Woody Allen

Woody Allen hat eine Autobiographie geschrieben, die möglicherweise in den USA nicht gedruckt werden wird, weil die ungeklärte Beschuldigung im Raum steht, er habe seine Adoptivtochter sexuell missbraucht. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/verlag-verzichtet-auf-woody-allen-biografie-16667895.html

Verlage dürfen sich nicht einschüchtern lassen. Wenn Verlage sich einschüchtern lassen, dann sind sie Spielball aller möglichen Gruppen.

Die Diskussion um den Regisseur Polanski: Kann ein Film dieses Regisseurs einen Preis bekommen, wenn er wegen Vergewaltigung(en) beschuldigt wird? https://www.welt.de/kultur/kino/article206228091/Cesars-Empoerung-als-Polanski-den-Preis-gewinnt.html

Diese Diskussion betrifft in der Vergangenheit zum Beispiel Heidegger: Ist er als Philosoph noch zitierbar, wenn er den Nationalsozialisten nahe stand? Sie betraf Nietzsche: Ist er zitierbar, weil Nationalsozialisten sich auf ihn beriefen? (Heute nähert man sich ihm wieder bewundernd und apologetisch, wie ich meine, an.) Man bedenke auch das Hin-und-her von Anerkennung – Missachtung – Anerkennung von Ernst Jünger. Manche müssen – soweit ich mich erinnern kann – dieses nicht durchlaufen, wie Bert Brecht und seine zeitweise Nähe zum Sowjet-Kommunismus – betrifft auch andere Linke, wie z.B. Jean-Paul Sartre. (Kritik schon – aber nicht diese harte disqualifizierende Ablehnung bis dahin, dass sie mundtot gemacht werden sollten.) Hieran sieht man eben die zeitbedingtheit der jeweiligen Ablehnungen und Beachtungen. Wen ich auch in die Diskussion einwerfen möchte, einen anderen sehr berühmten Menschen: Ernst Moritz Arndt. Der aus nationaler Gesinnung massiv gegen die Franzosen agitierte – in einer Zeit, in der Napoleon Europa mit Krieg überzog – und E.M.A. das zum Vorwurf gemacht wird, dass er gegen Fremdherrschaft eintrat. Darf eine Universität heute noch nach ihm benannt werden – obwohl er auch gegen die Leibeigenschaft gekämpft hatte? Und so wurde aus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität eine Universität ohne Ernst-Moritz-Arndt. Kommunisten haben unliebsame Personen gebannt, Nationalsozialisten haben unliebsame Personen gebannt – und so bannen auch wir demokratisch Gesinnten unliebsame Personen. Ist natürlich was anderes, wenn wir es tun.

Grundsätzlich: Wieweit sind Werke von Taten oder Gesinnungen zu trennen? Diese Diskussionen wird es wahrscheinlich geben, so lange es Menschen gibt, je nach Zeit und den Fragestellungen, die ihr wichtig sind. Manche achten auf die Werke und die damit verbundenen Innovationen, die Weiterführungen in der Geistesgeschichte, die Kunstfertigkeit und preisen sie. Andere achten auf die richtige Gesinnung – und sehen von den Werken ab. Was der Wikipedia-Beitrag zu Ernst Jünger schön in der Äußerung von Grünen wiedergibt:

 „Uns ist es relativ gleichgültig, ob Ernst Jünger ein guter oder schlechter Schriftsteller ist. Er war unbestritten ein ideologischer Wegbereiter des Faschismus und ein Träger des Nationalsozialismus von Kopf bis Fuß. Ein Kriegsverherrlicher und erklärter Feind der Demokratie. Er war und ist ein durch und durch unmoralischer Mensch.“

Uns ist es relativ gleichgültig… – anderen eben nicht. Und darum muss man sich sachlich miteinander auseinandersetzen. Aber wie wir Menschen so sind, unsere Emotionen brennen mit uns manchmal durch – vor allem dann, wenn man nicht Recht bekommt in der Rettung der Gesellschaft vor den anderen Übeltätern. Und dann noch: Mit ein paar Gleichgesinnten meint, man sei die Mehrheit, die die Welt retten müsste. Dann kommt es zu Kurzschlüssen – und dann: rien ne va plus, außer verbales, physisches und psychisches Gekloppe.

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