Jeder dritte Jurastudent soll für die Einführung der Todesstrafe sein: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-10/todesstrafe-juristen-studie-deutschland
Das ist natürlich empörend – und wird auch entsprechend kommentiert. Nur: Wenn Argumente zählen – dann muss man diesen Studierenden auch mit Argumenten kommen. Ich habe darüber vor kurzem geschrieben: http://blog.wolfgangfenske.de/2014/06/21/todesstrafeverbrechen/
Ich gehe an dieser Stelle mit Karl Barth: Die Todesstrafe ist von Christen abzulehnen. Jesus Christus starb für die Sünder. Und jeder Sünder ist potentieller Christ, wenn er denn umkehrt und Liebe lebt. Von daher sind solche Aspekte zu vertiefen. Freilich gibt es auch Menschen, bei denen Umkehr kaum möglich scheint, weil sie psychisch vollkommen desolat sind. Aus christlicher Sicht sind eben andere Wege zu beschreiten, nicht die der Todesstrafe. Ich weiß, dass in den USA anders argumentiert wird – aber eben eines nicht: christologisch.
Ich finde, ein Umdenken ist in Gang gekommen. Menschen stellen auch gute und richtige Errungenschaften in Frage. Die Generation, die christliche Traditionen in Frage gestellt hat, sieht sich nun damit konfrontiert, dass auch ihre Sichtweisen in Frage gestellt werden. Und nun müssen sie Argumente finden – und haben keine, weil die Entscheidungen emotional waren und nicht rational. Wenn religiöse Argumente wegfallen, dann müssen die Säkularisten neue Argumente finden – und das merken sie nun, das ist sehr schwer. Und sie beginnen, Themen zu tabuisieren, weil sie eben keine Argumente haben, denn die religiösen Argumente sind ja weggetreten worden. Und nun zappeln sie herum.
Nur eine Frage, wie stehen unsere Zeitgenossen zu diesem Artikel, in dem der Großvater seine Tochter vor drei Vergewaltigern gerettet hat: indem er auf die Verbrecher geschossen hat? Sie konnten verletzt fliehen, einer starb. Gut? Schlecht? http://www.focus.de/panorama/welt/leg-dich-nicht-mit-opa-an-grossvater-bewahrt-enkelin-vor-drei-vergewaltigern_id_4230615.html Dann denken wir an den betagten Herrn, der in Deutschland auf Einbrecher geschossen hat – und nun nach langem Drängen der Angehörigen verurteilt wurde. Gut? Schlecht?
Es müssen Argumente gegen das Gefühl gefunden werden – und dann hat man es äußerst schwer. Religion schafft das eher als die rationalen Säkularen, denen die Argumente eben ausgehen. Religion kann eine Balance halten zwischen Emotion und Ratio.
Aber die Säkularen werden es schaffen. Da bin ich mir sicher. Hoffentlich mit Argumenten und nicht mit Denk- oder Redeverbot.
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