Die Bibel lässt zahlreiche Prozesse in der Beziehung zwischen Gott und Mensch erkennen, Prozesse, in denen sich Gott – bzw. Gott seinen Willen – immer stärker durchsetzt. Direkt ausgesprochen von den Propheten – aufgenommen von den frühen Christen (Verheißung – Erfüllung), auch ausgesprochen zum Beispiel in dem Gleichnis vom wachsenden Senfkorn bzw. in dem vom Sauerteig. Es geht mir nicht darum zu sagen, dass der Mensch das Reich Gottes herbeiführen kann. Das kann ich in biblischen Texten nicht erkennen.
In der folgenden Aufzählung nenne ich ein paar Punkte, in denen ein Denk- und Erfahrungsprozess deutlich wird. Meine Intention zusammengefasst: Gott handelt an und mit dem Menschen – er ist dabei, den Menschen in seine Richtung zu lenken. In biblischen Texten finden wir Samenkörner, die sich im Laufe der Geschichte entfalten. Das hat übrigens mit Evolution der Kultur aus meiner christlichen Perspektive nichts zu tun. Es handelt sich nicht um geschichtliche Zufälle, sondern um ständiges Einwirken Gottes auf den Menschen.
Das kann alles nur stichpunktartig genannt werden: Jeder dieser Punkte bedürfte einer intensiven Entfaltung. Das kann der Blog nicht leisten bzw. ich als Individuum mit meiner Zeitgrenze, in der ich lebe, ebenso nicht entfalten. Zumindest jetzt nicht.
Das Verhältnis von Gott und Mensch ist nicht starr zu denken, sondern flexibel, dynamisch. Gott geht auf den freien und widerspenstigen Menschen ein.
- Krieg und Frieden
Ich habe das intensiver ausgearbeitet am Beispiel von Krieg und Frieden (weitere Unterseiten siehe dort): https://evangelische-religion.de/krieg-friedenbibel.html - Sklaverei
Am Beispiel der Sklaverei: https://evangelische-religion.de/sklaverei.html - Opfer
Es kann auch am Beispiel des Opfers dargelegt werden: Der Mensch hat soweit wir es nachvollziehen können, Opfer dargebracht: Menschen, Tiere, Pflanzen. Die Opferung von Menschen wurde im jüdischen Bereich dadurch beendet, dass man sich die Geschichte von Abraham und Isaak erzählt. Es muss übrigens Gott gewesen sein, der die Opferung Isaaks befahl, denn die Opferung von Menschen wurde wohl als Befehl von den Göttern/Gott verstanden und nicht einfach als eigenwillige Handlung der Menschen. Entsprechend muss der Gegenbefehl auch von Göttern bzw. Gott kommen. Als Gegenbefehl von Gott kam dann, das Menschenopfer nicht mehr zu vollziehen, statt dessen Tiere zu nehmen. Menschen haben auch Tiere geopfert – und die Opferung von Tieren wurde immer stärker kritisiert: sowohl im paganen als auch im jüdischen Bereich. Die Tieropferung wurde dann dort abgeschafft, wo das Christentum Fuß fasste, weil die Kreuzigung Jesu sowohl als letzte Menschen- als auch als letzte „Tieropferung“ verstanden wurde. Entsprechend versiegte das Opfer. Warum das Menschenopfer im paganen Bereich Asiens (zumindest dort, wo es das nicht mehr gibt) als auch Griechenlands/Roms abgeschafft wurde, muss ich noch eruieren. In Amerika war es noch üblich, bevor Christen kamen. Wie war es in Afrika? - Umgang mit Tieren
- Würde
