Dresden – Kunst + Vernetzung der Mitte-Menschen

Ich versuche zu verstehen, warum die Proteste gegen die Protest-Kunst in Dresden so heftig sind. Vermutlich sind es mal wieder nur Einzelne (nur 100!), die so tun, als seien sie viele – und das, indem man möglichst radikal und rigide auftritt. Aber was bezwecken sie damit – wenn es sich denn nicht einfach nur um emotional Empörte handelt, sondern um eine Gruppenveranstaltung? http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/dirk-hilbert-verteidigt-mahnmahl-zur-bombardierung-von-dresden-14864118.html Aufmerksamkeit zu erheischen, vermute ich. Man kann ja dagegen sein, dass das Erinnern an die Opfer von Dresden mit dem Schlachtfeld Syrien verbunden wird. Aber das kann man ja auch leise tun und muss es nicht als Kampfansage gegen Andersdenkende nutzen, die meinen, sie müssten Dresden und Syrien miteinander verknüpfen, weil es in Syrien derzeit so schlimm zugeht.

Das ist heute das Hauptmerkmal so mancher, die sich ideologisch an gesellschaftspolitischen „Diskussionen“ beteiligen. Und je rigider sie vorgehen, desto gewisser sind sie sich der Abwehrhaltung anderer Aktivisten. Und so schaukeln sie sich gegenseitig hoch, die Extremisten. Wenigen gibt man medial viel Raum – möglicherweise dazu noch aufbauschend. Schreckt man damit vor diesen Ideologen ab – oder verschafft man ihnen dadurch erst recht Publicity?

Wie kann sich eine Gesellschaft davor schützen, dass sich Ideologen von rechts und links gegenseitig aufschaukeln? Ich denke, das wird die große Diskussion der Zukunft sein. Denn Verschweigen hilft ja nichts. Die Menschen der Mitte geraten immer mehr zwischen die Mühlsteine der linken und rechten Extremisten.

Über Parteigrenzen hinweg muss man sich gegenseitig vor solchen Ideologen schützen. Wir haben das Phänomen, dass die Extremisten sich gegenseitig unterstützen, schützen, sich die Bälle zuwerfen. Aber die Menschen der Mitte sind bald wie die Gnu-Herden: Sie tun sie nichts, um Gefährdeten zu helfen, sondern schauen nur blöde zu, wie Einzelne gerissen werden. Die Mitte-Menschen müssen einander Partei übergreifend schützen – damit die Demokratie nicht in die Fänge der Extremisten gerät.

Die augenblickliche Situation unserer Gesellschaft lässt mich ziemlich ratlos zurück – eben weil ich sehe, dass Extremisten sich gegenseitig hochschaukeln – und Mitte-Menschen in ihren Sog hineinziehen.

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Noch eine Anmerkung: Auch wenn die Busse in Syrien von einer IslamistenGruppe aufgestellt worden sein sollten, um wen oder was auch immer zu schützen – und wenn sie hier keine Parteinahme für Islamisten sein sollen, sondern die Inspiration für ein eindrucksvolles Kunstwerk, das an Opfer, die geschützt werden sollten, erinnern soll, dann sollte man das tolerieren. Der Zeitpunkt mag unklug sein, weil er den Ernst der Erinnerung an die Opfer Dresdens nimmt – aber kann es nicht auch sein, dass es den Blick auf die Opfer wieder deutlicher ins Bewusstsein ruft? Dass auf diese Weise die ritualisierte Erinnerung aufgewertet wird? Muss man das als Verdrängung der eigenen Geschichte sehen?

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