Save the internet + Demokratie und Individualismus

Zu recht gegen die EU-Reform: https://www.bento.de/politik/save-the-internet-dominic-kis-ueber-uploadfilter-und-lobbyismus-a-d511b6b6-8e76-4402-b5ac-ca3716acfcec#refsponi

Man muss das ja nicht alles gut finden, was der EuGh fordert: https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/axel-voss-und-seine-kritiker-koenig-der-memes-a-1302994.html

Das ist aber immer spannend: Ein Gericht fordert etwas – und dann muss es die Politik umsetzen – auch wenn viele Bürger begründet dagegen sind.

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Interessant finde ich die üblen Angriffe gegen den Politiker. Das zeigt, dass manche moderne Internet-Kenner moralisch keinen Deut besser sind als der normal durchschnittliche Internet-Nutzer. Mensch bleibt Mensch – ob modern oder traditionell.

Warum überall die Gewaltandrohungen? Verstehen versuchen heißt nicht verteidigen. Ich vermute, das hängt damit zusammen, dass Menschen, die keine Chance sehen, dass sie sich durchsetzen, dass sie überhaupt wahrgenommen werden, zu diesen üblen Mitteln greifen. In einer Gesellschaft, die gerade das Internet produziert: Ich bin wer, ich habe viele, viele Freunde – fördert die blinde Selbstüberheblichkeit. Und wenn ein Selbstüberheblicher merkt, er ist eigentlich machtlos, kann er schon überreagieren. Zudem wird das „Schwarz-Weiß-Denken“ gefördert. Für Zwischentöne und gute Kompromisse bleibt kaum Raum.

Werte im Internet durchsetzen – das gelingt nur dann, wenn die Gesellschaft selbst von Werten bestimmt wird, die menschliches Miteinander propagieren. Aber das haben wir nicht. Im Gegenteil. Wer Macht hat, macht Gesetze – und versucht sie natürlich durchzudrücken. Entsprechend sind auch die Reaktionen rigide, weil Menschen merken: Irgendwann kommt die Wucht der Mächtigen – ich muss sie dann ertragen.

(Nachtrag [5.1.]: Ich denke, wir müssen auch wieder lernen, dass Demokratie nicht bedeutet, dass jeder seine Sicht durchsetzen kann. Wir leben in einer Zeit, in der wir stolz sind auf Demokratie – ebenso stolz auf den Individualismus. Beide in Form einer guten Gemeinschaft zusammenzuführen, darin liegt eine große Aufgabe. Gute Gemeinschaft bedeutet aber nicht, dass Menschen ohne Diskussionen gezwungen werden, dass Mehrheiten erkauft werden mit billigen Tricks, dass Emotionalisierungen das klare Denken ausschalten.)

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