Denis Mukwege: Glaube

Der Friedens-Nobelpreisträger Denis Mukwege, Arzt und Pastor, schreibt in seinem Buch: Meine Stimme für das Leben. Eine Autobiographie, Gießen 2018, über seine Gottesbegegnung (94ff.):

Gott zu begegnen ist  etwas sehr Persönliches, ein ganz besonderer Moment, den  jeder, der glaubt, irgendwann erlebt und den jeder anders  beschreibt.  Während ich mein Inneres öffnete, kam die Gegenwart  Gottes über mich und nahm von mir Besitz. Ein überwältigendes Gefühl der Wärme durchflutete mich und in meinem  Herzen breitete sich die Gewissheit aus, dass ich nicht mehr  allein war. Es war ein außergewöhnlicher Augenblick und  ich wusste, dass mein Leben von nun an nicht mehr dasselbe  sein würde. Was auch immer geschah, ich stand unter Gottes  Schutz. Und wenn meine Zeit auf dieser Welt zu Ende ging,  dann erwartete mich eine neue Existenz in einer anderen  Wirklichkeit.  Ich hatte schon viele Pastoren über diese Dinge predigen  hören, aber von diesem Moment an waren es für mich nicht  mehr bloße Worte, sondern eine unerschütterliche Gewissheit. Ich hatte nicht mehr den geringsten Zweifel; diese Erfahrung machte mir alles so deutlich und ich spürte: Das ist  der Weg, den ich gehen werde. Ganz gleich, vor welchen Entscheidungen ich einmal stehen Würde, ich kannte jetzt die  Richtung, die ich einschlagen würde. 

Diese Entscheidung hatte große Auswirkungen auf sein Wirken als Arzt, denn auf diese Weise konnte er den Patientinnen – sie stehen im Fokus seines Wirkens – „neuen Lebensmut einhauchen“ (86)

Das oben begonnene Zitat spricht das an, was ich in meinem Blog auch wiederholt thematisiert habe: Gott ist als Schöpfer in seinem Geist in seiner Schöpfung am Wirken. Unabhängig von den Religionen. Menschen haben somit eine Ahnung von Gott, interpretieren diesen nur auf unterschiedlichste Art und Weise, je nach Kultur. Der christliche Glaube kann aus diesem Grund die Menschen ansprechen, weil sie im Innern einen solchen „Anknüpfungspunkt“ spüren, an dem Gott in Jesus Christus mit seinem Geist andocken kann.

Ich habe oft den Einwand gehört, dass diese Vorstellung von  Gott erst durch die Missionare nach Afrika gekommen sei  und dass sie uns damit einen fremden Glauben übergestülpt  hätten. Ich halte diese Interpretation der afrikanischen Geschichte für falsch. Meiner Ansicht nach waren die Afrikaner genau deshalb so empfänglich für die Botschaft der Missionare, weil ihnen das Konzept eines allmächtigen Gottes  vertraut war. Die Vorstellung eines schützenden Vaters, der  das Weiterleben im Jenseits ermöglicht, existierte auf unserem Kontinent schon seit Urzeiten. Gott war den allermeisten Volksstämmen und ethnischen Gruppen wohlvertraut.

Das können viele Menschen im Westen nicht verstehen, so Mukwege (96):

Der Allmächtige wurde durch ein menschliches System ersetzt und als überflüssig entsorgt. Gott hat seinen Patz an den Staat und die Versicherung abgetreten.

Wenn diese Absicherungen versagen, brechen Menschen zusammen, sind irritiert, verstehen die Welt nicht mehr, merken, wie zerbrechlich sie sind. Und, man kann hinzufügen: Machen Gott Vorwürfe, dass er sie so sträflich allein gelassen hat.

Er beschreibt übrigens auch, dass im Kongo die Regierung Mobutus versucht hatte, den christlichen Glauben auszuschalten (z.B. dadurch, dass Religionsunterricht verboten wurde), um Mobutu selbst an die Stelle Gottes zu setzen (um sich ins Rampenlicht zu setzen, hat er den berühmten Boxkampf zwischen George Foreman und Muhammad Ali nach Kinshasa geholt [164]). Folge dieser Politik war: Das gesamte System brach zusammen, die Menschen verloren ihren Kompass (103).

Das Krankenhaus von Mukwege wurde aus christlichem Geist geführt. Das bedeutete auch, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Leben betreut wurden. Und so hat das Rote Kreuz manchmal nur widerwillig Menschen dem Krankenhaus zugeführt, die am Genozid in Ruanda beteiligt waren. Aber ein Ansehen der Person, wenn Menschen leiden, gilt für Mukwege nicht.

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