Das Hiob-Buch ist faszinierend.
Es legitimiert die Klage, die heftigste Klage gegen Gott, die man sich denken kann – Gott gibt ihr Recht, gegen diejenigen, die Gott wohlwollend verteidigen.
Hiob ruft Gott gegen Gott an – den fremden, unverständlichen Gott gegen den Gott, der erlöst, befreit, nahe ist. Wie Christen interpretieren: Hiob lässt ein klein wenig Jesus Christus erblicken.
Das Hiob-Buch weist darauf hin, dass man Gott vom Hörensagen kennt, dass man überhaupt nichts von Gott versteht. Erst dann, wenn Gott sich selbst zeigt, dann erkennt man nicht nur Gott, sondern im Licht Gottes auch sich selbst, seine Arroganz, seine Selbstgefallsucht, seine Selbsterhebung über Gott – auch in der Klage, so brutal es klingt.
Das Hiob-Buch weist darauf hin, dass der Mensch ganz klein ist, Spielball Gottes – es weist darauf hin, dass der Mensch ganz groß ist: Gesprächspartner Gottes.
Einer sagte mir: Ich mag Gott nicht. Er sagt immer: Ich, ich, ich, ehrt mich, folgt mir, gehorcht mir! Warum gefällt uns Menschen dieser Gott nicht? Weil wir denken, wir sind die Größten – und dann hassen wir es, wenn Gott uns zu verstehen gibt: Hey, Mensch, du bist es nicht, ich bin auch noch da!
Doch als Hiob Gott selbst in seiner Zuwendung erkannt hat, da erkennt er auch sich selbst in seiner Relation zu Gott. Wir können viel über Gott denken – der menschlichen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, in welche Richtung auch immer.
Doch wenn Gott sich selbst zeigt, bleibt uns, wie dem ungläubigen Thomas und eben auch Hiob, nichts anderes übrig als staunend, als Erkennende, auszurufen: Mein Herr und mein Gott! (Johannesevangelium 20,28: http://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes20
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