Zwiespalt: Wünsche contra Realität – Realität contra Wünsche + Breiter Konsens + Rosemontag

Es ist schon kurios:

Ich bin als Christ dafür, dass es allen Menschen gut gehen soll – weltweit – dass wir alles teilen müssen – und ich muss doch dafür eintreten, dass die Flüchtlings-/Migrationspolitik vernünftig wird.

Ich bin als Christ dafür, dass es in unseren Land allen Menschen gut gehen soll, dass alle wirtschaftlich und finanziell keine Probleme haben – dass alle teilen müssen – und muss doch dafür eintreten, dass politisch klug agiert wird, das heißt, dass man nicht allen Menschen gleichermaßen Gelder zukommen lassen kann.

Das heißt, dass ich im Grunde realpolitisch anders agiere als ich es gefühlsmäßig und aufgrund meines Glaubens tun müsste.

Ich denke, dass wir alle in diesem Dilemma stecken – zumindest soweit wir gelernt haben, differenziert zu denken. Differenziert und nicht ideologisch – das heißt für mich: die Realität berücksichtigend – auch wenn es mir widerstrebt.

Und das geschieht vielfach im Leben. Aber ist das nur negativ zu sehen? Denn gerade Dilemmata können dazu führen, dass man nicht den einfachsten Weg wählt, sondern Wege, die komplizierter sind aber am Ende hoffentlich effektiver.

Was die Flüchtlings-/Migrationsfrage betrifft zum Beispiel: Es ist unmöglich, alle aufzunehmen, denen es schlechter geht als uns. Da müssten wir ja schon halb Europa aufnehmen. Das würde unsere Gesellschaft sprengen. Aber: Dass wir nun überlegen, intensiv überlegen und auch hoffentlich überlegen, dem Handeln folgt: Wie können wir Afrika nachhaltig helfen… – das hilft den jetzigen Migranten nicht unbedingt – aber es hilft dem Land und kommenden Menschen, die dort leben. Oder was Europa betrifft: Ich hoffe, dass die Wirtschafts- und Finanzpolitik neu und grundsätzlich überdacht wird, denn das, was wir im Augenblick haben, kann so nicht weitergehen: Arme Länder werden abgehängt und das, was die reichen Länder tun sollen, wird eher unter der Hand durchgeführt – statt klar und deutlich und offen.

Oder was Gerechtigkeit in unserem Land betrifft: Es ist nicht möglich, alle wirtschaftlich und finanziell gleich zu stellen – kommunistische Staaten haben es versucht. Und es gelang nicht nur nicht, weil die Menschen dann fast alle arm wurden – es gelang auch darum nicht, weil eben die Führer der jeweiligen Staaten dachten, sie hätten mehr verdient und sich entsprechend bereicherten – und eben auch Meinungsfreiheit usw. unterdrückten -, um die heile Welt zu erlangen. Das ist also vollkommen utopisch. Was aber nicht utopisch ist: Schritt für Schritt, wie es in unserem Land geschah – und hoffentlich noch geschieht – Menschen zu unterstützen. Man muss phantasievoll, kreativ, soziale Wege finden – und das dauert länger, ist schwerer – aber ist nachhaltiger als kurzschlüssige Handlungen.

Der einzelne Mensch als Individuum kann ungemein viel tun – aber wir delegieren vieles an den Staat. Und hier im zwischenmenschlichen Bereich wieder stärker einander zu helfen und unter die Arme zu greifen, das muss wohl wieder gelernt werden. Es sind dann nicht die großen Würfe – aber es sind die kleinen Schritte, die eine Gesellschaft lebenswert machen.

Von daher: Berücksichtigung der Realität – auch wenn sie sich mit den eigenen Wünschen reibt, kann dazu führen, nachhaltig und intensiver zu helfen als kurzschlüssige, emotionale Hilfe, die meint, sämtliche Realität über den Haufen werfen zu müssen. Das hilft letztlich keinem. Im Gegenteil: Wer unsere Gesellschaft zerstört – hat nicht nur anderen nicht geholfen, sondern eben auch die Gesellschaft nebenbei zerstört.

Was gesellschaftlich relevant ist: Über den richtigen Weg zu diskutieren – den Weg, den es möglichst vielen Menschen gut gehen lässt – ohne dass die Grundlagen zerstört werden. Diskutieren bedeutet: Alle Argumente zuzulassen. Denn wenn man das nicht tut, dann handelt man voreingenommen und ideologisch.

Von daher misstraue ich sämtlicher Politik, sei sie von rechts oder von links, die meint, einfache Antworten zu geben. Die Probleme sind nicht einfach zu lösen. Sie sind es vor allem auch darum nicht, weil zu jedem Problem aus allen möglichen Richtungen unterschiedliche Vorschläge zur Problemlösung kommen. Wer das abstellen will, der ist nicht an Lösungen interessiert, sondern an Machtpolitik. Verantwortliche müssen irgendwann entscheiden – das ist richtig. Aber die Entscheidungen versuchen – zumindest bislang, nicht den einfachsten Weg zu bestätigen, sondern möglichst breiten Konsens wiederzuspiegeln. Das muss beinehalten werden.

*

Ich hörte im Radio, dass der RosamontagUmzug von Bürgern eingeführt wurde, um die Auswüchse der Sauferei einzuschränken. Sie einfach verbieten wäre nicht gegangen – also musste man kreativ einen fantasievollen Weg finden. Zwar hat das nicht alle Hirne erreicht – manche lassen sich immer noch seelisch und körperlich selbstzerstörerisch volllaufen. Aber das war zumindest ein Kompromissweg.

Mich hatte interessiert, warum der Rosemontag Rosemontag heißt. Es gibt verschiedene Erklärungen. Eine davon soll sein, dass der Papst an diesem Tag die Rosen, die er Anhängern zukommen lassen wollte, gesegnet hat.

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

KategorienAllgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert