Während heute Rationalität, Selbstbewusstsein und Autonomie als Maßstab dafür angesehen wird, einen Menschen als Menschen anzuerkennen (so der schillernde Philosoph Peter Singer), war es in der Zeit des Nationalsozialismus die Gemeinschaftsfähigkeit. Ein Behinderter ist nach Ansicht von Hitlers Leibarzt Brandt darum auszulöschen, weil er nicht gemeinschaftsfähig ist. Daraufhin soll der große Fritz von Bodelschwingh (zu ihm sehr kurz und knapp: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienF/Fritz_Friedrich_von_Bodelschwingh_jun.htm ) geantwortet haben: „Herr Professor, Gemeinschaftsfähigkeit ist zweiseitig bedingt: Es kommt darauf an, ob ich auch gemeinschaftsfähig für den anderen bin…“. So laut Berta Braune in dem gestern genannten Buch (131f.).
Wer einem anderen Gemeinschaftsfähigkeit abspricht – ist selbst nicht gemeinschaftsfähig… Und wer Rationalität, Selbstbewusstsein und Autonomie über alles stellt, muss sich fragen, ob er diese Selbstüberhebung benötigt – um sich selbst groß erscheinen zu lassen: andere erniedrigen, Lebensrecht absprechen. Das zeugt nicht für Größe. Weder an Rationalität, an Selbstbewusstsein, noch an Autonomie.