Christen + Menschenrechte 1

Einleitung

Heute gibt es Vertreter, die sagen: Menschenrechte seien angeboren, seien nicht ausgedacht, seien Naturrecht. Darum gelten sie ewig und überall.

Das ist die Sicht unserer westlichen Welt, zumindest zum Teil – zum Teil ist sie auch veraltet (siehe unten). Diese Sicht kann realpolitisch nicht verallgemeinert werden. Der Islam hat zum Beispiel andere Vorstellungen von Menschenrechten (Kairoer Erklärung der Menschenrechte; Arabische Charta der Menschenrechte), das kommunistische China hat andere Vorstellungen, ebenso der Hinduismus. Freilich wird jeder sagen: Menschenrechte gelten – aber es sind nicht immer die gleichen Rechte, die betont werden. Die UN Menschenrechtscharta wurde zwar aufgrund der Dominanz der westlichen Welt 1948 von vielen unterschrieben. Aber heute werden die Menschenrechte von manchen modifiziert – und auch in unserer westlichen Welt werden manche Modifizierungen von Aktivisten angebracht.

Naturrecht ist unbestimmt, was vielfach übersehen wird. Alles kann mit Naturrecht begründet werden. Nicht nur Gutes, sondern auch Sklaverei – wie auch der Sozialdarwinismus. Naturrecht bekommt in unserer europäischen Tradition erst einen menschenfreundlichen, humanen Maßstab, als dieses mit biblischen Texten zusammengedacht wurde: Das Naturrecht stammt, so die Vorstellung, wie die Bibel von Gott. Man muss beide – mit dem von Gott gegebenen Verstand – zusammen lesen lernen. Diese Sicht haben im 16./17. Jahrhundert der Theologe Hugo Grotius (1583-1645) und John Locke vertieft, wurde aber schon im Mittelalter nicht zuletzt von Thomas von Aquin angedacht.

Auch die Berufung auf die Vernunft ist ambivalent. Die Vernunft kann alles begründen – Negatives wie Positives – es bedarf eines Maßstabes. Das ist klar, denn die Vernunft erkennt erst Naturrecht, weil sich sozusagen das Naturrecht in ihr bemerkbar gemacht hat. So die Vorstellung. Von daher muss auch die Vernunft ambivalent sein.

Eingangsfrage

Wie kommen wir im Westen zu diesen Menschenrechten? Sie haben eine lange christliche Tradition. Erst einmal, wenn wir zurückschauen, bleibt der Blick vieler in der Aufklärung hängen – Aspekte der christlichen Tradition seien im Folgenden hervorgehoben, vor allem, weil sie immer wieder nicht berücksichtigt werden. Auch die Aufklärung ist nicht einfach so auf einmal da gewesen. Es gab viele Menschen, die Vorarbeiten geleistet haben, das auf der Ebene des Geistes (Theologen, Philosophen) und auf der Ebene tätigen Lebens – die Letztgenannten (ich denke zum Beispiel an Elisabeth von Thüringen) sollte man nicht vergessen, auch wenn ich diese Menschen im folgenden Abschnitt nicht berücksichtige. Dazu fehlen, soweit ich sehe, auch noch grundlegende Vorarbeiten.

*

Ich lege hier eine erste Einarbeitung vor – ein paar Mosaiksteinchen werden aneinander gereiht. Vieles muss differenziert und genauer dargelegt werden. Da ich hier aber nur ein paar Blogeinträge bringe und keine Dissertation, möge es genügen – vielleicht regen sie zum Nachdenken und eigenem Forschen an. Wenn ich weiter in das Thema eingedrungen bin und merke, dass Korrekturen an dieser ersten Version anzubringen sind, werde ich sie nachliefern.

Datenschutzerklärunghttps://www.wolfgangfenske.de/http://blumenwieserich.tumblr.com/

KategorienAllgemein