Mahnwache Berlin + Islam gehört zu Deutschland

Die Mahnwache in Berlin, zu der muslimische Verbände aufgerufen haben, war nicht, wie ich zuerst dachte, eine Demonstration von Muslimen gegen den islamistischen Terrorismus, sie war ein demonstrativer Zusammenschluss von ein paar Menschen, die eine Zusammenarbeit, ein Miteinander anstreben (sehr viele waren, wie die Tagesschau kurz zeigte, nicht anwesend). Wenn man es so sieht, war diese mediale Aktion gut. Und ich denke, sie ist auch gut, obgleich man weiß, dass der Alltag wieder eine ganze Menge Auseinandersetzungen mit sich bringen wird. Gut darum, weil man dadurch hofft, sich in kritischen Situationen über die Unterschiede hinweg, aufeinander verlassen zu können.

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Gehört der Islam zu Deutschland – oder gehören Muslime zu Deutschland?

Der Islam als Islam hat Deutschland bislang nie geprägt. Man kann natürlich sagen – wie ich es neulich im Blog hatte – dass die Zahnbürste eine Mohammed-Erfindung sei (was nicht stimmt – aber man kann es sagen) – doch damit hat nicht der Islam Deutschland geprägt. Historisch spielte der Islam höchstens insofern eine Rolle, dass man gemeinsam versuchte, sich vor ihm zu schützen. Fast 1000 Jahre lang.

Dass allerdings Muslime eine Realität in Deutschland sind und beginnen, Deutschland zu prägen, das ist klar (wobei sich die Frage stellt: Ist das die Islamisierung oder nicht?), insofern sagt Merkel ja auch, sie sei Kanzlerin aller, die längere Zeit in Deutschland leben. Sie macht in ihrer Verallgemeinerung eine politische Äußerung – natürlich auch im Zusammenhang des Paris-Attentates und im Zusammenhang des Besuchs von Davutoglu – aber durch die Präzisierung (ich bin Bundeskanzlerin)  relativiert sie das. http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/konservative-geben-kanzlerin-kontra-merkel-spaltet-mit-islam-bekenntnis-die-union/11223382.html Merkel ist nicht so naiv, sie weiß genau, was sie sagt und wie sie es sagt. Entsprechend sagt auch Bouffier nichts anderes, wenn er sagt: Der Islam ist eine Realität in Deutschland – als er einmal gesagt hat: Der Islam gehöre nicht zum Fundament Deutschlands. Das ist kein Widerspruch. Das sind nur Formulierungen, die zur jeweiligen Zeit politisch opportun sind.

Eine gewisse Gerissenheit in der Formulierung erkannte man auch im Kommentar von Ulrich Deppendorf in der Tagesschau, der in seinen Kommentar zur Mahnwache kurz einflocht:  Das war das friedliche Gesicht des Islam. http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-54413.html Es wurde wohl auch sonst nicht mit freundlicher Kritik gespart: „Ein friedlicher Islam sei in Berlin zuhause,… doch er wünsche sich, `dass das noch sichtbarer wird´“ (Müller) Abraham Lehrer vom Zentralrat der Juden wendet sich gegen Radikalisierung des Islam und es gelte „mäßigend auf die Auslegung des Koran einzuwirken“.

Aber all diese Ermahnungen zeigen, dass man von einer Reformierbarkeit des Islam ausgeht. Wenn man nur sagt: Alles gut im Islam – dann hat man im Grunde resigniert und man traut dem Islam keine Reformierbarkeit zu.

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