Wer bist du? Woher kommst du? Kann ich helfen? – Soziales Herumgestelze

Jeder Mensch ist anders. Auch Ausländer unterscheiden sich voneinander. Manche wollen gefragt werden: Woher kommen Sie? – manche empfinden das als Diskriminierung. Es gibt Deutsche mit ausländischen Wurzeln – manche sind stolz darauf auch hierüber ins Gespräch zu kommen, andere sind es nicht. Das gilt auch für andere Bereiche: Ich fragte einmal einen Behinderten im Rollstuhl, der sich mühsam eine Straße hinauf bewegte, ob ich helfen könne. Er schrie mich empört an – er könne das allein. Andere sind dankbar, wenn man fragt, ob man ihnen helfen könne, wie mir ebenfalls ein Rollstuhlfahrer sagte und sie ärgern sich dann, dass andere einfach so vorbei gehen. Denn Nichtbehinderte helfen sich ja auch gegenseitig, wenn sie sehen, dass einer Hilfe benötigt. Manche Frauen sind empört, wenn man ihnen nicht die Türe aufhält, manche sind empört, wenn man es tut. Alles habe ich schon erlebt. Auch die Frage, warum ich das „R“ so rolle – eben, weil ich aus Brasilien komme. Und es ergeben sich Gespräche über Brasilien – auch wenn ich immer sagen muss: Ich bin seit XXX Jahren in Deutschland – habe also keine Ahnung mehr vom Brasilien der Gegenwart. Ich komme aus Hamburg! Oh schön, erzähl mal was von Hamburg… – soll auch vorkommen. Ihr Autoschild hat ein M – kommen Sie aus München? Wow. da wollte ich auch immer mal wohnen…

Ich denke, man soll sich verhalten wie man denkt, dass es richtig ist. Wenn man eine Abfuhr bekommt – was soll´s. Man kann nicht in den anderen hineinsehen – und muss sich darum einfach nur authentisch verhalten. Alles andere ist soziales Herumgestelze. Und wenn man andere gar nicht mehr anzusprechen wagt, dann klagen sie sicher über Isolation aufgrund der Herkunft aus Hamburg…

So viel zu diesem Beitrag: http://www.zeit.de/2017/22/diskriminierung-herkunft-migration-frage/seite-2

Impressum http://www.wolfgangfenske.de/

Nachtrag: Dass im Alltag die Rolle, woher einer kommt, wichtig ist, scheint dieser Beitrag zu signalisieren: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/okwui-enwezor-nachruf-auf-documenta-kurator-und-direktor-haus-der-kunst-a-1258128.html

Hier ist man auf einmal nicht mehr sensibel.

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