Kurt Tucholsky (1890-1935) war ein genialer Spötter, Journalist, ein wacher Beobachter der Politik und der Menschen seiner Zeit.
Kurt Tucholsky würde sicher heute sehr schnell Besuch kriegen. Wenn man bedenkt, was er alles so geschrieben hat. Vor ein paar Jahrzehnten war er noch Idol der Linken unseres Landes:
Er bezeichnet den Vater Staat als „unehrlichsten aller Strichjungen“.
Oder: „Vater Staat hält dem Kind Untertan eine bunte Puppe vor, etwa einen Polizisten mit weißen Signalärmeln, damit es stille sitzt, während ihm einer in den Taschen umherwirtschaftet.“
Oder: „Die Minister vermehren sich wie die Sandflöhe – wo gestern noch keiner gewesen ist, da steht heute ein ganzes Ministerium: mit Ministerialräten… und wenn einer glaubt, dass dort keine produktive Arbeit geleistet werde, so darf er die Reinmachefrauen nicht vergessen.“
Oder: Eher, liebe Frau, bricht sich einer das Bein, der auf einen Stuhl steigt, als dass einem deutschen Minister etwas passiert, und wenn er noch so viel Böses angerichtet hat. Es ist das gefahrloseste und das verantwortungsloseste Metier von der Welt.“
Oder: „Alle Herrscher halten ihre Beherrschten für eine andere Rasse.“
Ich muss natürlich sagen, dass ich mir diese Worte nicht zu eigen mache – das gehört heutzutage irgendwie zur kritischen Gattung dazu. Spaß beiseite: Er war schon extrem in vielem. Es ist verständlich, wenn Menschen nicht seinen Ansichten folgten. Aber er war mutig. In gewisser Weise. Das Gefängnis hat er auch gemieden, blieb lieber im Ausland.
Die Zitate stammen aus dem Buch: Christine M. Kaiser (hg): Kurt Tucholsky für Boshafte. Handreichung zum Gemeinsein, Insel-Verlag 2011 (insel Taschenbuch).
Übrigens hat Steinmeier in einer Rede zum 125. Gedenken seines, Tucholskys, Geburtstages gesagt: „Zu einer offenen Gesellschaft zählt, dass wir Meinungsverschiedenheiten aushalten.“ Er war nicht nur Kritiker der Nationalsozialisten (was meistens hervorgehoben wird), er war auch als Mitglied der USPD – einer sozialistischen Abspaltung der SPD – Kritiker der SPD. Und so wollte er mit spitzer Feder die Politik beeinflussen, damit sich die Politik des Landes ändert. https://kritische-tiermedizin.de/2015/Kurt_Tucholsky_und_die_SPD.pdf
Als Ignaz Wrobel schreibt er: „Wir sind Landesverräter. Aber wir verraten einen Staat, den wir verneinen, zugunsten eines Landes, das wir lieben, für den Frieden und für unser wirkliches Vaterland: Europa.“
Was würde er heute zum Europa von der Leyens / Brüssels schreiben?
Im schwedischen Exil resignierte er. Es ist wahrscheinlich, dass er Suizid begangen hat.
„Jedes Land ist eine große Kinderstube.“
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