Krisen

Es ist interessant wie sehr die kriegerischen Auseinandersetzungen die Menschen bewegen – und trennen.

Was Israel und Hamas betrifft waren die traditionellen Fronten auch innerhalb unserer Gesellschaft klar. Die Hamas-Fans fühlten sich im Aufwind, die Israel-Fans (wozu ich auch gehöre) versuchten die Auseinandersetzung zu entemotionalisieren. Viele Muslime, zumindest diejenigen, die die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen imstande sind, machten weltweit Furore mit antisemitischen Getöne, bis Gegenwind kam und sie Kreide gefressen haben.

Die Auseinandersetzung mit den Islamisten im Irak hat erst langsam die Gemüter erreicht. In Syrien haben sie entsprechend gewütet, und das hat aber kaum einen in der Öffentlichkeit interessiert, denn da galten sie noch als die Guten, weil sie den bösen Assad bekämpfen. Als sie nun den Irak unsicher machten, hat es zunächst auch niemanden interessiert – die Iraker werden es schon schaffen. Als sie aber die irakische Armee im Norden besiegt und Jesiden und Kurden angegriffen haben, da ging dann der öffentliche Aufschrei los – eben weil dieses Mal nicht Assad im Fokus steht, sondern Saudi Arabien Angst bekommt und auch die gesamte islamische Welt da unten (und somit unsere Energie) durcheinander gerät. Da beginnt man zu reagieren, erst vorsichtig, dann immer heftiger – mal sehen, was dabei am Ende herauskommt. Auf jeden Fall scheint die Unterstützung der Islamisten-Gegner im Augenblick dominant zu sein. Muslime selbst in Extrem-Islamischen Ländern fühlen sich ebenso in der Defensive, weil nun über Islamisten wacher geredet wird – und nun wird nach dem ersten Schock die große Defensive unter dem Motto geführt: Islamisten haben mit dem Islam nichts zu tun. Die meisten Nichtmuslime wollen es wohl glauben, viele glauben es nicht. Was viele Muslime selbst wirklich denken, weiß ich nicht, es zeigt sich aber an Umfragen, dass die Islamisten nicht wenig Zuspruch haben. Von Frankreich und Saudi Arabien habe ich es gelesen. Das Problem ist, dass Muslime ihre Koran+Ahadith-Hermeneutik ändern und durchsetzen müssen, um überall und vor sich selbst glaubhaft zu werden.

Was die Ukraine-Krise betrifft: Sie spaltet wirklich auch Gruppen, die sich in vielen Dingen sonst einig sind. Ist Putin der Böse oder ist der Westen der Übeltäter. Hier prallen die Meinungen hart aufeinander, wobei diejenigen, die Putin als den Bösen deklarieren, in unserer Gesellschaft zumindest politisch und medial die Oberhand haben. Hier sind die Muslime aus dem Schneider. Islamisten zumindest können froh sein, dass diese Auseinandersetzung stattfindet, weil dadurch die Gegner gespalten werden und ein wirklich wirksames Handeln als weltweites Handeln gegen sie nicht stattfindet. Wer sich noch freut? China.

  • Und was ist im Augenblick eigentlich mit den anderen Konflikten, den aktuellen und den schwelenden?
  • Sudan?
  • Islamisten-Boko-Haram in Nigeria und ihre Übergriffe auf Kamerun?
  • Islamisten-Zentralafrikanische Republik?
  • Islamisten in Libyen, Mali und was macht eigentlich Tunesien?
  • Islamisten-Taliban in Afghanistan?
  • China-Japan-Vietnam-Tibet?
  • Russland und Tschetschenien und wo die islamistischen Gruppen dort alle agieren?
  • Armenien und Aserbeidschan?
  • Ostkongo?
  • Islamisten: Somalia mit ihren Übergriffen auf Kenia, Äthiopien?
  • diese Krisen berühren uns nicht sonderlich. Sind weit weg, haben kaum etwas oder nichts mit Israel oder den USA zu tun und mit unserer Regierung schon einmal gar nicht – was sollen also die Protestierfreudigen protestieren? Dass sie viel mit uns zu tun haben – nun denn, das merken die Meisten nicht. Und von daher trennen die Stellungnahmen unsere Gesellschaft auch kaum. Vor ein paar Monaten hat noch die Erwähnung von Brutalitäten der Islamisten in Nordafrika die Gemüter erregt, weil manche sagten: Das hat mit dem Islam zu tun und manche sagten: Das sind Reste vom Kolonialismus, von Kreuzzügen und den sozialen Spannungen. Aber inzwischen hört man da auch nicht mehr so viel davon. Freilich kommt das wieder, wenn die Islamisten-Apologeten sich vom ISIS-Schock erholt haben.

So: Und was sagt eigentlich die UN zu all den Krisen? Hier mal ein wenig, dort mal ein wenig – aber letztlich gar nichts Relevantes. Sie zeigt ihre ganze Ohnmacht. Und man fragt sich: Sollte sie so etwas nicht verhindern? Aber die UN ist nur so gut wie ihre Mitglieder – vor allem, wenn der UN-Chef nicht stark genug ist, um ihnen Paroli bieten zu können. Und so zeigt die UN weltweit, dass sie im Grunde nicht viel zu tun vermag. Kann man, wenn die Krisen vorbei sind, daraus lernen und Grundlagen der UN neu formulieren?

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