Führe uns nicht in Versuchung + Hier irrt der Papst + Bibel gilt für alle Zeiten

Weil uns eine Formulierung nicht passt, können wir doch nicht die Formulierung ändern! Es haben schon eine Menge Menschen darüber nachgedacht, wie man die Bitte im Vaterunser „und führe uns nicht in Versuchung“ verstehen solle. Und nun will der Papst, dass die Formulierung verändert wird? Ich denke, so mächtig ist ein Papst nicht, dass er das Recht hat, in die Überlieferung einzugreifen. Das wäre Amtsanmaßung. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/papst-kritisiert-deutsche-vaterunser-ubersetzung Stellen wir uns einmal vor,

Jesus sagt den Jüngern:
So sollt ihr beten…
Und dann sagt Petrus seinem Herrn:
Nö, Jesus, das geht nun gar nicht. Das verstehen wir nicht. Das musst du umformulieren. 

Petrus war ja schon immer vorlaut – auch in seinen Irrtümern – und er wurde jedes Mal zurechtgestutzt. Manchmal ganz heftig.

Gegen diese Aussage wandte sich übrigens schon Jakobus (1,13).

Ich denke, man muss einfach gestehen: Zurzeit wissen wir nicht, was diese Bitte meint. Ich selbst finde die Lösung plausibel, die sagt: Christen stehen nie unter der Macht des Bösen, sondern immer unter Gott, auch wenn sie meinen, dass das Böse uns von Gott trennen möchte. Auch nicht das Vertrauen auf einen selbst, mit allem zurechtzukommen, ist die Lösung, sondern diese Bitte, die sich Gott anvertraut.

Manches in der Bibel ist vielleicht nicht für uns allein geschrieben worden – sondern auch für Menschen in anderen Situationen. Ich denke da an die Apokalypse des Johannes: In manchen Zeiten spricht der Apokalyptiker den Menschen aus den Herzen, weil sie in schrecklichen Situationen leben, in einer Zeit, aus der heraus auch er gesprochen hat. In manchen Zeiten, in denen es den Menschen gut geht, sie kaum alltägliche Ängste und Repressionen erdulden müssen, rätselt man an den Schreibtischen und den gut geheizten Stuben nur herum: Was meint er eigentlich?

Die Bibel gilt Menschen – so lange es Menschen geben wird. Und sie verändern ist auf jeden Fall Anmaßung. Das bedeutet nicht, dass man sie nicht in die eigene Zeit übertragen darf. Aber: Nicht den so genannten „Urtext“. Nur die Übersetzungen – es geht um Hermeneutik – aber verfälschen dürfen sie auch nicht.

Die Bibel hat ca. 2000 Jahre Christentum überlebt – und wird es auch weiterhin überleben. Eben: Weil sie nicht unter dem Menschen steht, in der Hand des Menschen, sondern der Mensch steht unter ihr.

(Was intensiv erläutert werden wird, wenn ich mehr Zeit habe.)

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