Christliche Kunst: Gemälde – Glaube und Künstler

Als der christliche Glaube noch nicht die Kultur Europas prägte, gab es vereinzelte Versuche, bestimmte Abbildungen als Bekenntnis auf den Sarkophagen anzubringen – erkannt von „Eingeweihten“ – also von anderen Christen.

Als der christliche Glaube sich durchzusetzen begann, wurde christliche Kunst von den ausgestalteten Kirchengebäuden geprägt: Wandmalereien, Mosaiken…

Christliche Kunst begleitete in der Frühzeit vielfach Texte. Texte konnten durch die Bilder von denen verstanden werden, die nicht lesen konnten und konnten den emotionalen Zugang zu den Texten intensivieren. Zudem konnte man die Bilder samt Text auch außerhalb von Kirchen verwenden, wie die Evangeliare zeigen.

In den Kirchen waren Bilder von den Texten vielfach gelöst: Glasmalereien und Skulpturen waren durch das Kirchengebäude in einem kontextuellen Zusammenhang gestellt, dienten aber nicht mehr unmittelbar der Wiedergabe von Texten. Durch die Loslösung vom Text ermöglichten sie dann immer stärker einen Zugang zu dem Abgebildeten in seiner Verbindung zu Gott. So konnten sich dann die Kunstwerke aus dem Zusammenhang von Text und Kirchengebäude lösen. Sie blieben aber noch immer im Kontext der sie umgebenden christlichen Kultur eingebettet.

Das christliche Kunstwerk begann als Kunstwerk bedeutsam zu werden. So versuchten sich die Künstler gegenseitig zu übertrumpfen – und die Maler selbst wurden mit den Bildern verbunden. Vorher waren die Maler vielfach unbekannt. In der Neuzeit löst man dann in der Bildinterpretation den Glauben vom Kunstwerk und meint, der Künstler habe nicht geglaubt oder das Kunstwerk sei nicht Ausdruck des Glaubens, sondern man habe nur Geld verdienen wollen und weil die Finanziers Kirchen und christliche Gruppen waren, habe man eben christliche Bilder gemalt.

Das wird aus meiner Sicht dem Künstler nicht gerecht – er hat zumindest sich auch selbst in den Kunstwerken in Verbindung mit seinem Glauben ein Denkmal gesetzt. So erkennen wir bis in die Neuzeit hinein, dass christliche Bilder gemalt werden, weil der Künstler sich und seine Emotion, seine Gesellschaftskritik, seinen Zugang zur Welt mit Hilfe seines christlichen Glaubens ausdrückt. Zudem hat er die Bilder ja so gemalt, dass sie im Betrachter etwas bewirken können.

Und so entstanden äußerst innige Bilder – aber auch abschreckende Bilder – gerade auch unter Aufnahme der Kreuzigung. Ich denke an Gustave Moreau: Er hat Bilder mit unterschiedlichsten Motiven auch aus der Mythologie entnommen. Aber seine Pietá oder sein „Christus der Erlöser“ lassen ihn selbst erkennen in seinem Glauben. Rembrandt sowieso, seine vielfachen Darstellungen des Verlorenen Sohnes – eines Gleichnisses, das auch von Beckmann als Ausdruck seiner eigenen Verlorenheit aufgenommen wurde. Man denke auch an die vielfältige Aufnahme des Ecce Homo Motivs. Leiden der Menschen konnte man sehr eindrücklich auch ohne dieses darstellen, wie zum Beispiel Käthe Kollwitz zeigt. Warum hat man es dann gerade auch mit Jesus verbunden? („Ich will Gott die Ehre geben auch in meiner Arbeit“ [1914])

Bei jedem Künstler ist individuell zu fragen: Inwieweit ist sein Werk Ausdruck seines Glaubens. Denn das Bild wird nur dann richtig verstanden, wenn sein Glaube ernst genommen wird. Es sei denn, man will allein Farbe und Komposition usw. untersuchen, Inhalte sind dann egal. Eine differenzierte Sicht ist angebracht.

Interessant finde ich im Vorwort zu „Der katholische Rubens“ schreibt Willibald Sauerländer, der sich als „aufgeklärten Agnostiker“ einordnet: „Aus guten Gründen vermeiden kunsthistorische Bücher in aller regel konfessionelle Zuordnungen. Nachdem mit der Aufklärung die werke der älteren Kunst ihrem feudalen oder kirchlichen Wurzelgrund entrissen waren, wurden sie alle in das Pantheon der autonomen Kunst entrückt und im Reich der Ästhetik zu ewiger und allgemeiner Gültigkeit erhoben.“

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