Wort zum Tag + Rosemontag: Verkleidungen + Mathematiker und Unendlichkeit + Miss-Germany-Finalistin und Kirche + Grüne Teuergie + Lästige Warnereien + Kindesmisshandlung + Kunst von Missbrauchstätern

Wort zum Tag

Menschen können nicht vor Verletzungen
durch andere und sich selbst geschützt werden.
Darum muss man ihnen helfen,
mit Verletzungen so umgehen zu können,
dass sie diese überleben und daran wachsen.
Sonst werden sie zu Sklaven der Verletzungen gemacht.

Rosemontag: Verkleidungen

Verkleidungen. Ein beliebtes Spiel des spielerischen Menschen. Bierernste können das nicht verstehen und sehen hinter allem finsterste Verschwörungen. Wer sich als – traditionell gesprochen – Indianer verkleidet, verniedlicht Völkermord? Da es keine Indianer gibt (die ja nicht mit Native Americans verwechselt werden dürfen), kann man sich auch so verkleiden, wie es Phantasie-Indianer tun. Nun denn: ich als Fastnachtsmuffel wünsche allen einen guten Rosemontag. https://www.t-online.de/region/muenchen/id_100129808/historiker-ueber-karneval-kostueme-wie-indianer-verniedlichen-voelkermord-.html

Mathematiker und Unendlichkeit

Ein christlicher Mathematiker zum Thema: Unendlichkeit – die Schönheit der Mathematik und der Welt https://www.pro-medienmagazin.de/beutelspacher/

Miss-Germany-Finalistin und Kirche

Was hat die Finalistin mit Kirche zu tun? Das lesen wir hier: https://www.pro-medienmagazin.de/ich-moechte-gerne-eine-stimme-fuer-die-kirche-sein/

Grüne Teuer-gie

Die grüne Energie wird viel teurer sein – und das lesen wir sogar in der taz! Neulich war sie schon kritischer als die Grünen es mit Freude sehen. Und jetzt schon wieder! https://taz.de/Oeko-Energie-zu-teuer/!5912869/ Man muss sie loben!

Lästige Warnereien

Die Regierungen werden nicht gewählt, damit sie ständig andere konkurrierende Mächte warnen. Sie werden gewählt, damit sie nach Frieden trachten. Diese ständige Warnereien zeigen nur Arroganzen, zeigen wie bei den Hirschkäfern ein Aufplustern angesichts des Konkurrenten. Allerdings bei Menschen mit ihren Waffen gefährlicher. Ehrlich gesagt: es wird lästig, diese ständige Drohgebärde. Verhandelt miteinander, schließt Kompromisse, das erwarten die Wähler (wenn sie nicht gerade Aktien von militärischen Firmen haben): https://www.youtube.com/watch?v=WNhgNh9dr6A

Kindesmisshandlung

Ja, verbale Gewalt kann Kindern schaden wie körperliche und sexualisierte Gewalt. https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/emotionale-psychische-gewalt-misshandlung-101.html

Alles kann schaden: zu locker mit dem Kind umgehen, zu streng mit dem Kind umgehen, leger mit dem Kind umgehen, als ganz normaler Mensch mit dem Kind umgehen, drohen und warnen, erpressen – alles kann falsch sein. Alles kann falsch sein – es muss aber nicht alles schaden. Von daher: Es gibt kein richtig, kein falsch im normalen Umgang miteinander, weil wir die Zukunft nicht absehen können, nicht ins Kind hineinschauen können. Kinder müssen erzogen werden, auch um in der Welt bestehen zu können. Jede und jeder sollte das so machen, wie es ihm / ihr möglich ist. Ohne auch sich selbst aufzugeben. Es sind immer Aushandlungsprozesse in Beziehungen notwendig. In die darf nur einer eingreifen, wenn kontinuierliche Unmenschlichkeit eklatant ist. Erwachsene sind auch keine Alleskönner. Sie haben eine Psyche, haben Erfahrungen, kennen Leiden, Überforderungen. Kurz: sie sind keine programmierten Roboter-Nannys. Manchmal habe ich den Eindruck, dass es manche darauf absehen, Eltern zu überfordern.

Bevor nun aber auch hier gesetzlich eingegriffen wird: Ein ganz normaler menschlicher Umgang mit dem Kind muss gegeben sein. Was das allerdings konkret heißt, das muss der jeweilige oder die jeweilige entscheiden. Institutionalisierte Erziehung schadet auch – für den Fall, dass einer meint, man müsste die Kinder den Eltern wegnehmen, weil staatlich besoldete Erzieherinnen alles besser machen.

Kunst von Missbrauchstätern

Ich denke, das ist eine äußerst schwere Fragestellung. Als Kunstgenießer möchte ich eigentlich gar nicht wissen, wer von den großen Künstlern in Missbrauch welcher Form auch immer verwickelt war. Das vor allem auch mit Blick auf das komplizierte Gaslighting bzw. nicht in dieser negativen manipulierenden Form, sondern auch in der positiven manipulierenden Form. Mit Versprechen, Lob usw. (gibt es dafür auch einen Begriff?): ich werde als Künstler berühmt – und du durch mich auch!

