Frauenbewegung und Alltag

In einem Interview zu Placido Domingo heißt es https://www.spiegel.de/kultur/musik/placido-domingo-ueber-maestros-geniekult-und-metoo-in-der-klassik-a-1284309.html :

Domingo sagt zu seiner Entlastung auch, dass sich die gesellschaftlichen Normen in den vergangenen Jahrzehnten geändert hätten. Da muss ich ihn korrigieren: Seit den Siebzigern engagiert sich die Frauenbewegung gegen Sexismus. Da frage ich mich schon, wo er sich bisher aufgehalten hat.

Wo hat er sich bislang aufgehalten? Im Alltag. Frauenbewegung war leider vielfach eine universitäre und elitäre Angelegenheit. Es wurde theoretisch so manches angedacht, durchdacht, erforscht. Manche haben versucht, diese Probleme und Fragestellungen in den Alltag zu transformieren. Auch die Politik hat dieses und jenes auf der Agenda und in die Bevölkerung gebracht.

Selbst heute sehe ich, dass Frauen im Alltag anders agieren als es sich die Frauenbewegung erträumt, wünscht, als sie es fordert. Warum? Biologisch, psychologisch zu erklären? Ich weiß es nicht. Diese Beobachtung machen übrigens auch Frauen.

In dem Interview wird auch zum Thema Unschuldsvermutung Stellung genommen. Ich finde, in einer unangemessenen Weise.

Wir in Europa agieren eher nach der Unschuldsvermutung. Das ist eigentlich nicht schlecht, bloß schwingt dabei Misstrauen gegenüber mutmaßlichen Opfern mit.

Wenn man eine solche Interpretation in die Welt setzt, wendet man sich gegen Opfer. Es sollte eine Anfrage an die Justiz gestellt werden: Warum benötigt ihr so viel Zeit, um die Belege des potentiellen Opfers zu sichten? Wenn freilich Menschen die Anzeige erst Jahre, gar Jahrzehnte später aufgeben und auch keine Belege geboten werden, dann muss man fragen: Warum? Was passierte inzwischen auf der psychischen Ebene? Dann dehnt sich das. Aber das liegt dann an dem Menschen, der einen anderen angezeigt hat – und eine Aufhebung der Unschuldsvermutung wäre unmenschlich und produziert möglicherweise ein neues Opfer.

Inzwischen sollten wir an dem Recht festhalten, dass ein Mensch einer Gruppe nicht automatischer Recht bekommt als ein Mensch einer anderen Gruppe. Das wäre nicht Recht, das wäre Unrecht.

Man sollte also die jetzigen Generationen für diese Fragestellung sensibilisieren, sofort zu reagieren. Es wäre gut, wenn die MeToo-Bewegung dazu beigetragen hat.

In diesem Zusammenhang ist dieses Frauenbild, das vermittelt wird, interessant – Alltag eben:

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