Nietzsche

Reinhold Schneider hat die Gräueltaten der Spanier in Amerika verteidigt – bevor er den christlichen Glauben für sich entdeckt hatte. Er verteidigte sie aus der Perspektive Nietzsches: Der Wille zur Macht bedeutet, dass man sich über andere stellen darf, dass man bereit sein muss, über andere hinwegzurollen, wenn es der eigenen Erhöhung und Durchsetzung dient. In dieser Zeit, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gab es eine Fülle an Menschen, die Nietzsche bewunderten, der als Gegner mit seinem „Willen zur Macht“ die Christen ins Visier nahm – vor allem diejenigen, die Jesus und Paulus wichtig nahmen.

Dieser Einfluss Nietzsches darf meines Erachtens auch mit Blick auf den Wahn, Deutsche seien Herrenvolk, das herrschen und andere dafür ausnutzen darf, nicht unterschätzt werden. Das hat man nach 1945 besser verstanden. Nietzsche war kein Antisemit – aber er hat einer Gesinnung gehuldigt, die Grausamkeiten welcher Art auch immer legitimierte. Mag eine solche Sicht auch bedeuten, Nietzsche zu trivialisieren, ihn misszuverstehen – wie auch immer – aber diese Wirkungsgeschichte hatte er – und hat sie hoffentlich nicht mehr.

Heute rezipiert man Nietzsche wieder. Die Frage ist, hat man ihn genug gereinigt, damit diese Nebenwirkungen nicht wieder auftreten? Es bleibt ein schweres Unterfangen, da es unter einem zivil-gereinigten Nietzsche immer arg inhuman brodelt.

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