Protestantismus vor Zerreißprobe?+Gender

Ich glaube nicht, dass der Protestantismus vor einer Zerreißprobe steht. Es wird nur deutlich, was eigentlich schon immer so war, dass es zwei Hauptströmungen gibt: Die eine will sich allen möglichen Zeitströmungen anpassen, hält zwar an traditionellen Formeln fest – aber prägt sie zeitgemäß um, die anderen wollen davon nichts wissen und halten an den Formeln der Tradition – an ihrem Inhalt fest. Und diese beiden Strömungen knallen immer wieder einmal aufeinander. Dieses Mal angestoßen von dem oberflächlichen EKD-Ehe-Papier, das freilich auch darum so massiv angegangen wird, weil die Homosexualität bzw. das Thema „Ehe“ in den evangelischen Landeskirchen von oben her seit einigen Jahren verändert wurde und durchgedrückt wird – was eben vielen nicht passt.

Die traditionsorientierten Gegner ahnten schon, dass das, was die Gemeinden zunächst freiwillig tun oder lassen durften, irgendwann von allen gefordert werden wird. Und weil dem inzwischen zum Teil so ist, scheinen sich die Verfasser des Papiers zu sicher zu fühlen, dass alle eben so zeitgemäß denken wie sie bzw. sie alle ohne größere Widerstände umpolen können. Damit haben sie die andere Strömung vollkommen vor den Kopf gestoßen: Sie versuchen nachträglich das zu legitimieren, was eigentlich schon von oben in den Landeskirchen durchgedrückt worden war – aber theologisch-biblisch nicht begründet werden kann.

Es wird immer wieder eine gewisse Rücksichtslosigkeit der Zeitgeist-Gruppe deutlich, die mit mehr oder weniger List ihre Sicht von Kirche der Gemeinde aufdrücken will – und eben theologisch nicht begründet. Das Ende vom Lied wird sein: Die verklausulierte Formelsprache wird beibehalten, aber langsamer, vorsichtiger uminterpretiert: http://www.kath.net/news/42021

Und was EKD-Schneider betrifft: Er ist der liebenswerte Herr, der es allen irgendwie recht machen will und dem darum auch die Argumente ausgehen bzw. ein wenig verrutschen. In der katholischen Kirche hat die Zeitgeistkirche in den letzten Jahren eine Zurückdrängung erfahren. Da finden wir gerade das Gegenteil von dem, was wir in der Evangelischen Kirche erkennen. Den jetzigen Papst kann ich noch nicht so recht einordnen, denke jedoch, dass er konservativer ist als sich viele  Zeitgeist-Katholiken denken. Die katholische Kirche muss auch mehr Rücksicht auf die konservativen Gemeinden in aller Welt nehmen. Die kleine deutsche evangelische Kirche ist da für Zeitgeist-Glaubende leichter zu händeln.

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Nachdem Klimakritiker angegangen wurden, werden nun Gender-Kritiker angegangen: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fleischhauer-kolumne-vorsicht-gender-gegner-a-910563.html Hier die Schrift: http://www.boell.de/publikationen/publikationen-gender-wissenschaftlichkeit-ideologie-17784.html

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