Platons (428/7-348/7 v. Chr.) Traum

Platon Politeia/Staat: Buch 5 (übersetzt und hg. v. Karl Vretska, Reclam, Stuttgart, durchgesehene Ausgabe 1982 [UB 8205]) (Zwischenüberschriften und kursiv von mir.): Ziel ist es nicht, einfach nur zu herrschen und Menschen zur Schafherde zu degradieren. Ziel ist es, alle im Staat glücklich zu machen, das Glück der Individuen zu fördern. Die Philosophenherrscher wissen, was die Menschen glücklich macht, was ihnen gut tut – also handeln sie zum Glück und Wohl der Menschen, wenn sie sie zu ihrem Glück zwingen.

Ziel und Vorgehen der Herrscher

„Du – nun als Gesetzgeber wirst, wie du die Männer ausgewählt hast, so auch die Frauen auswählen und möglichst gleichartige ihnen zuführen. Da sie nun gemeinsame Wohnungen und Mahlzeiten haben – da keiner einen Privatbesitz hat -, werden sie gemeinsam leben und, da sie sich gemeinsam im Gymnasium und bei der übrigen Ausbildung aufhalten, vom angeborenen Trieb zur geschlechtlichen Gemeinschaft geführt werden…“ „Allerdings!“ „Aber nun weiter, mein Glaukon, (freies) Verkehren oder anderes dieser Art widerspricht der heiligen Ordnung im Staat der Glücklichen, noch werden es die Herrscher erlauben.“ … (Am Beispiel Tierzucht wird die Zucht guter Menschen dargestellt.) „Deshalb: Unsere Herrscher werden häufig Trug und Täuschung anwenden müssen zum Vorteil der Beherrschten. Und all dies ist, wie wir sagten, nutzbringend wie eine Arznei.“ „Und mit Recht!“… „Nach unseren Ergebnissen müssen die besten Männer mit den besten Frauen möglichst oft zusammenkommen, umgekehrt die schwächsten am wenigsten oft; die Kinder der einen muss man aufziehen, die andern nicht, wenn die Herde möglichst auf der Höhe bleiben soll. Das alles muss aber geheim bleiben, außer bei den Herrschern, soll die Herde der Wächter möglichst ohne Hader leben.“ „Sehr richtig!“

Strategischer Einsatz der Kultur und Aufgabe der Ämter

„Also müssen wir Feste und Opfer einrichten, bei denen wir Bräutigam und Braut zusammenführen, und unsere Dichter müssen passende Lieder dichten für die kommende Hochzeit. Die Zahl der Hochzeiten überantworten wir den Herrschern, damit sie die Zahl der Männer möglichst auf gleicher Höhe halten; dabei haben sie auf Krieg, Krankheiten und dergleichen Rücksicht zu nehmen; denn unser Staat soll, wenn möglich, weder zu klein noch zu groß werden.“ „Richtig!“ „Geschickte Auslosungen müssen angeordnet werden, damit jener Schwächling bei jeder Paarung dem Zufall, nicht den Herrschern die Schuld gibt.“ „Ganz gewiss!“… „Den besten unter den jungen Männern in Krieg und Frieden ist neben Ehrengaben und anderen Preisen auch reichlicher Gelegenheit zum Verkehr mit Frauen zu geben, damit diese unter solchem Vorwand möglichst viele Kinder zeugen.“ „Richtig!“ „Um die jeweils geborenen Kinder nehmen sich dann die Behörden an, die dazu bestellt sind; sie bestehen aus Frauen oder Männern oder aus beiden gemischt – denn es gibt auch Ämter, die Männer und Frauen  gemeinsam führen.“ „Ja!“ „Sie übernehmen die Kinder der Tüchtigen und bringen sie in eine Anstalt zu Pflegerinnen, die abseits in einem Teil des Staates wohnen; die Kinder der Schwächeren oder irgendwie missgestaltete verbergen sie an einem geheimen und unbekannten Ort, wie es sich gehört. Wenn anders das Geschlecht der Wächter rein erhalten werden soll!“…

Strategischer Einsatz der Religion

„Wenn also ein Älterer oder ein Jüngerer (sc. als von den Herrschern erlaubt) sich an der Zeugung für den Staat beteiligt, dann werden wir dies als einen Fehltritt gegen Sitte und Recht bezeichnen; denn er setzt für den Staat ein Kind in die Welt, das – wenn es geheim bleibt geboren wird nicht unter Opfern und Weihen, die bei allen Hochzeiten Priesterinnen und Priester und der ganze Staat beten, auf dass aus Guten Bessere, aus Wertvollen immer Wertvollere als Nachkommen hervorgehen, sondern das im Dunkel Gezeugt ist Kind übler Lustgier.“… „Und dies alles erst, nachdem wir ihnen befohlen haben, eine Frucht womöglich überhaupt nicht austragen zu wollen, wenn sie empfangen ist; wird sie aber trotz allem geboren, dann ist sie so zu behandeln, als ob für ein solches Kind keine Pflege vorhanden wäre.“

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