Religion und Krieg

Das sind wieder solche Sätze, die halb falsch sind und eigentlich der political correctness verschuldet sind: http://www.welt.de/regionales/hamburg/article132817339/Was-selbsternannte-Gotteskrieger-wirklich-wollen.html  „Der Islamische Staat beruft sich ebenso auf Allah wie die Boko Haram, in der zentralfrikanischen (sic) Republik kämpfen Christen gegen Muslime. Doch die Ursachen liegen nicht im Glauben.“

Wer kämpft in der Zentralafrikanischen Republik? Erst kamen die muslimischen Terroristen, zusammen mit bestimmten Stämmen, die brutalst gehaust haben – dann haben sich Christen und andere gewehrt! Und dann kam noch die Anti-Balaka dazu, die man zunächst nicht so richtig einordnen konnte, aber dann doch als einen Haufen erkannte, der aus allen möglichen Gruppen und Grüppchen besteht. Irgendwann wird es auch von den syrischen Christen, die sich gegen die ISIS und andere Islamisten mit Waffen verteidigen, heißen: „Christen bekämpfen Muslime…“ Sie werden dazu getrieben, weil ihnen ihr Leben lieb ist und das ihrer Angehörigen auch. Wenn sie nicht müssten, würden sie nicht kämpfen. Sich von Islamisten und anderen wehrlos abschlachten zu lassen, ist auch nicht jedes Christen Ding.

Im weiteren Artikel werden „materielle und politische Ressourcen“ als eigentliche Ursache der Kriege ausgemacht. Aber das ist zu einfach. Ich habe es im Blog selbst einmal dargestellt, dass es auch um Stammeskämpfe in Zentralafrika geht. Ich habe in manchem Beitrag verdeutlicht, dass es nicht allein um Religion geht – aber es geht auch um Religion. Gerade in der Zentralfrikanischen Republik ist erkennbar, dass Muslime und Christen gemeinsam versuchen, sich gegen die Brutalisierung ihrer Gesellschaft zu wehren, aber vielfach angesichts der Waffen strotzenden Seleka und Anti-Balaka keine Chancen haben. Und ich hatte damals auch auf einen Stamm hingewiesen, der wieder seine große muslimische Macht über diese Region errichten will. Das hat mit Religion zu tun. Zwar auch mit Machtgelüsten – aber beides paart sich zu einem untrennbaren Konglomerat: Allah befiehlt, die Ungläubigen zu bekämpfen und seinen Machtbereich auszuweiten. Die Macht Allahs ist die Macht der Islamisten, die Macht der Islamisten ist die Macht Allahs. Das ist untrennbar verbunden.

Aber in Syrien-Irak ist das politisch anders, aber diese Grundlage ist gleich: Macht Allahs = Macht der Islamisten, Macht der Islamisten = Macht Allahs. Ich habe auch dargestellt, dass es zunächst um rein politische Macht geht: Erdogan wollte Syrien ausschalten, Katar und Saudi Arabien wollten die Sunniten an die Macht bringen gegen die Schiiten usw. – aber die Islamisten sind ein religiöser Haufen. Sie mögen den Koran anders interpretieren als ein Teil der europäischen Muslime, sie mögen nicht viel über den Islam und die unterschiedlichen Strömungen wissen: Aber ihren Koran kennen sie. Der normale Kämpfer wie die jeweiligen Anführer kennen ihn und die Ahadith. Hier geht es um islamisch-religiös begründete Kämpfe, deren Vorbild die Kämpfe Mohammeds sind. Da kann man dran herumdeuteln, macht aber keinen Sinn. Muslime benötigen eine neue Hermeneutik. Ohne sie geht es schlicht und ergreifend nicht.

In dem Artikel wird gesagt, dass sich bei der Expansion der Araber im 7./8. Jahrhundert alles ums Geld drehte. Ja, auch das erfahren wir aus Koran und Hadith, dass es um Beute ging, die man verteilen wollte. Man war gierig geworden. Jeder. Es gab Verteilungskämpfe, bei denen die Heeresführer mehr für sich und ihre Clans beanspruchten was die Mitkämpfer nicht gerne sahen. Alles klar. Aber es ging auch um die Verbreitung des Islam. Das sagt uns ja auch der Koran. Es sei denn, wir wollen Mohammed und co. ganz auf der Seite der gierigen Kämpfer sehen – wie die spanischen Christen in Südamerika des 15./16. Jahrhunderts – aber das greift zu kurz.

Im Christentum sehen wir, dass es Zeiten gab, in denen Menschen gegen andere kämpften – es ging um Macht, Geld und nicht um Glauben. Aber: Jesus Christus legitimierte ihre Kämpfe nicht. Wobei es in manchen Zeiten freilich auch um Verteidigung des Glaubens ging. Beim Islam sind Religion und militärische Expansion (Macht, Reichtümer, Unterwerfungen) miteinander vermengt und kann nicht so klar unterschieden werden – schon von Mohammed aus gesehen nicht.

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