle, dass dir träume wohl / und werdest aller Tugend voll. / Ach Jesu, Herre mein, / behüt dies Kindelein.“ (EG 468) In dem Lied: „Ich wollt, dass ich daheime wär“ sagt er seiner Seele: „Denn alle Welt ist dir zu klein, / du kommest denn erst wieder heim“ – zu Gott (EG 517). Bis es aber soweit ist, muss Gottes Fülle ins Herz kommen. In seinem Lied „Komm, Heiliger Geist, erfüll mein Herz“ bittet er darum. Nur so kann er Frieden, Versöhnung, Ruhe der Gedanken bekommen. Ebenso gelangen nur so die sieben gaben des Geistes in sein Herz (Weisheit, Erkenntnis, Einsicht, Rat, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht). Er schreibt auch sehr volkstümliche Texte, so „Ich weiß ein lieblich Engelspiel„. In diesem heißt es: „Da zieht Gott von der Hande sein ein Ringelein von Golde: `Sieh, edle Seele, das sei dein; denn ich bin dir in Ewigkeit gar holde“ (EG für Rheinland und Westfalen 1901 *32) Das heute bekannte Lied: Es kommt ein Schiff geladen (EG 8) wie auch In dulci jubilo (EG 35) waren ursprünglich ein Marienlied und Weihnachtslied von Laufenberg. das Erstgenannte wird auch Johannes Tauler zugeschrieben.

Grenzen durchbrechen: Die Welt ist dem Menschen zu klein. Darum wollen heute die Einen ins All hinaus, andere denken sich wunderbare Phantasiewelten aus, wieder andere erfahren Gott und schauen auf ihn.

Michael Beheim (1420-nach 1470)

war politischer Dichter und hat seinen jeweiligen Fürsten gehuldigt ( Der furst mich hett in knechtes miet, ich ass sin brot und sang sin liet – kurz: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing). Dennoch hatte er ein Leben am Rand – Leben auf der Grenze. Zuletzt in Heidelberg am Hof, aber seine Lieder waren dann vermutlich nicht mehr gefragt, weil mehrstimmige Chöre beliebter wurden. Zuletzt wurde er an seinem Heimatort erschlagen.

Er hat ein raffiniertes Gedicht geschrieben, das man laut Einleitung besonders lesen muss: „O Mensch, nach dem Himmel trachte ・ nicht – / verachte Gott und seine Mutter…“ „An Reue und Beichte denke ・ nicht – stirb in Verzweiflung“. Nach den Tugenden, die er aufzählt, beendet er den Text: „Lebst du in dieser Weise bis zu deinem Tod, / dann wird, das glaube mir, deine Seele gerettet. / Das verspreche ich dir für immer.“ (aus: Löffler/Willer [Hg]: Geistliche Lyrik)

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Böse Christen

Es wird immer wieder gesagt, dass die bösen Christen dafür verantwortlich seien, dass so manches an nichtchristlichen lateinischen und griechischen Texten verloren gegangen sei.

  • Es waren andere Zeiten, da konnte man nicht mal soeben was kopieren und vervielfältigen.
  • Dann hat man eben das mühevoll abgeschrieben, was man als hilfreich ansah – heutige Christengegner würden sicher auch nicht alle christliche Literatur abschreiben.
  • Es ist auch vieles an christlichen Werken verloren gegangen (z.B. Clemens von Alexandrien, Hippolyt…).
  • Wir können dankbar sein, dass in den politischen Wirren der Zeiten, Kriege, Hunger, Pest, „Völkerwanderungen“, Armut, Feuersbrünste, Raubüberfälle, Schimmel und Feuchtigkeit, bei der Übertragung von Bücherschätzen von einem ins andere Kloster dürfte auch manches verloren gegangen sein, Gebrauch zerstört auch… – überhaupt noch so viel an Literatur überliefert wurde. Erfreuen wir uns also an Vergil, Horaz, Cicero, Platon, Aristoteles… Damals hatte man auch noch nicht die Möglichkeit, die man heute hat, zusammengeklebte Papyrusrollen, brüchiges Pergament usw. technisch aufzubereiten.
  • Zudem war man zeitnaher. Wie wichtig nehmen Menschen (Fachleute sicher) die Werke des 17.-18. Jahrhunderts?

So manche Schätze dürften noch nicht gehoben sein. Ich denke mir: Was ist eigentlich aus dem Reichtum von Konstantinopel geworden? Wo ist das alles im Zuge der osmanischen Belagerungen und Eroberungen hingelangt? Hat man es ausgelagert? Wohin? Hier ein Teil der Antwort: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserliche_Bibliothek_von_Konstantinopel

Von daher: Es ist alles differenzierter zu sehen, als manche antichristlichen Polemiker und Reduktionisten es den Leuten vor Augen malen. Natürlich war nicht alles klasse abgelaufen, so wie wir es uns heute wünschen würden. Und Bilderstürmer/Ideologen aller Couleur sind nicht gerade für ihre Toleranz bekannt. Aber Menschen und somit ihre Geschichte sind nun einmal vielfältig, in Brutalität einerseits und Zivilisation andererseits – und dazwischen unendlich viele Variationen.

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Friedensnobelpreis + Vorzeigeland: Ruanda

Der äthiopische Regierungschef hat den Friedensnobelpreis 2019 bekommen. https://www.spiegel.de/politik/ausland/friedensnobelpreis-2019-geht-an-aethiopischen-ministerpraesidenten-abiy-ahmed-a-1291003.html

Es ist gut – auch zu sagen: als Ansporn. Aber so ein leichtes Bauchgrummeln gibt es. In Afrika entpuppen sich manche Gelobte dann doch als Tyrannen. Zudem: Zur Lösung des Eritrea-Konflikts gehören zwei – und: Im Land brodelt es gewaltig. Hoffentlich schafft er es, es auch langfristig um die Sache gehen zu lassen und nicht um sich selbst.

