Einfach

Ein Glaube, der meint, Gott und die Welt erklären zu können, ist langweilig. Langweilig, wie ein Roman, der eigenen Bildern und Erfahrungen keinen Raum lässt.

Ein Glaube, der Gott auf ein leicht verständliches Irgendwas reduziert, ist langweilig und falsch. Langweilig und falsch, wie ein Mensch, der meint, einen geliebten Menschen, das Geheimnis, mit einem Satz leicht und locker charakterisieren zu können.

Ein Glaube, der meint, er durchschaue sich selbst, leicht erklärbar, ohne Staunen, ohne Fragen, ohne Rätsel, ohne Spannung – was ist das? Was – ist das?

*

Abraham hatte seine Ecken und Kanten.
Jakob hatte seine Ecken und Kanten.
David war zum Teil unausstehlich.
Die Propheten – wer kann sie schon ganz verstehen?
Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Amos – sonderbar, sonderbar.
Die Psalmsänger wurden liebevoll entstachelt.
Und dann kommt Jesus Christus.

Und dann kommt Jesus Christus.
Was haben wir vielfach aus ihm gemacht?
Einen – keiner leichtgängiger als er:
Kantenlos, breiig, freundlich lächelnd redselig.
In den Evangelien wehrt er sich heftig dagegen,
durch Wunder, unverständliche Worte, Leiden, Kreuzestod, Auferstehung.
Wer versteht? Wir schütteln den Kopf. Gehen weiter. Achselzuckend.

Und dann kommt Jesus Christus.
Dann kommt Jesus Christus in das Leben.
In das Leiden. In die Depression. In die Krankheit. In den Krieg. In die Sorgen.
Wir fragen den im dunklen Leben Unerwarteten,
wir staunen den kantenlosen Nichtssagenden an:
Was machst Du denn hier? Wirklich, Du hier?
Und dann kommt Jesus Christus. Er sagt: Ja. Ich bei Dir.

Datenschutzerklärung: https://www.wolfgangfenske.de/ ; http://blumenwieserich.tumblr.com/

KategorienAllgemein