Konservative – Linke – Traditionalisten – Liberale + Kirche + WerteTreter und WerteVertreter

Werden in diesem Beitrag Linke richtig beschrieben? Es geht eher um Liberale als um Linke, würde ich sagen. Werden Konservative richtig beschrieben? http://cicero.de/innenpolitik/das-dilemma-des-konservatismus-der-ewige-verlierer

Ich bin mir da nicht so sicher. Ich würde zum Beispiel sagen, dass Umweltschutz konservativ ist. Kann man dann davon reden, dass Konservative die ewigen Verlierer seien? Muss man, wenn man konservativ ist, Monarchist sein oder kann man nicht als Konservativer die Demokratie prägen? Ist konservatives Dasein etwas, das Institutionen bildet oder ist es etwas, das Institutionen mit einer bestimmten Geisteshaltung durchdringt?

Muss etwas, das aufgrund von Zeitgeistströmungen überholt wird, besser sein?

Es gibt Bastionen, die fallen werden. Dazu gehört zum Beispiel auch die Betonung des Sonntags und Karfreitags als Ruhetag. Aber: wird das gut sein? Sind Zeitgeistströmungen allesamt für die Gesellschaft gut – oder macht das eine oder andere die Gesellschaft kaputt? Man träumt dann dem alten Zustand hinterher – weil er eben gut, gemeinschafts- und gesundheitsfördernd war. Aber man bekommt es dann nicht zurück, weil die neuen Gralshüter des Wandels eifersüchtig darüber wachen, dass ja niemand mehr das gute Alte zurückfordert.

Ich bin mir, auch angesichts dessen, was man von den 68gern sagen kann, nicht allzu sicher, dass eine Gesellschaft nicht auch wieder konservativer wird. So ist zum Beispiel auf sexuellem Gebiet die Gesellschaft wieder konservativer geworden, geradezu die Sehnsucht der Homosexuellen nach Ehe zeigt ja, dass hier ein Wandel Richtung Konservativismus stattgefunden hat. Der experimentierfreudige Mensch sucht sich dann, vor allem wenn er modern sein will, eben neue Themen gegen den Konservativismus aus – damit er nicht lethargisch wird – und fällt dann doch wieder in die alten Muster zurück.

Die bunte Gesellschaft, die politisch und medial gegen Konservative propagiert wird – auch mit Druck – ob sie wirklich gelingen wird, ist davon abhängig, ob Integration klappt. Wenn nicht, dann sehe ich die bunte Gesellschaft in Gewaltorgien umschwappen, weil in Notzeiten sich jeder der Nächste ist. Und Traditionalisten die Oberhand gewinnen – nicht die Buntisten und auch nicht die Konservativen. Denn die Konservativen sind keine Traditionalisten, sie versuchen in dieser ausufernden Welt wieder Strukturen des Zusammenlebens zu finden.

Konservativ – die Sehnsucht nach einer Welt, die vergangen ist, aber doch als Wunschvorstellung gegenwärtig ist: Man denke an gelingende Familie, an den König der Löwen – wird jemals ein Film gedreht werden: Die Bundeskanzlerin der Löwen? Rosa und Mädchen, mit Verkleiden und Zauberfee und Flügelchen – blau und Jungs, mit welchen Stöcken und Buntstiften als Waffen auch immer, Autos, Fußball, Raufereien… – das Gräul der GenderFans, die ihre Zeitgeistträume propagieren, das wird immer wieder vom Konservativen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Religion – ein Gräuel der Zeitgeist-Atheisten, Christen, seit 200 Jahren tot gesagt, erfreuen sich bester Gesundheit, wenn auch nicht mehr mit alter politischer Macht (die will auch kein Vernünftiger mehr, hoffe ich), sondern fast – so möchte man sagen: In der Lebendigkeit und Vielseitigkeit, die der Geist Gottes ermöglicht. Auch die konservative Kirche kann froh sein, dass es Traditionalisten nicht mehr ermöglicht wird, ihre eiserne Faust um sie zu legen.

Wer hätte vor 50 Jahren daran gedacht, dass es mal wieder Zeiten gibt, in der junge Menschen einen Abi Ball herbeisehnen? Dass sie sich schick machen für Konfirmationen? Dass es noch sowas wie Gymnasien gibt, überhaupt Leistung, Hierarchie? Dass ihre Vorbilder die Mütter sind und nicht Che Guevara und Konsorten. Konservativ ist nicht der Traum, dass ein Lehrer wie früher die Menschen mit Stöcken züchtigt – konservativ ist eine Haltung, die dem Menschen gerecht wird, sei es mit Bildung im wahren Sinn (auch nicht Eintrichtern von Wissen), mit Feiertagen, damit, als Mann und Frau in ihrer anerkannten Besonderheit aktiv zu sein. Konservativ ist auch nicht, Frauen und Männer auf bestimmte gesellschaftliche Rollen festzulegen, sondern dass Männern und Frauen ermöglicht wird, die Rollen, die sie einnehmen wollen, auch einzunehmen. Zeitgeister wollen ihr Bild vom Menschen mit Druck durchsetzen. Wenn Konservative ihr Bild vom Menschen mit Druck durchsetzen wollen, dann sind das keine Konservativen sondern Traditionalisten.

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Noch ein Aspekt – zum Thema Werte und Geschichte allgemein: Dass Werte mit Füßen getreten werden, das ist nicht neu. Das gab es schon immer. Mal haben die WerteTreter die Obermacht, mal die WerteVertreter. Das kann man in der gesamten Geschichte erkennen. Es gibt Auf und Abs. Von daher kann man nie sagen, dass eine Gruppe geschichtlich gesehen der Sieger bzw. der Verlierer ist. In der Hochzeit des Nationalsozialismus, in der Hochzeit des Kommunismus hat man immer gedacht: Wir sind am Zenit der Zeiten angekommen. Ewig währen die Errungenschaften. Opfer ließen sich davon auch vielfach den Mut nehmen: ewig währt der Gräuel. Doch dann – was den Nationalsozialismus betrifft: nach wenigen Jahren, was den Kommunismus betrifft: nach wenigen Jahrzehnten – war der Spuk der Gräuel vorbei. Und die Opfer, die gesehen haben: Es kann nicht ewig dauern! und die Mut aus diesem geschichtlichen Wissen geschöpft haben, ließen sich nicht von den Gräuelichen mit ihren Fesseln des ewig währenden Gräuels erniedrigen. Auch der Kapitalismus in seiner Menschen verachtenden Form ist nicht konservativ. Er ist auch nicht traditionalistisch. Er ist einfach ebenso eine neue Form des Gräuels wie andere Ideologien auch, die meinen, die Welt zu verbessern, indem sie Menschen verachten.

Reinhold Schneider: Die Versuchung des Heiligen Antonius – in dem Gedicht heißt es:

Sie sollen meine Seele nicht gewinnen!

Erniedrigt, schütz ich, was mir anvertraut,

Da mich der Stunde Macht gefangen hält.

 

Des Lichtes Waffen blitzen von den Zinnen.

Du weißt die Stunde, Gott, Dein Auge schaut

Den fernsten Knecht am dunklen Tor der Welt.

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Ein diskussionswerter Beitrag von Matthias Matussek: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/demokratie-was-fuer-ein-stolzes-und-von-weither-klingendes-wort/

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

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