*

Und was geschieht im Vorzeigeland: Ruanda? https://www.spiegel.de/politik/ausland/ruanda-victoire-ingabire-ueber-politische-morde-interview-a-1288860.html

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Polen, Pis und Medien

Das dürfte unsere Medien arg fuchsen, wenn Pis in Polen auch nach der Wahl wirklich gut dastehen sollte. Haben sie sich doch so viel Mühe gegeben, die Opposition ins rechte Licht zu rücken. Und die EU? Der Kampf geht weiter? https://www.tagesschau.de/ausland/wahlkampf-polen-101.html

(Nachtrag: Auf Arte sagte eine Wahlkämpferin gegen die Pis: Die Frauen bekommen mehr Geld und entscheiden sich dann für die Kinder. Das halte ich für bedenklich. [12.10. 19:20 Uhr])

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Erdogan und Nato

Wie oft hat eigentlich Erdogan mit seiner regierung versucht, die Nato in seine Aggressionspolitik einzubeziehen? Es bleibt zu hoffen, dass sie auch dieses Mal stark bleibt. Aber zusehen ist auch eine Form von Komplizenschaft https://www.nzz.ch/international/kurden-werfen-erdogan-ethnische-saeuberung-vor-mehr-als-100-000-menschen-auf-der-flucht-die-neusten-entwicklungen-zur-tuerkischen-militaeroffensive-in-syrien-ld.1514311

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Umwelt-Apokalyptiker und Weltuntergangs-Sekten

Was haben Umwelt-Apokalyptiker und WeltuntergangsSekten gemeinsam? Es traf nie ein, Mir wurde unten genannte Liste zugesandt.

Meine Sicht: Verhalten wir uns so, dass es Natur und Mensch gut tut. Schlagen wir nicht über die Stränge – wie es heute vielfach getan wird – haben wir, mit Schweitzer gesagt. Ehrfurcht vor dem Leben. Wir tragen Verantwortung für die Schöpfung (Genesis 1). Hinweisen möchte ich auf: https://www.micha-initiative.de/das-ist-micha/hintergrund Das ist also nicht die Frage. Die Frage ist: Wie gehen wir mit den unterschiedlichen Meinungen um. Und das sollte demokratisch und zivilisiert sein.

An manche Aufregungen der Liste kann ich mich noch erinnern. Manches war mir unbekannt.

LIST OF DOOMSDAY PREDICTIONS THE CLIMATE ALARMIST GOT WRONG

Here is the source for numbers 1-27. As you will see, the individual sources are not crackpots, but scientific studies and media reports on “expert” predictions. The sources for numbers 28-41 are linked individually.

  • 1.         1967: Dire Famine Forecast By 1975
  • 2.        1969: Everyone Will Disappear In a Cloud Of Blue Steam By 1989 (1969)
  • 3.        1970: Ice Age By 2000
  • 4.        1970: America Subject to Water Rationing By 1974 and Food Rationing By 1980
  • 5.        1971: New Ice Age Coming By 2020 or 2030
  • 6.        1972: New Ice Age By 2070
  • 7.        1974: Space Satellites Show New Ice Age Coming Fast
  • 8.        1974: Another Ice Age?
  • 9.        1974: Ozone Depletion a ‘Great Peril to Life
  • 10.     1976: Scientific Consensus Planet Cooling, Famines imminent
  • 11.      1980: Acid Rain Kills Life In Lakes
  • 12.      1978: No End in Sight to 30-Year Cooling Trend
  • 13.      1988: Regional Droughts (that never happened) in 1990s
  • 14.      1988: Temperatures in DC Will Hit Record Highs
  • 15.      1988: Maldive Islands will Be Underwater by 2018 (they’re not)
  • 16.      1989: Rising Sea Levels will Obliterate Nations if Nothing Done by 2000
  • 17.      1989: New York City’s West Side Highway Underwater by 2019 (it’s not)
  • 18.     2000: Children Won’t Know what Snow Is
  • 19.      2002: Famine In 10 Years If We Don’t Give Up Eating Fish, Meat, and Dairy
  • 20.     2004: Britain will Be Siberia by 2024
  • 21.      2008: Arctic will Be Ice Free by 2018
  • 22.     2008: Climate Genius Al Gore Predicts Ice-Free Arctic by 2013
  • 23.     2009: Climate Genius Prince Charles Says we Have 96 Months to Save World
  • 24.     2009: UK Prime Minister Says 50 Days to ‘Save The Planet From Catastrophe’
  • 25.     2009: Climate Genius Al Gore Moves 2013 Prediction of Ice-Free Arctic to 2014
  • 26.     2013: Arctic Ice-Free by 2015
  • 27.     2014: Only 500 Days Before ‘Climate Chaos’
  • 28.     1968: Overpopulation Will Spread Worldwide
  • 29.     1970: World Will Use Up All its Natural Resources
  • 30.     1966: Oil Gone in Ten Years
  • 31.      1972: Oil Depleted in 20 Years
  • 32.     1977: Department of Energy Says Oil will Peak in 90s
  • 33.     1980: Peak Oil In 2000
  • 34.     1996: Peak Oil in 2020
  • 35.     2002: Peak Oil in 2010
  • 36.     2006: Super Hurricanes!
  • 37.     2005 : Manhattan Underwater by 2015
  • 38.     1970: Urban Citizens Will Require Gas Masks by 1985
  • 39.     1970: Nitrogen buildup Will Make All Land Unusable
  • 40.     1970: Decaying Pollution Will Kill all the Fish
  • 41.      1970s: Killer Bees!