Junge gegen Alte – Alte gegen Junge

Wenn wir die Auseinandersetzung innerhalb der taz-Redaktion beachten und derer in der New York Times, dann ist dieser Beitrag spannend. Und zwar Wolfgang Jung beschreibt in seiner Dissertation („Erzählung als Verkündigung“. Der Auftrag der geistlichen Dichtung in „dürftiger Zeit“ dargestellt an Leben und Werk Siegbert Stehmanns) ein Stück des Dichters Stehmann (der 1945 im Alter von 32 Jahren im Krieg gestorben ist). In diesem Stück geht es auf der einen Seite um die Bekennende Kirche (also den Alten) die sich gegen das nationalsozialistische Regime engagiert hat – auf der anderen um die Jungen, als die sich die nationalsozialistische bzw. bolschewistische Bewegungen jeweils ansahen.

Um den Weg der Erneuerung geht es Stehmann in einem theopoetischen Sprechstück mit dem Titel „Begegnung. Ein Präludium“ (Nr. 1452, v. 10.3.36). Es begegnen sich auf der einen Seite die Kräfte, die mit revolutionärer Gewalt eine neue Zeit schaffen wollen („Chor der Frühen“), auf der anderen Seite diejenigen, die, auf Gott vertrauend, eine neue, menschenwürdige Zeit erhoffen („Chor der Späteren“). In einem Wechselgespräch, der griechischen Tragödie nachempfunden, werden die unterschiedlichen Positionen verdeutlicht. Einige Andeutungen dazu: Nachdem der „Hüter“ (Gott) die Zeit als vom Untergang bedrohte charakterisiert hat, klagen die „Späteren“ ihre Gegner an, das von ihnen mit verursachte Unheil nicht wahrhaben zu wollen. „Lange habt ihr gedacht, als andere schrien, die besser gewacht.“ Die „Frühen“ sind überzeugt von ihrer Sendung, die Welt bewohnbar gemacht zu haben, indem sie der „kranken Erde“ alles Krankhafte entrissen zu haben glaubten und sie für die Menschen heimatlich gemacht hätten. Ihnen geht es um die „Vollendung des Seins“, so sei das Gebot der Stunde: „Wir kennen nur ein Gebot: Glut und wieder Glut! Sonnenflammen der Welt!“ Sie wehren sich gegen den Vorwurf, dem Tod den Einzug ermöglicht zu haben, sie wollen die absolute Revolution, denn nur hier läge die Zukunft. „Taucht eure Fackeln wie wir in die strahlende Röte.“ Und mit deutlicher Anspielung läßt Stehmann sie sagen: „Hier ist nicht Ahnen! Im Feuerbann flattern die Fahnen aufjauchzend voran!“ Der Ruf nach Stille und nach Gott wird belächelt.
Die „Späteren“ verweisen dagegen auf die alles umspannende göttliche Gegenwart. „Weh den Gewalten, die der Wenigen Traum in Ketten halten! Gottes Raum ist über den Träumenden.“ So habe es viele bittende und mahnende Stimmen gegeben, die aber ungehört verhallt seien. Der Vernichtungswille der Machthaber, der den Menschen die Geborgenheit nimmt, verbreitet allgemeine Furcht und läßt ängstlich nach dem Kommenden fragen, denn die „Heimat liegt im Dunst“, das „Herz ist matt“.

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