Strategische Rhetorik der Stigmatisierung – Kriegsrhetorik

Was mir in der politischen Diskussion auffällt: Es werden von den jeweiligen gegeneinander stehenden Gruppen Stichworte (Stigmawörter) kreiert und diese werden dann in Diskussionen ständig wiederholt, obgleich sie als Falschinterpretation erwiesen wurden, oder als überhaupt nicht gesagt, oder als gesagt aber aus dem Zusammenhang gerissen, oder der Mensch hat sich längst entschuldigt… Das geht so lange, bis ein schlimmeres Stigmawort dieses jeweilige ersetzt oder aber – sie werden summiert.

Die Gegner der Anschuldiger erkennen, dass das natürlich undifferenziertes Geschwätz ist, rhetorisch durchsichtige Strategie. Die Anhänger – die sind es wohl – auf die es ankommt, die fühlen sich in ihrer Aversion gegen den anderen bestätigt, sie fühlen sich angesichts dieser Stigma-Stichworte wie beim archaischen Stallgeruch wohl. Vielleicht will man auch, wie in der Werbung, diejenigen, die eher emotional unbewusst handeln, durch diese rhetorische Stigmatisierung in den eigenen Stall zerren.

Diese den Gegner destruierende Begriffe darf man natürlich nicht argumentativ vertiefen. Wenn man es täte, dann könnten evtl. die eigenen Leute – oder gar ich selbst? – von den von mir aufgenommenen Argumenten für die Gegner überzeugt werden. Zudem könnte ich in Gefahr geraten, als Verräter in der eigenen Gruppe angesehen zu werden: zu verständnisvoll, zu sehr reflektierend – und da Gruppen häufig zur Abschreckung potentieller Fahnenflüchtiger einen Buhmann brauchen, sollte man aufpassen, dass man selbst nicht dieser wird – von daher: Muss man fleißig mit stigmatisieren… Darum müssen diese Worte möglichst

  • häufig,
  • knapp,
  • plakativ,
  • argumentationslos,
  • aggressiv,
  • auf unterschiedlichsten Medien,
  • in unterschiedlichsten – auch unpassenden Kontexten

wiederholt werden. Diese Stigmatisierungs-Strategie erkennt man sowohl bei rechten wie bei linken Vordenkern.

Was schließen wir daraus: So mancher strategisch Stigmatisierender hat von Friedenspädagogik noch nichts gehört. Er bzw. sie ist tapfere Vertreterin der Kriegspädagogik. Statt Kriegsrhetorik – Friedensrhetorik. Wär doch ein guter Vorsatz für 2018.

Ist diese Aussage auch stigmatisierend? Nun denn: Ich habe keine Namen genannt, keine Parteien, keine Gruppen – so kann nun jedem selbst auffallen wer diese Kriegs-Rhetorik der Stigmatisierung benutzt. Und das heißt: Vorsicht!

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