Warum gehen Menschen in den Gottesdienst?

Warum gehen Menschen in den Gottesdienst einer Evangelischen Kirche? Warum sie in die Katholische Kirche gehen, das ist eindeutiger, denn sie gehen hin, um in der Eucharistie mit dem Sterben und dem auferstandenen Herrn Jesus Christus verbunden zu werden. Warum kommen Menschen zu uns in den evangelischen Gottesdienst? Um über das Wort mit dem Herrn Jesus Christus verbunden zu werden.

Sie kommen vermutlich überwiegend nicht, um zu erfahren, was der Pfarrer oder die Pfarrerin politisch denkt, wie sie die Welt verändern möchte, ob grün, ob rot, ob blau, ob schwarz oder welcher Partei auch immer zugehörig. Parteien und ihre Weltanschauung – das erwarten die Menschen, die zu uns in den Gottesdienst kommen, sicher nicht. Sie erwarten auch nicht, dass sie motiviert werden, allgemeinpolitisch dieses und jenes tun zu müssen. Sollen der Pfarrer und die Pfarrerin doch tun, was sie gesellschaftspolitisch tun wollen – aber wir haben es mit erwachsenen Menschen zu tun, die wissen, wie sie politisch agieren müssen – wenn sie denn wollen. Es ist auch nicht unsere Aufgabe, Stimmung zu machen gegen oder für dies oder jenes. Wir machen keine Stimmung – wir haben Gottes Wort im gleich zu nennenden Sinn zu verkünden.

Was wollen die Menschen? (Ausnahmen mag es immer geben, wenn sie wissen: Der Pfarrer oder die Pfarrerin hat auch meinen politischen Stallgeruch – und wollen sich in diesem bestätigt fühlen.) Sie wollen hören, dass ihnen die Schuld vergeben wurde, sie wollen hören, dass sie nicht allein in die dunkle Zukunft gehen, sondern dass Gott und Menschen auf ihrer Seite sind – ja, auch Menschen, wenn die Gemeinde funktioniert. Sie wollen hören, wie sie mit ihren Ängsten umgehen können, mit ihren dunklen Stunden, Stunden in Einsamkeit, Stunden, in denen ihr Versagen ruckartig in den Sinn kommt, wie sie mit Auseinandersetzungen umgehen können, die sie belasten, wie sie mit sich selbst umgehen können. Es gibt so viel menschliche Probleme, die unser Glaube aufgreifen kann, aus denen er einen Ausweg bieten kann, einen Beistand, Wegweisung, Hilfestellung, Gemeinschaft.

Politik in Ehren – aber Kirche hat andere Aufgaben, als einfach nur Handlanger irgendwelcher aktueller Probleme und Positionen zu sein. Wir sind eigenständig, selbstständig. Kein Trump, kein Putin ist so wichtig, dass er die Predigt beherrschen müsste. Kein Kim Yong il, keine EU, keine Klimaerwärmung muss breit ausgetreten werden und das Thema beherrschen, keine Flüchtlingspolitik, keine Abtreibungsposition. Diese können natürlich Eingang in die Predigt finden – aber eben das Hauptthema ist ein anderes: Der Hörer, die Hörerin und die Gottesbeziehung. Sozialpolitische Themen sind dem Hauptthema, Gott in Jesus Christus, einzuordnen, unterzuordnen. Wir müssen uns von den parteipolitischen Weltanschauungen emanzipieren. Kirche – Kyriakon – wir sind dem Herrn Jesus Christus gehörig, keiner noch so dominanten politischen Gruppe oder Aufregung der jeweiligen Zeit. Moderner Ablass ist genauso wenig relevant wie moderne Formen der Gesetzlichlkeit (von Plastiktüten-Verwendung bis hin zu Energiesparlampen und ElektroAuto-Zwang), moderne Höllenängste (wenn ihr nicht… – kommt ein Weltkrieg, wird die Erde untergehen…) schüren sollte genauso verpönt sein wie religiöse Höllenängste zu verbreiten. Erstere haben letztere nicht selten ersetzt. Themengottesdienste, die als solche angekündigt werden, bieten sich an, bestimmte Themen aus allen möglichen Perspektiven – auch das nicht einseitig – zu beleuchten. Aber dann kommen auch die Menschen, die zu dem bestimmten Thema etwas hören bzw. beitragen wollen. Das ist etwas anderes.

Das Eigentliche sei unser Thema, Menschen zu helfen, in ihrem Leben klar zu kommen – denn Gott bietet uns seine Hilfe an.

In der Barmer Theologischen Erklärung heißt es https://www.ekd.de/Barmer-Theologische-Erklarung-Thesen-11296.htm :

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.

Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.

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Das schrieb ich, bevor ich das hier las: https://www.idea.de/frei-kirchen/detail/journalist-weihnachtspredigten-gleichen-debatten-der-gruenen-103727.html

https://www.wolfgangfenske.de/impressum-datenschutz.html und http://blog-diskussionen.wolfgangfenske.de/

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