Prozess ist auch mit Blick auf Würde anzusprechen https://evangelische-religion.de/menschenw%C3%BCrde.html Es wurde schon vorher darüber nachgedacht, so von Solon, Cicero… aber einen Innovationsschub bekam dieses Denken durch Jesus und seinen Nachfolgern. Naturrecht ist vielfach deutbar. Aber dann hat sich Jesus allen Menschen zugewendet, gerade den unteren Schichten Selbstbewusstsein gegeben. Dass das Christentum in dieser Hinsicht innovativ war, das hat Nietzsche erkannt. Würde aller Menschen wurde mit Jesus begründet: Gott wurde Mensch, das heißt: Menschen als Menschen haben würde. Später kam die Begründung mit Hilfe von Genesis 1 dazu. Und wir sind auf dem Weg dahin, zumindest theoretisch festzustellen, dass alle Menschen Würde haben. Allerdings sehen wir massives Rückschritt Potential durch Gruppen, die das Individuum der Gemeinschaft unterordnen. Praktisch: Wir sind immer noch auf dem Weg. Wenn wir an Jakobus denken: Er war schon weiter, was er fordert, ist heute noch nicht realisiert, Dass der Arme genauso Würde hat wie der Reiche – man denke an die öffentlich wirksamsten Medien. Da ist Gleichberechtigung noch immer nicht in Sicht. Das Sagen haben die Oberen 100. - Schöpfung
Gott erschuf laut Genesis 1 die Gattungen. Den Gattungen gab er den Befehl, sich fortzupflanzen. Genesis 1 hat in der Abfolge der sieben Tage schon einen Prozess im Blick – eine Höherentwicklung der Lebewesen: Pflanzen – Fische – Vögel (Weiterentwicklung der Dinos ) – Landtiere – Mensch. Natürlich ist Evolution im heutigen Sinn nicht im Blick. Es ist eher statisch die Gattung im Blick, heute eher dynamisch. (Auch der Darwinismus entwickelte sich: Neo-Darwinismus [Erbmischung: mütterliche und väterliche Gene – Rückgriff auf Mendel], synthetische Evolutionstheorie [Entdeckung der DNS und die Variationen], Epigenetik [Umwelteinflüsse schalten Gene an bzw. aus, wird vererbt, aber ob Auswirkung auf Evolution ist offen]). Allerdings hat sich heute in dieser Frage was getan. In der Bibel Prozess im Umgang mit der Natur (Matthäus 6) und dem Leiden der Tiere (Römer 8). - Bibel
Die Bibel ist ebenfalls in einem Prozess entstanden: Dieser Aspekt ist zwar historisch-kritisch erschlossen, müsste aber noch einmal mit Blick auf Gottes Wirken präzisiert werden. - Mission/Offenbarung
Am Beispiel Gottes Umgang mit dem Menschen überhaupt:
- Ahnungen von Transzendenz: Geister – Götter…
- Dann die Offenbarung an Abraham, einem Clan-Führer, schon mit Blick auf ein Volk
- dann die Offenbarung an das Volk durch Moses und Propheten (auch in der modernen Version, dass sich langsam erst das Volk Israel konstituierte),
- dann die Einbeziehung der Völker durch Jesus Christus und die nachkommenden Christen-Generationen – ausgesprochen wird der Prozess im Gleichnis vom wachsenden Senfkorn.
- Erst Europa, dann alle anderen Kontinente durch Mission.
9. Ethik
Prozess auch die Werte: Sie werden weiterentwickelt gleichzeitig heute vernachlässigt. Und dann kommen Kulturen und Unkulturen, die sich breit machen, weil die Gesellschaft die mühsam errungenen Werte missachtet, gegen sie argumentiert, und damit eben die Gesellschaft einen Rückschritt erfährt. Und wenn es dann wieder ganz übel ist, besinnt man sich und kehrt zu ihnen zurück und der Prozess geht weiter. Großer Fortschritt im NT: Dass überhaupt über Gewalt nachgedacht wird – abgelehnt wird. Natürlich nicht in der Terminologie, die sich seitdem entwickelt hat.
10. Auferstehungsglauben
Das frühe Israel kennt keinen spezifischen Auferstehungsglauben. Er hat sich erst langsam durchgesetzt – über den Weg: Gott ist ein Gott der Lebenden. Dieser Ansatz wurde dann von den frühen Christen durch die Erfahrung des auferstandenen Jesus Christus bestätigt.
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