Ich denke da zum Beispiel an die wunderbaren Skulpturen von Rodin – und das traurige Schicksal von Camille Claudel. Es ist wohl selten, dass ein Künstler seine Muse findet und die miteinander ununterbrochen harmonieren, oder eine Künstlerin die männliche „Muse“. Es sei an Caravaggio erinnert – also es war schon immer eine Frage: Was verzeiht man einem Künstler? Oder wie sieht es mit Architektur aus? Muss ein bewundernswerter Architekt moralisch einwandfrei sein? Wie sieht es aus mit Filmemacher? Es sei an die Auseinandersetzung um Polanski erinnert, für den sich ein Opfer eingesetzt hat – aber dann nach Jahrzehnten weitere Vorwürfe anderer laut wurden. Sind die Filme schlecht, die Dieter Wedel drehte, oder es sei an die äußerst komplexe Auseinandersetzung – das ganze Hin und Her um Woody Allen erinnert. (Wie sieht es aus mit Opfern bzw. Menschen, die sich später als Opfer definieren, berühmter Sänger? Mögen sie die Kunst weiterhin? Kann das überhaupt pauschal gesagt werden? https://www.musikexpress.de/der-kuenstler-das-arschloch-wie-sexuelles-fehlverhalten-unser-kunstverstaendnis-aendert-966141/)

Dieses Thema wird jedoch massiver, wenn es sich mit den Tätern um Glaubensmänner handelt, vor allem dann, wenn sie angeben, in der Nachfolge Jesu zu stehen: https://www.katholisch.de/artikel/43530-kunstwerke-von-missbrauchstaetern-eine-toxische-zumutung Es müsste noch die Frage nach wahrer, echter Reue gestellt werden. Trotz dieser müsste zumindest der Täter rechtlich aus dem Verkehr gezogen, das heißt zudem aus dem kirchlichen Dienst entfernt werden. Wie mit ihm und dessen Kunst (Bilder, Texte) in der Kirche umgegangen wird, muss dann mit den Opfern geklärt werden. Aber wenn die Kirche ihn einfach so aus welchen Gründen auch immer freispricht, oder überhaupt nicht die Opfer zur Kenntnis nimmt, dann hat sie ihre Basis verloren. Was nichts darüber aussagt, wie mit dem Künstler in zig Jahrzehnten umgegangen werden kann: Wird die Kunst als Kunst anerkannt oder nicht.

Ich bin der Meinung, dass Kunst eine eigene Größe ist, sodass von dem Künstler bzw. der Künstlerin abstrahiert werden muss. Sonst wären wahrscheinlich die Museen leer, nicht nur mit Blick auf Missbrauch, sondern auch unter der Perspektive der Weltanschauungen, der Kriege, Anbiederungen an grausame Herrscher, aus der Perspektive gegenwärtigen bzw. christlichen Moral-Vorstellungen – oder bei Philosophen der Antike deren damals gängige Pädophilie und Sklavenhaltung. Dreck hat wohl – je nach Maßstab – jeder irgendwie am Stecken. Gebrochene „Liebesschwüre“, es sei auch an Goethe und sein Umgang mit Frauen gedacht… (Es kann freilich gesagt werden, dass gebrochene Liebesschwüre usw. nicht vergleichbar sind mit Gaslighting. Doch: Für das jeweilige Opfer dürfte kaum eine Differenzierung hilfreich sein: Ich wurde verletzt! Das zählt, durch wen und wie auch immer.) Beziehungen und menschliche Psychen sind äußerst komplex. Wobei ich nicht der Meinung bin – das ist selbstverständlich – dass ein Künstler kriminelle Narrenfreiheit haben darf. Es geht um die Beurteilung der Werke.

Wichtiger als die leeren oder vollen Museen ist, dass Werke von Künstlerinnen und Künstlern Menschen ungeheuer viel geben können. Sie leben damit, sie bekommen Orientierung und Halt, sie nehmen die Welt aus neuen Perspektiven wahr. Darum, weil die Werke Menschen erheben, darum sind sie stärker zu beachten als der Künstler selber. Vielleicht geschieht das ja auch nur aufgrund ihres unmoralischen Verhaltens – wer weiß das schon. Wenn sie nicht zu Unmoralischem auffordern, sind die Werke – wenn man nichts vom Autor selber weiß – autonom. Auch wenn ich zum Beispiel Brecht als Mensch ich muss schon sagen, sorry, widerlich finde, kann ich doch einzelne seiner Werke sehr schön und hilfreich finden.

Aber mit Blick auf Kirche wäre das zu einfach, weil, wie in dem Beitrag geschrieben, Opfer evtl. in Kirchen mit der Kunst konfrontiert werden könnten und Schaden nehmen könnten am Glauben. (Wobei ich freilich nicht weiß, ob auch Opfer an der Kunst als Kunst Gefallen und sie sich selbst als Teil des Werkes finden könnten – aber das ist wohl von Mensch zu Mensch verschieden.) Obgleich zu sagen ist, dass der Glaube nie von Menschen abhängig gemacht werden darf. Im Raum der Kirche muss ein strengerer Maßstab angelegt werden, wenn sie nicht unglaubwürdig werden will.

Was mir an dem Beitrag sonderbar vorkommt, die Verbindung zur Mystik. Es ist klar, wenn die Schönheit als eine Art Gottheit angebetet wird und aus der Schönheitsmystik Missbrauch folgt, dann ist bei diesem „Mystiker“ diese zu durchleuchten. Aber Mystik insgesamt damit verbinden – der Vorwurf ist soweit ich sehe unbegründet. Da wird sozusagen nicht nur der Künstler abgelehnt, auch sein Werk und gleich eine ganze Richtung. Das geht zu weit. Hat mit der Buntheit der Menschen, der Vielfältigkeit des Lebens, individuellen Irrtümern und Abwegen nichts mehr zu tun, sondern nur mit Theorie, der Spirituelles in intensiver Form suspekt ist, und ist aufgrund der leicht erkennbaren Undifferenziertheit schon fast ideologisch zu nennen.

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